"Ich bin der drittletzte Beitrag vom 17.06.2015 mit den Beispielen, auf die interessanterweise keiner der Empathie-Fanatiker eingegangen ist."
Ich weiß zwar nicht, ob ich zu den Empathie-Fanatikern gehöre, aber zu den Beispielen schreibe ich doch gerne meine Meinung.
"- Ein Kollege hat einen direkten Vorgesetzten in den USA, d.h. verschiedene Zeitzonen. Der Kollege blockiert seinen Kalender ab 15:30 Uhr, so dass sein Chef Zeit für ein 1:1 (in seiner Zeit) von morgens 7:00 bis 7:30 hat. Punkt 15:30 Uhr geht der Kollege nach Hause."
Das Problem verstehe ich nicht. Das Thema Arbeitszeit ist vertraglich geregelt. Gibt es eine Anwesenheitspflicht bzw. Kernarbeitszeit, z.B. bis 17 Uhr, dann gilt diese. Gibt es keine, dann gibt es auch keine. Der 15.30 Uhr Heimgeher kommt offensichtlich um 07.00 Uhr oder 08.00 Uhr bereits ins Büro. Was spricht dagegen, dass der Chef von 07.00 Uhr bis 07.30 Uhr mit dem Mitarbeiter telefoniert? Wenn es sowieso Telefonate sind, kann er doch auch aus dem Auto anrufen. Hat nun der Chef ein künstliches Problem oder der Mitarbeiter? Wer hat diese dämliche Organisationstruktur überhaupt entschieden, in der man Mitarbeitern einen Vorgesetzten in den USA gibt?
"- Es kommt ein wichtiger Lieferant zum Einkauf an den Standort zu Besuch. Solche Besuche sind sehr selten. Es wird der Disponent der Supply Management Abteilung eingeladen. Dieser lehnt das Meeting ab mit der Begründung, er gehe um 15 Uhr nach Hause, also habe er keine Zeit für ein Meeting von 14-17 Uhr."
Als Führungskraft kann man solche Meetings rechtzeitig ankündigen oder mit dem Mitarbeiter mal anständig sprechen, anstatt einfach den Termin reinzudrücken. Disponenten kommen morgens sehr früh zur Arbeit, oftmals schon um 06.00 Uhr. Da ist 14-17 Uhr eine dumme Zeit für ein Meeting, wenngleich für viele andere Beschäftigte vollkommen normal. Ansonsten: Ja, Problem könnte "künstlich" sein.
"- Es wird eine neue Microsoft Word Version angeschafft. Leute beklagen sich bitterlich, wie man denn sowas machen könne. Da seien die Buttons ja ganz woanders, wie solle man sich denn da orientieren."
Ja, für jüngere IT-Freaks ist sowas ein "künstliches Problem". Ich habe die neue Word-Version auch gehasst, als sie rauskam. Wird Dir auch mal so gehen. Ich hoffe, dass Du dann einen Chef hast, der das künstlich findet. Am besten stellen wir die IT zukünftig auf Voice- oder Gestensteuerung um. Und wer damit nicht klarkommt, hat ein künstliches Problem.
"- Kollegen verbringen 20% der Arbeitszeit damit nach Gründen zu suchen, warum die Arbeit nicht erledigt werden kann. Und sind von diesen Gründen dann zu 100% überzeugt. Genau diese Kollegen gehen im Stundentakt für je 10 Min zum Rauchen vor die Türe."
Künstliches Problem. Offensichtlich sind die Zuständigkeiten auch nicht ganz klar. Führungsproblem. Zuständigkeiten klären, klare Vereinbarungen an Schnittstellen definieren.
"- Im Abteilungsmeeting wird 1h lang diskutiert, ob es gerechtfertigt ist, den Preis für den Kaffee vo 30 Cent auf 50 Cent anzuheben."
Kostenrechnungsproblem. ;)
"- Ein Kollege im Bereich IT ist extrem langsam mit Tippen auf der Tastatur, also beantwortet er 80% der Mails mit einem Anruf, wenn viele Leute im Verteiler sind ruft er den untersten in der Hierarchie an und sagt am Ende des Anrufs: "Also bitte fassen Sie schriftlich zusammen, was ich Ihnen gerade erklärt habe und schicken die Antwort an den Verteiler."
Finde ich eine sehr, sehr coole Art zur Eindämmung der lästigen, Prioritäten verschleiernden und nur der eigenen Absicherung dienenden Mailflut in großen Unternehmen. Und führt hoffentlich dazu, dass man zukünftig direkt den Hörer in die Hand nimmt und miteinander spricht, anstatt zahlreichen Personen ein dämliches Mail in den Postkorb zu drücken, das mit einem einfachen Anruf hätte vermieden werden können.
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