WiWi Gast schrieb am 04.02.2024:
Hallo zusammen,
ich bin noch relativ neu im Berufsleben und möchte mal wissen, welche Lebensmodelle die Erfahrenen hier nach Erreichen der finanziellen Unabhängigkeit ausleben.
Damit meine ich nicht die erbenden Millionäre, sondern diejenigen, die sich die Unabhängigkeit selbst erarbeitet und auch angestrebt haben. Ich persönlich möchte in Zukunft, wie die meisten hier, auf keinen Fall bis 70 arbeiten. Trotzdem lese ich hier vermehrt von Leuten, die neuerdings finanziell unabhängig geworden sind und entgegen ihrer eigenen Vorstellungen doch noch weiterarbeiten möchten.
Woran liegts und für welches Lebensmodell habt ihr euch dann stattdessen entschieden?
Finanzielle Unabhängigkeit ist ja kein einzelner Punkt, sondern eine Spannbreite, die dazu noch von sehr persönlichen Ansprüchen und Einschätzungen abhängig ist, die sich über die Zeit auch ändern können.
Der erste Punkt ist für mich erreicht, wenn man mit deinem jetzigen Gehaltsniveau seine jetzigen und zukünftigen Ansprüche abdecken kann und dabei genug Geld für Altersvorsorge etc. übrig bleibt. Ab dem Zeitpunkt braucht man nicht mehr der Beförderung oder dem neuen Job hinterher rennen, außer man will das wirklich machen.
Der nächste Punkt ist ausreichend finanzieller Spielraum, um Arbeitszeit zu reduzieren oder sich mal eine Auszeit zu nehmen.
Dann hat man den Punkt, wo man ausreichend Geld für die Grundansprüche (Dach über dem Kopf, Essen, Heizung). Dinge wie teure Reisen, regelmäßig teure Lebensmittel oder Restaurant, Auto oder Unterstützung von Verwandten ist aber nicht drin.
Und dann hat man das Maximum, was man bei Vollzeit-Arbeit bis zu offiziellen Renteneintrittsalter (i.e. 67) erreichen kann. Idealerweise ist das mehr, als man bis zum Lebensende brauchen wird, und man kann vor 67 mit der Arbeit aufhören.
Irgendwann zwischen dem Punkt der erfüllten Grundansprüchen und dem Vollzeit bis 67 sagt man dann, dass man mit der Arbeit aufhört. Häufig ziehen da Leute auch freie Zeit vor, i.e. sie gehen lieber auf 60-80%, wenn die Kinder klein sind, als zwei Jahre früher in Rente gehen zu können.
Für mich persönlich sehe ich, dass ich lieber arbeiten gehe als mich finanziell sehr stark einzuschränken. Dazu kommt, dass meine Schwester finanziell nicht so gut aufgestellt ist und ich die Möglichkeit haben will, sie und ihre Kinder ggf. unterstützen zu können. Da sind mir größere finanzielle Spielräume wichtiger als in möglichst frühen Alter in Ruhestand gehen zu können.
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