"Trotzdem bezweifele ich diese Aussage aber ganz stark!"
Ich wünsche Dir, dass Du Recht behältst. Ich fürchte allerdings, dass an meiner Aussage etwas dran ist. Schau dir doch mal an, wie in den meisten Unternehmen Mitarbeiter eingearbeitet werden: Erstmal ganz leichte, doofe Tätigkeiten. Wer die packt, darf mehr tun. Wer bei den leichten Tätigkeiten schon versagt, wird immer bei den leichten bleiben müssen. Obwohl es vielleicht jemand ist, der die einfachen Tätigkeiten schlicht nicht beherrscht, weil er unterfordert ist. Natürlich werden Studenten und Absolventen von vornherein auf "komplexere" Tätigkeiten gesetzt, aber ein Praktikant, der nicht mal eine einfache Rechenaufgabe oder das Kaffeekochen beherrscht, wird für die "richtigen" Aufgaben wahrscheinlich übergangen werden. Traurig, aber wahr.
Deshalb mein Rat an den Threadersteller: An den einfachen Aufgaben kannst Du beweisen, dass sie für Dich zu einfach ist. Wenn Du an den einfachen Aufgaben bereits verzweifelst, wird man das nicht zu Deinen Gunsten auslegen. Leider!
Die Frage ist natürlich, was man als "Sachbearbeiter" definiert. Interessanterweise gibt es den Begriff nur im Deutschen, US-Firmen verwenden für jede Tätigkeit einen eigenen Titel ("Financial Analyst", "Sales Agent" etc.). Ich würde als Sachbearbeiterjob jede Tätigkeit bezeichnen, die in einer der Kernfunktionen des Unternehmens einen Job auf Nicht-Führungsebene umfasst und in eine normale Führungshierarchie eingebunden ist. Das geht vom Vertriebsmitarbeiter über den Controller, Fertigungsplaner, Bankangestellten, Logistiker etc. bis hin zum (DAX-)Einkäufer. Da können unglaublich langweilige Tätigkeiten abgedeckt sein, aber auch äußerst spannende. Aber sie alle haben eines gemeinsam: Man war selbst mal das, was man später rumkommandieren möchte. Und das schärft den Charakter gewaltig.
Eine deutliche Trennung sehe ich zur Stabsstelle, als zu Nicht-Führungskräften, die Projektarbeiten in direktem Reporting zu einer hohen Führungskraft durchführen. Vorstandsassistenten zum Beispiel. Das ist mit Sicherheit ein sehr wertvoller Job für die Karriereleiter und ohne Zweifel auch spannend und lehrreich. Wer jedoch sein ganzes Leben lang nur solche Tätigkeiten ausübt, für den ist irgendwann Schluss. Denn er hat nie die "echte" Linie kennen gelernt; niemals das gemacht, womit das Unternehmen sein Geld verdient. Und das finde ich schlicht unglaubwürdig.
"Erstmal 2-3 Jahre als Sachbearbeiter zu arbeiten ist andererseits aber ein großes Risiko, wenn man von vornherein weiss, dass man nach oben möchte."
Was wäre denn die Alternative? Ein Einstieg direkt als Führungskraft? Gut, wenn man das schafft, aber da habe ich noch keinen einzigen Absolventen kennen gelernt. Ein Einstieg als Vorstandsassistent etc.? Kann man machen, aber vom ersten Arbeitstag an nur Sonderaufgaben zu erledigen finde ich schlicht ein wenig feige. Das Unternehmen verdient dadurch Geld, dass es ein Kerngeschäft ausübt, und wer nie Teil dieses Kernprozesses war, dem fehlt es m.E. an Glaubwürdigkeit.
"Das Weiterkommen im Unternehmen ist für Sachbearbeiter aber äußerst kompliziert! Es ist sehr schwierig, bei idiotensicheren Jobs Top-Leistungen zu vollbringen."
Wer sagt, dass diese Jobs "idiotensicher" sind? Du stellst Dir unter einem Sachbearbeiter doch nicht etwa jemanden vor, der in einer Versicherung den ganzen Tag lang Zettel von einem Papierhaufen auf den anderen legt und das dann "Arbeit" nennt? Dann hätten wir nämlich wirklich ein Definitionsproblem...! Natürlich GIBT es solche Jobs, doch welches Unternehmen stellt dafür noch ernsthaft junge Absolventen ein?
(Der Vergleich mit dem Fließband ist gut gemeint, aber Fließbandarbeiter sind keine Sachbearbeiter, da sie Arbeiter sind und keine kfm. Angestellten.)
Zur Info: Bei uns werden meistens Sachbearbeiter zu Projektsachbearbeitern befördert (also Halb-Stabsstellen mit Projektverantwortung) und im nächsten Schritt dann zu unteren Führungskräften in Linienfunktionen. Also eine relativ sachbearbeiterfreundliche Struktur. Es gibt natürlich auch Gegenbeispiele, wo ein Vorstandsassistent nach dem anderen auf die Linienführungsstellen platziert wird, während diejenigen leer ausgehen, die vom Geschäft die eigentliche Ahnung haben. Das hält aber kein Unternehmen lange durch.
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