Liebe Community,

ich brauche euren Rat, da ich langsam gefühlt wahnsinnig werde. Ich bin 31 Jahre alt, nach einigen Jahren T2 Beratung bin ich nun im Investitionscontrolling eines S-Dax Konzerns und immerwieder überrascht wie politisch mein Umfeld ist.
Wurde von Tag 1 von einigen innerhalb meines Departments als Bedrohung gesehen, welchen man immer testen/mustern muss. Mir werden Information vorenthalten, Leute mit denen ich mit super verstanden habe, ignorieren mich nun, da ich einen guten kollegialen Draht zum CFO habe (verstehen uns auch privat gut - wohnen zufällig in der nähe).

Habe zu einzelnen Stakeholdern immer versucht ein professioneles und kollegiales Verhältnis aufgebaut und war immer bereit "Insights" zu teil, sofern sie durch diesen Wissensvorsprung bessere Entscheidungen für Ihre Projekte treffen können. Makaber wirds jedoch für mich, wenn die Leute dann mit diesen Infos hausieren gehen und sich dadurch auf - für mich - befremdliche Art und Weise intern profilieren.

Habt ihr solche, oder ähnliche Erfahrungen gemacht?
Wie beurteilt ihr eine solche Kultur?

Ich bin noch aus der Beratung einiges gewöhnt, aber dort war es immer "hart aber fair" und man hat kollegial in enger Zusammenarbeit Projekte durchgezogen. Hier habe ich das Gefühl, dass jeder auf eigene Rechnung spielt und man fast keinem trauen kann.

Freue mich über regen Austausch, da mich das Thema sehr beschäftigt.

Ich kann Dir aus eigener Erfahrung nur bestätigen, daß die Abwesenheit von üblichen zwischenmenschlichen Konflikten, Gezänk und Mobbing, wie dies üblicherweise in größeren Organisationen auftritt, sehr befreiend sein kann und Du auf diese Weise viel Zeit und einen freien Kopf gewinnst, den Du anderswo sinnvoller einsetzen kannst als die üblichen betriebsinternen Konflikte weiter am Köcheln zu halten oder Dich gegen dessen Folgen zu wehren.

Naja es gefällt dir nicht. Vielleicht solltet du dich umschauen. Wer mag schon Schlangen...

Sowas hast du größtenteils in solchen Konzernen, welche einfach schwache Profile anziehen. Diese schwachen Profile können sich nicht über Leistung definieren, sondern nur über Seilschaften. Daher generieren sie Intransparenz und haben panische Angst vor Veränderung.

Schau dir das noch zwei Jahre an, falls sich nichts ändert, musst du raus. Oder du wirst genau so einer.

"nach einigen Jahren T2" überrascht Dich das?
Hast Du das Unternehmen im Rahmen der Berater-Jahre nicht kennengelernt?
Das ist doch recht typisch, wenn die High-Potentials von draussen in eine etablierte Organisation kommen, dass die einen schweren Stand haben.

Das ist doch für 9 von 10 Beratern so, die den Exit in einen Bereich wählen, der nicht von Ex-Beratern bereits durchzogen ist.

Wenn Dir nicht passt, dann geh. Beim nächsten AG bist Du halt nicht mehr der Ex-Berater, sondern der Ex-wasauchimmer

Ganz ehrlich, die Leute werden sich dir gegenüber vorerst nicht ändern. Wenn du weiterhin Lust hast diese Machtspielchen mitzumachen, dann bleib. Wenn nicht, dann wechsel das Unternehmen.

Du wirst als Bedrohung bzw. Fremdkörper angesehen, weil Du

1. aus der Beratung kommst. Berater = viel Ahnung in der Theorie, keine Ahnung von der Praxis (= Luftpumpen). Sehr platt und abgedroschen, so ist das Bild für viele nunmal.

2. Du kennst den CFO auch privat. Das hemmt die anderen, da sie nie sicher sein können, was im Büro bleibt und bei einem Bier und einer Bratwurst beim CFO landet. Auch das ist sehr platt, aber nachvollziehbar. Die Kollegen kennen Dich noch nicht und können nicht einschätzen, wem gegenüber Du loyaler bist. Dazu kommt Punkt 1 verschärfend hinzu ("Berater wollen ja immer was verändern, da sag ich mal nichts, sonst kommt der noch auf dumme Ideen").

Fokussiere dich einfach nur auf dich. Die einzig relevante Person für dich ist der CFO und sein Dunstkreis. Es ist deine Karriere.