WiWi Gast schrieb am 14.12.2020:
Ich bereue bezogen auf das Studium gar nichts.
Wenn ich es mit der Schulzeit vergleiche ist es wie Himmel und Hölle (Studium ist Himmel).
Wenn ich auf mein Studium, das schon einige Jahre her ist, zurückblicke erinnere ich mich an viele schöne Tage die ich dort hatte:
Man war frei in seinen Entscheidungen und konnte seinen Tag planen wie man will. Abends war fast immer, außer zur Prüfungszeit, irgendeine Party angesagt.
Ich habe viele Menschen kennenlernt, aus der Wg oder durch Bekannte, ich habe viel gefeiert. Gelernt, das gute Noten wichtig sind, aber auch nicht alles bedeuten. Ich habe gelernt, dass ich durch ganz normales Verhalten mit vielen hübschen Frauen abhängen und sie kennenlernen bzw. mit ihnen Spaß haben kann. Ich habe auch gelernt, dass echt Freude viel Wert sind und das insbesondere wenn man Hilfe braucht.
Vieles was man vorher als Schüler verinnerlicht hat ist später unwichtig geworden. Freunde und die eigene Persönlichkeit sind wichtig, sie können einem viel ermöglichen.
Heute sitze ich in einem großen Unternehmen, mein Job ist cool und trotzdem denke ich oft an die Studienzeit zurück und möchte sie nicht missen. Ich bin ein "cooler" Typ geworden und das hilft mir täglich.
Niederlagen gab es einige - so war das die schlechte Noten in dem wichtigen Fächern, dass man für die spätere Karriere "brauchte". Oder, dass man seine Traumfrau nie zum Kaffee eingeladen hat, obwohl sie sogar danach gefragt hat. Eine Niederlage war und ist auch, dass ich zu wenig die freie Zeit genutzt habe. Viele Tage waren vom ausschlafen geprägt, dass hätte nicht immer sein müssen.
Insgesamt bin ich trotzdem sehr zufrieden, trotz der Niederlagen. Ich möchte die Zeit nicht missen. Für mich war es nicht nur eine sehr schöne sondern auch sehr wichtige Zeit.
Kann deinen Post überwiegend unterschreiben. Habe mein Studium auch sehr genossen und finde, dass es einfach die entspannteste und sorgloseste (und vielleicht sogar die beste) Zeit meines Lebens war. Würde aber nicht behaupten, dass heute im Vergleich zu damals alles mies ist.
Klar ich muss jede Woche meine 40-45h arbeiten. Habe auch oft genug kein Bock und würde morgens lieber ausschlafen oder Abends lieber feiern gehen. Mein Job ist okay, sicherlich nicht die völlige Erfüllung, aber eben auch kein schrecklicher und schlecht bezahlter Knochenjob, wie ihn so manche Kumpels von mir haben, die den Sonntag Abend schon mit Bauchschmerzen an Montag denken.
Dazu habe ich auch echt Gefallen am Geld gefunden. Ich finde ich unglaublich befreiend, ohne einen Blick aufs Konto einkaufen zu gehen oder mir auch einfach mal Impulskäufe, ohne groß drüber nachzudenken, erlauben zu können. Auch Reisen sind problemlos möglich. Alles Dinge, die im Studium völlig undenkbar waren.
Ich denke halt, dass das Studium eine geile Phase bleiben sollte. Ein guter Freund, den ich damals im Studium kennen gelernt habe, studiert auch 5 Jahre nach meinem Master noch. Bafög ist schon lange ausgeschöpft, zwei Studienkredite wurden völlig ausgereizt, die Krankenversicherung möchte schon den höchsten Beitrag haben, die Eltern haben nach knapp 10 Jahren auch alle Förderung eingestellt. Er arbeitet mittlerweile auch 30h zu Mindestlohn, um seinen "Studentenleben" zu finanzieren.
Ganz ehrlich, sowas ist nicht erstrebenswert. Da blicke ich lieber guten Gewissens auf eine tolle Zeit zurück, als diese auf Teufel komm raus endlos in die Länge zu ziehen und letztendlich doch (zu einem weitaus schlechteren Gehalt) arbeiten zu müssen.
Ein Traum von mir ist es, mit Anfang 30 und einigen Ersparnissen eine "Pause" von 6-12 Monaten zu machen, um ein "Auslandssemester", das ich nie gemacht habe, nachzuholen und noch einmal eine gewisse Zeit die "Freiheit des Studiums" zu erleben.
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