WIWI-TREFF
Ich stehe bei solchen Diskussionen zwischen den Fronten, weil ich Geschichte mit BWL kombiniert habe (HF, falls jemand fragt *g*).
Offen gesagt mag ich beide Seiten nicht. Sicher ist die Diskussion stereotyp, aber manchmal auch zurecht.
Die Kritiker der BWLer - oft Geisteswissenschaftler, hassen die BWL oft, weil sie schlechtere Berufsaussichten haben als die Ökonomen. Insofern ist es verkappter Neid. Ausserdem haben sie die naive Vorstellung, dass Dinge, die mit Geld zu tun haben, schlecht seien. Dabei ist die Wirtschaft doch der Motor unseres Landes und finanziert auch viele Forschungsinstitute anderer Fächer. Ich mag es auch nicht, wenn Kulturfreaks über produktiv arbeitende Menschen herziehen, und diese dann auch noch belehren wollen. Auch das ist eine Form von Arroganz. Insofern haben die Geisteswissenschaftler unrecht. Den BWLern wirft man oft auch ein ausgeprägtes Nutzendenken vor. Ich denke aber, wenn man nicht wenigstens ein bischen utilitaristisch vorgeht, kommt man im Beruf nicht voran und hat auch keine Freizeit mehr. Möglicherweise sind die BWLer aber in ihrem Denken etwas zu eingeengt.
Andererseits:
Der wirtschaftliche Erfolg ist nicht notwendigerweise von der Kleidung (Outfit) abhängig. Im Extremfall könnte auch ein Punk erfolgreicher Geschäftsführer sein, was aber selten anzutreffen ist. BWLer begründen vieles mit ökonomischen Notwendigkeiten ("der Markt"). Dabei ist ein bürgerlicher Habitus milieubedingt und nicht marktbedingt.
Den BWLern fehlen aufgrund ihres Nützlichkeitsdenkens oft auch tiefere Sprachkenntnisse. Besonders die Altsprachenkenntnisse fehlen. Allerdings hatten auch die Altsprachler, solange sie noch stark an Gymnasien vertreten waren, ihre Art von Arroganz.
Dass die BWLer Mathe nicht richtig könnten und es höchstens anwendeten ("nur Einsetzübungen"), ist so eine Sache. Verglichen mit Ingenieurwissenschaften ist das BWL-Matheniveau gemässigt, verglichen mit den vielen fast mathefreien Fächern hoch. Problematisch ist auch das extreme Konkurrenzverhalten der BWLer. Bis zu einem gewissen Grad braucht man Ehrgeiz, um voranzukommen. Aber es ist kindisch, wenn BWLer ständig anderen in Foren weiszumachen versuchen, dass sie schlecht qualifiziert seien. Auch unter den BWLern wird versucht, eine Hackordnung zwischen Uni, FH, BA (Berufsakademie) und Ausbildung herzustellen. Dazu wird die Auseinandersetzung noch in einer Art und Weise ausgetragen (und auf einem orthographischen Niveau), das an die Schulzeit erinnert. Das läuft dann auf der Ebene "Praxis ist besser" vs. "zu doof für Theorie" ab. Dem anderen wird das Recht und die Kompetenz abgesprochen, sich zu dem Thema zu äussern oder man fragt, ob er zuviel Zeit habe.
Insofern sehe ich beide Seiten kritisch. Die Lösung sehe ich einfach darin, dass man es erleichtert, Kombinationsfächer aus BWL und Natur-/Geisteswissenschaft zu studieren. Das war mit dem alten Magister im Ansatz möglich. Der offiziell anwendungsorientierte Bachelor macht diese Kombination (1:1) unmöglich oder verrührt die Fächer einfach ineinander.
Gruss!
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