was man nicht vergessen darf: Wenn "eine" Stelle (Trainee) ausgeschrieben ist, werden vielleicht 4 oder 5 oder wer-weiß-wie-viele in dem Zyklus genommen. Aus 800 hundert Bewerbungen werden dann technisch gesehen 200 pro tatsächlicher Stelle. Nur als Beispiel. Das nimmt einem ein wenig die Angst.
Bei uns (Finanzbranche, >10.000MA) kommen auf das Traineeprogramm (Master Voraussetzung) 800 Bewerbungen (früher 400-500). Eingestellt werden pro Jahr aber je nach Bedarf zwischen 10 und zuletzt 18. Das Verhältnis hat sich also nur leicht verschlechtert. Über die letzten Jahre betrachtet hat allerdings die "Qualität" der Bewerber ziemlich zu genommen. Ich bin kein Personaler - kenne aber die Zahlen und habe mit den Trainees persönlich viel zu tun. Vor sechs Jahren (als ich mit dem Job angefangen habe) war ein überdurchschnittliches bis gutes BWL/VWL Diplom mit 1,8-2,3, durchschnittliche Studiendauer (11-12 Semester) ein zwei Praktika und Vorlesungen/Schwerpunkte, die inhaltlich passen eigentlich ausreichend. Das natürlich in Variationen. Der eine hatte noch mal ne Ausbildung vorher, der andere mal als Werkstudent gearbeitet oder Ehrenamtliches oder oder oder. Ausland war immer mal wieder dabei, aber nicht die Regel.
Beim jetzigen (und auch schon den letzten) Traineejahrgang erzählen mir alle Mörder-Lebensläufe. Kann sein, dass die sich alle nur besser verkaufen können als früher (hab auch den Eindruck, die sind heute mit mehr Ellenbogen unterwegs und ehrgeiziger und weniger entspannt, aber das mag trügen, weil ich selbst älter geworden bin) :) Ausland scheint die Regel, Master mit 1,x ebenso und gerade bei den VWLern sieht man oft (nicht die Regel, aber deutlich häufiger als früher) den Dr. dazwischen. Dann sind so einige mit längerer (richtiger!!=gleich Vollzeit in einem relevanten Bereich) Berufserfahrung (1-3 Jahre) nach dem Studium oder nach dem Bachelor dabei.
Keine Ahnung wo das her kommt, ich bin mit meinen 35 zu weit weg von der ganzen Uni-Entwicklung der letzten 8 Jahre und bin letzten Endes immer mal wieder hier im Forum, um den Anschluss an die "Jungen" nicht so ganz zu verlieren. Aber auch hier findet sich nicht wirklich eine Erklärung für diese Verschiebung. Entweder macht unsere HR einfach einen deutlich besseren Marketingjob als früher oder... ja weiß nicht.
Was soll der Beitrag sagen:
1) Ja der Wettbewerb ist nach meiner Beobachtung härter geworden. Andererseits könnte es auch sein, dass es heute einfach einfacher ist, gute Noten zu bekommen und/oder ins Ausland zu gehen - kann ich nicht beurteilen. Mag auch an BA/MA Trennung liegen, dass nur die den MA machen, die einen guten oder sehr guten BA hatten und dann auch im Ma gut sind. Wie gesagt ich kenne die Realität da nicht selbst.
2) ganz so schlimm, wie die Zahlen (800:1 oder so) suggerieren ist es auch nicht.
3) um das gerade zu rücken: In jedem Jahrgang sind immer ein oder zwei "bunte Vögel" dabei. Keine Ahnung was die Personaler da wie machen, aber da ist dann zwischen den Streamline-BWLern auf einmal ein Magister Hauptfach Germanistik, Nebenfächer BWL, Physik mit wer-weiß-wie-vielen Semestern oder einer bei dem notentechnisch und auch sonst an sich alles bescheiden lief, der aber unternehmerische Erfahrung hat - und wenn ich mir die Gruppendynamik dieser Jahrgänge auf gemeinsamen Lehrgängen/ Einführungsveranstaltungen/ Teambuilding etc so ansehe, dann sind es oft diese bunten Vögel, die durch "Persönlichkeit" herausstechen und auch gerade von den (alterstechnisch) Jüngeren gesucht und respektiert werden. (Bin kein Soziologe, aber am Ende macht mir mein job halt auch Spaß, weil man sowas beobachten und begleiten kann)
Soll heißen: Persönlichkeit zählt am Ende doch noch was. Und das ist auch gut so und das sehen anscheinend auch Personaler so.
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