hallo,

habe wegen meiner (nicht-orthopädische) Behinderung 2 Jahre über die Regelstudienzeit hinaus studiert und außer Minijobs und eine Pflichtpraktika bei Daimler nicht viel Berufserfahrung. (Ich hatte mitten im Studium einen operativen Eingriff, dass meine Einschränkung nicht vollständig beseitigt hat, aber bin dadurch unabhängiger von 'Hilfmitteln' geworden.)

Ich studiere trotz meiner Einschränkung gerne und hätte gerne noch 2-3 Jahre ein Master gemacht, aber habe Angst dass ich dann zu alt für einen Direkteinstieg bin. (würde dann fast 30 sein).

Wie sehen die Berufschancen für mich aus? Ich höre aus den Medien, dass Behinderte trotz Verbesserung der Arbeitslosigkeit keinen Job bekommen.
Macht ein Master in meinem Fall überhaupt Sinn oder soll das aufgeben und versuchen mit Bachelor-Abschluss einen Job zu bekommen?

Hallo, ich würde in deiner Stelle erst mal Berufserfahrungen sammeln. Ich habe selbst nach meinem Bachelor für knapp ein Jahr gearbeitet bis ich mein Master machte. Obwohl es gab auch welche, die direkt nach dem Bachelor weiter studieren haben. Meiner Meinung nach, erst mit 30 in die Karriere einzusteigen ist bisschen zu spät.

Warum möchtest du überhaupt Master machen? Für bessere Berufsmöglichkeiten? Heutzutage ist ein Master kein muss für viele Berufe. Ich habe meinen Bachelor nicht in BWL gemacht (Fremdsprachen), und deswegen habe ein Master in BWL gemacht um bessere Berufsmöglichkeiten zu haben.

Glaube ehrlich gesagt nicht, dass du zu alt sein würdest - das längere Studium aufgrund der Behinderung ist ja ein sehr guter Grund!

Und - das soll jetzt nicht blöd klingen - durch die entsprechenden Quoten könntest du dann in Industrieunternehmen sehr gute Chancen haben. Du bist ja ein voll qualifizierter Mitarbeiter, der dann ggf. noch Ausgleichzahlungen erspart. Ob du dann ein ein bisschen älter bist sollte da nicht zu wichtig sein.

ja, das ich durch diese Quoten eigentlich gute Chancen habe weiss ich, aber ich weiss auch, dass viele AG lieber den Ausgleich zahlen.
Ich habe noch keinen Ausweis beantragt, weil ich mir nicht sicher bin, ob mir das mehr Nachteile oder Vorteile bringt. Deshalb trau ich mich auch nicht meine Einschränkung in meiner Bewerbung zu erwähnen.
Ich hatte das aber mal bei einem Großkonzern gemacht, weil sie ein Programm für Menschen wie mich haben und ganz leicht ein Praktikum bekommen. Musste dann nur zu Gesprächen, um mich ihnen vorzustellen.
Ob sie mich fest angestellt würden,gerade jetzt wo sie eher am Stellenabbau sind, weiss ich nicht..

"Ich habe noch keinen Ausweis beantragt, weil ich mir nicht sicher bin, ob mir das mehr Nachteile oder Vorteile bringt."

Ich würde den Ausweis auf jeden Fall beantragen.

Auch sehe ich die Quote eher als Chance für dich, da ist das Alter dann wirklich nicht mehr so entscheidend. Allein die Tatsache mit Behinderung ein Studium durchgezogen kennen sehr viele Unternehmen an.

Viele Unternehmen zahlen tatsächlich lieber die Ausgleichszahlungen, als einen unqualifizierten Arbeitnehmer einzustellen.
Da liegt aber dein Vorteil: du bist qualifiziert, brauchst dich nicht schämen bezüglich deiner Arbeitsleistung (davon gehe ich einfach mal aus ;) und musst nicht "mitgezogen" werden.

Ich würde an deiner Stelle einfach mal bei Daimler nachfragen wie es denn aussieht mit Anstellung. Wenn sie dich nehmen, super Ding. Berufsbegleitender Master wäre dann wohl drin und da spielt das Alter dann keine Rolle mehr.

Die Jugendwahn hier ist sowas von bescheuert.

Um es auf den Punkt zu bringen: Es absoluter Quatsch, dass du mit 30 zu alt für den Direkteinstieg bist. Auch mit 35 geht das ohne Probleme. hab einen bekannten der hat 26 Semester studiert. Einstieg war überhaupt kein Problem. Bei guten Gründen, ist es zweimal kein Problem. Ein Kollege hat mit 34 angefangen zu studieren und mit 40 angefangen. Ein super Mann, fachlich und menschlich...

Wenn du einen Master machen willst, dann mach es (ich persönlich finde das sinnvoll). Wenn du lieber arbeiten willst, dann tu das. Aber mache das nicht vom Alter abhängig. Das ist Quatsch!

Ehrlich gesagt finde ich es überaschend ,dass hier so viele dazu raten ,dass Menschen mit Behinderung ,diese offenlegen sollen durch einen Behindertenausweis .Argumentativ wird dies dann mit den Quoten begründet. Hmm ich kann mir das nicht so vorstellen .Ich habe die Befürchtung ,dass viele Frischabsolventen oder Leute die bald fertig werden , hier eher dazu raten ,um einen Konkurrenten schonmal aus dem Weg zu räumen.

Behinderte haben Anspruch auf mehr Urlaub und einige weitere Vergüunstigungen ,ich denke nicht ,dass Unternehmen dadurch wirklich viel Geld sparen würden. Außerdem erhöhen sich die potentiellen Fehlentscheidungskosten aufgrund von Informationsasymetrien. Schwer ehrlich gesagt euch zu glauben.Es wäre nicht schlecht ,wenn sich eine Personalerin hier melden würde. Im öffentlichen Diesnt könnte ich mir dies am ehesten vorstellen.

Ich denke auch ,dass es speziell auf die Behinderung ankommt . In der heutigen Gesellschaft wird halt alles was dem Wunsch nach Perfektion nicht entspricht missbilligt. Meine Freundin hat auch eine Behinderung und ist gerade mit ihrem Master im Alter von 27 Jahren fertig geworden . Sie hat für das BSC Studium 10 Semester und für den Master 6 Semester gebraucht. Keine Frage ,dies ist eine lange Dauer ,aber sie hatte halt während des Studiums aufgrund von ärztlicher Falschbehandlung ,die über Jahre ging ,einige Probleme.

Also die Betriebe ,die ich von innen gesehen habe ,haben oft Behinderungen missbilligt. Deshalb bin ich so verwundert über eure Aussagen. Ich kenne meine Freundin noch nicht so lange , aber ich möchte ihr einen guten Tipp geben .Welche Behinderungen würdet ihr denn eher als offenkundig vermittelbar sehen .Welche seht ihr eher als No go oder Overkill an ? Sie will sich übrigens für Personal und Marketing Stellen bewerben. Nunja da ist es ohnehin nicht leicht reinzukommen. Wobei ich Personal eher als machbar sehe ,als Marketing.

Ich freue mich über Antworten