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BewerbungsgesprächInterview

Das Vorstellungsgespräch 6 - Zehn Tipps um souverän zu bleiben

Wer die Grundregeln beherrscht, bleibt im Gespräch souverän. Wir geben 10 Tipps für das Vorstellungsgespräch. Zudem: drei häufige Fragen im Vorstellungsgespräch kommentiert

Ein dargestelltes Vorstellungsgespräch mit Holzfiruren an einem Schreibtisch in einem Raum.

Souverän im Vorstellungsgespräch - Tipps 1 und 2
Aufgrund der ungleich verteilten »Machtpositionen« im Vorstellungsgespräch haben die Aspiranten bei der Beantwortung von Fragen keine großen Spielräume. Wer die folgenden Grundregeln beachtet, hat trotzdem gute Chancen, das Gespräch souverän zu meistern.

1. Aufmerksam zuhören
Nur wer richtig hinhört, kann die Angemessenheit einer möglichen Antwort korrekt beurteilen. Eine echte Entscheidungsfrage, die nur mit ja oder nein beantwortet werden kann, bedarf keiner weitschweifigen Ausführungen. Eine Handlungsfrage dagegen verlangt eine ausführlichere Beantwortung, die mehrere Sätze umfassen sollte. Falls man sich wirklich im Unklaren ist, welche »Beantwortungstiefe« gefragt ist: nachfragen.

Zuhören heißt übrigens nicht nur den Sinngehalt einer Frage verstehen, sondern die Absicht der Fragers und im Idealfall seine derzeitige Verfassung zu erahnen (»Warum fragt er mich das in diesem Moment?«). Wer sich derart in sein Gegenüber hineinversetzen kann, ist nicht so leicht zu überraschen und gewinnt die Souveränität, die notwendig ist, um das Gegenüber zu überzeugen. Es bedarf allerdings meist einer gewissen Erfahrung in solchen Situationen, um diese Stufe zu erreichen. Und allzu viel Erfahrung mit Bewerbungsgesprächen möchte man ja meist nicht sammeln...

2. Interesse signalisieren
Man sollte durch Haltung, Gestik und Mimik signalisieren, dass man dem Gespräch aufmerksam folgt. Paradoxerweise ist es nämlich so, dass die Interviewpartner sehr viel länger reden als die Bewerber. Längere Redephasen des Gegenübers sollte man nicht als Auszeit verstehen, sonst verschenkt man leichtfertig Sympathiepunkte. Auch das hat etwas mit Einfühlungsvermögen zu tun: Wer Vorgesetzten stets die nötige Aufmerksamkeit schenkt, ist ihnen gleich viel sympathischer.

Souverän im Vorstellungsgespräch - Tipps 3 bis 6
3. Nicht sofort antworten
Besser einen kleinen Moment warten, bis man seine Gedanken fokussiert hat. Wer das Fragezeichen nicht einen Moment verhallen lässt, signalisiert Ungeduld. Eine Sekunde Pause ist allerdings das Maximum, sonst kommt man zu zögerlich rüber.

4. Direkt ins Thema einsteigen
Nicht mit »Also, ...« oder, wie ein interviewter Sportler, mit »Ja gut, ...« beginnen. Das schindet zwar Zeit, macht aber einen unpräzisen Eindruck. Dann besser nachfragen. Wenn eine persönliche Frage gestellt wird, darf man durchaus mit »Ich ...« beginnen.

5. Das Wichtigste zum Schluss
Bei der Beantwortung einer Frage gehört das wichtigste Argument immer an den Schluss. Wer seine Munition schon am Anfang verschießt, deckt den anfänglich guten Eindruck mit weniger wichtigen Infos zu. Trotzdem darf man natürlich nicht lahm beginnen. Daher gehört das zweitwichtigste Argument an den Anfang.

6. Deutlich und gut betont sprechen
Hastiges Antworten signalisiert Unsicherheit. Wichtig ist, dass die Kernaussage in einem Satz entsprechend betont wird. Ein Satz ohne Melodie rauscht ungehört vorüber. Wichtig ist es auch, Sätze mit den geeigneten Konjunktionen zu verbinden: »daher«, »denn«, »weil« usw. schaffen die notwendigen Bezüge, um die Zuhörer zu fesseln.

Souverän im Vorstellungsgespräch - Tipps 7 bis 10
7. Konkret bleiben
Alles, was man über sich sagt, soweit wie möglich mit Beispielen belegen. Das hat mehrere Effekte: Zum einen wirken konkrete Situationen stets glaubhafter als allgemeine Ausführungen. Zum anderen eröffnet sich auf diese Weise die Chance, mit originellen Begebenheiten dafür zu sorgen, dass etwas in den Köpfen der Interviewpartner hängen bleibt: »Ach, das war doch der, der... Ganz interessanter Typ.« Gerade über solche Kleinigkeiten kann man sich stark beim Gegenüber profilieren.

8. Engagement dokumentieren
Bei allem, was man schildert, sollte die persönliche Betroffenheit zum Ausdruck kommen. Man redet über sich selbst, das darf nicht so rüberkommen, als ob man in der dritten Person spricht. Man hat etwas erlebt, gefühlt, gedacht und lässt seine Zuhörer daran teilhaben. Auch das trägt zur Profilierung bei.

9. Gestik und Mimik einsetzen

 

10. Grundsätzlich zustimmenGrundsätzlich möchten die Interviewer abklären, ob ein Bewerber ins Unternehmen passt. Querköpfe sind in manchen Bereichen durchaus erwünscht, das ist aber eher selten. Man sollte daher generell keine Grundsatzdiskussionen über unwichtige Details führen. Etwas anderes ist es bei Unterstellungsfragen, die von falschen Voraussetzungen ausgehen und daher geklärt werden müssen.

 


Die Interview-Fragen der Woche

 

 

 ? »Was lesen Sie gerade?«  
 ! Diese Frage kommt gar nicht so selten vor. Hierauf kann man alles mögliche antworten - in vielen Fällen aber lieber nicht die Wahrheit. Am besten eignen sich in solchen Fällen Titel, die in irgendeiner Form einen Bezug zum Berufsleben haben. Populäre Management- oder Wirtschaftsliteratur (z.B. über das Thema Globalisierung) kommt in der Regel gut an: Man dokumentiert ein über das rein Berufliche hinausgehendes Interesse, und die Gesprächspartner wissen ungefähr, wovon die Rede ist. Abzuraten ist von Dutzendlektüre wie z.B. Krimis, aber auch von zu anspruchsvoller Literatur: »Ich habe mich gerade in Goethes Urfaust vertieft« - damit macht man im Normalfall wenig Punkte.

Tipp: In der Literatur-Abteilung des WiWi-TReFF finden sich etliche geeignete Bücher, die man sich zur Vorbereitung auf ein Bewerbungsgespräch anschauen kann.
 

 

 

 ? »Was bedeutet für Sie Führung?«  
 ! Eine mögliche Antwort: »Führung umfasst für mich zum einen den Aspekt des Visionären, die strategische Ausrichtung des Unternehmens und seiner Geschäftseinheiten. Zum anderen bedeutet Führen handeln und umsetzen der Strategien. Dabei kommt es vor allem darauf an, Aufgaben priorisieren, koordinieren und delegieren zu können. Wichtig sind zudem die Schaffung eines motivierenden Arbeitsklimas, die Förderung von Mitarbeiterpotenzialen sowie ein ständiges beidseitiges Feedback.« Je nach Unternehmen kann es sinnvoll sein, den Teamaspekt an erster Stelle zu nennen.  

 

 ? »Was könnte Ihrer Ansicht nach dagegen sprechen, dass wir Sie einstellen?«  
 ! Gar nichts, im Gegenteil! Eine solche Frage ist eine Provokation und darauf ausgerichtet, die Reaktion auf einen verbalen Angriff zu testen. Eine adäquate Antwort könnte daher wie folgt lauten: »Gar nichts, denn ich erfülle die Anforderungen für die ausgeschriebene Stelle in allen Punkten. Sie könnten lediglich meine nicht sehr ausgedehnte [statt: kurze] Berufserfahrung beanstanden, aber ... und ... wiegen das mehr als auf.« Die Einschränkung ist eine Konzession an den Interviewpartner, die sich dann anbietet, wenn man annimmt, dass der Frager nachhakt und konkreter wird. Ein Argument fehlt ihm dann schon.