Bin ein inzwischen fertig studierter Wiwi und wollte mal fragen, ob es denn auch Unternehmensberatungen mit gemäßigten Arbeitszeiten gibt.

All zu weit möchte ich die 40 Stunden nämlich nicht überschreiten... Es scheint aber so zu sein, als wenn für die alle 50-70 Stunden normal wären...

Was sagt ihr? Bin dankbar für jegliche Hilfe!

Die meisten "klassischen" Beratungen haben einen Job der stark geprägt ist durch hohen Einsatz für alle Kundenbedürfnisse gepaart mit einer uneingeschränkten Reisebereitschaft. Das führt unterm Strich eben zu der eher negativen Work Life Balance.

Eine gute Kombination aus methodischem Vorgehen einer Beratung und einer angenehmen Work-Life-Balance findest du oftmals in der In-House-Beratung insbesondere bei Großkonzernen. Allerdings stellen die meisten mir bekannten Konzerne hier ausschließlich berufserfahrene Berater ein.

Aus meiner Sicht resultieren die Arbeitszeiten aus zwei wesentlichen Faktoren:

• Erwartungshaltung des Kunden: Schließlich will er für das Geld auch was geboten bekommen.
• In der UB hast du typischerweise neben dem Projektgeschäft noch zigtausend andere Dinge, die du machen machst. Stichwort Akquise.
• Um den Kunden attraktive Angebote machen zu können, werden die Projekte oft schlecht verkauft. Daraus resultiert, dass du eben mehr leisten musst, für das viele Geld.

Fazit: Nicht in jeder UB musst du 80h rackern, aber eine UB in der du regelmäßig 40h arbeitest, wirst du nicht finden.

Die genannten Faktoren tragen zu den langen Arbeitszeiten bei. Der fundamentale Treiber ist aber, dass Berater oft in Phasen gerufen werden wo unter Zeitdruck wichtige Themen abgearbeitet werden müssen (Unternehmenskriese, Übernahme, ?) dann kann man dann halt schlecht um 4 nach Hause gehen zumal die Mitarbeiter auf Kundenseite dann oft auch Extraschichten schieben. Ist ein bisschen wie Feuerwehrmann.

Beratungen rechnen meist hohe Tagessätze ab, können die Kunden dann auch ein kompletten Tag vollen Einsatz erwarten. Was bringen die überhaupt kurze Arbeitszeiten wenn du eh immer unterwegs bist und die Alternative ist im Hotelzimmer zu gammeln.

Der volle Einsatz im Team sollte auch Spaß bringen. Der Lifestyle und die Einstellung eines Unternehmensberaters scheint nicht zu dir zu passen. Geh lieber in die Industrie.

Ja, ich sehe es ein. Die Thematik an sich schien halt spannend (habe Bekannte in Beratungen), doch es scheint tatsächlich nicht zu dem von mir gewünschten Lebensstil zu passen. Danke auf jeden Fall :)

Was Berater nicht gerne hören: bei UBs, im IB und bei großen Kanzleien wird auch einfach teilweise ineffizient gearbeitet. Man kann ja nicht schon um 21 Uhr fertig sein. Also beginnt man die Arbeit anders als jemand, der sie in 10 Stunden (9-20 Uhr) machen will.

Bin selbst Berater und kann dem nur zustimmen.
Habe selber erlebt wie Ineffizienzen durch Partner und PL ins Projekt getragen wurden durch mangelhafte Kommunikation und auch einer gewissen Ignoranz und Arroganz gegenüber den Consultants. Getreu dem Motto, das was Du gemacht hast ist scheisse und ich kann es besser, deshalb machst Du es jetzt nochmal so wie ich es will. Dieser Firma habe ich schnell den Rücken gekehrt, da hier verlangt wurde 80-100h die Woche zu schuften und sich nebenher derartigen geistigen Dünnpfiff anzuhören. Muss dazu sagen, dass ich kein Berufseinsteiger war und demnach schon ein bisschen einschätzen kann, ob das nun sinnvoll ist oder nicht was ich da so tue.

Früher bei ner Big4 hat mir ein Partner im Audit Bereich mal gesagt, dass er nicht mehr als 50h effizient arbeiten kann, da es nicht mehr zu tun gibt. Ein Partner aus dem Advisory hat mir in meiner Aussage ebenfalls zugestimmt, dass 50h absolut ausreichen sollten, vorausgesetzt natürlich man arbeitet effizient und trinkt nicht alle 2h einen Kaffee in der Küche oder treibt ähnliche Sperenzchen.

Ich arbeite übrigens im Restrukturierungsbereich, welcher ja oft als "härtestes" Segment im Consulting beschrieben wird. Klar ist das intensiv und man kann keine 40h Woche erwarten. Im Endeffekt muss aber das Ergebnis passen und da geht's nicht darum Stunden zu ballern, sondern ein adäquates Konzept für den Auftraggeber zu liefern. Das können sicherlich auch mal 60-70h in der Woche werden, wenn die Partner ihre Projekte wieder mal so eng gestafft haben, dass man eben in einer Woche 2 Gutachten parallel laufen hat. Sollte aber bei vernünftiger Planung seitens der Partner nicht vorkommen, dafür geht allerdings auch das Commitment mit einher, dass man seine Mitarbeiter nicht komplett verheizen will. Das findet man leider in Beratungen häufig nicht vor, weshalb man bei der Arbeitgeberwahl ganz klare Aussagen seitens des AG diesbezüglich verlangen sollte. Nicht nur vom hohen Zielgehalt blenden lassen!

50h effiziente Stunden im Jahresmittel sind viel Arbeit und auch sehr anstrengend, jedoch ist es im Rahmen des Erträglichen und es lässt die Arbeit nicht zur Qual werden (meistens jedenfalls). Wer mir erzählt, dass er 70h+ für ein normales Consultant Gehalt arbeiten will und daran Freude hat, dem unterstelle ich die Unwahrheit zu erzählen. Ich spreche hier nicht von MBB Gehältern etc. Es sollte klar sein, dass man für so ein Gehalt schon als Berufseinsteiger in gewisser Hinsicht sein Leben opfert. Das ist nicht verwerflich und auch nicht unverschämt seitens des AG, denn er bezahlt ja auch entsprechend. Die wenigsten Berster arbeiten in Tier1 Häusern, das ist nochmal ne andere Welt und die ist für mich gänzlich unattraktiv. Muss aber jeder für sich selber wissen.

Lounge Gast schrieb:

Was Berater nicht gerne hören: bei UBs, im IB und bei großen
Kanzleien wird auch einfach teilweise ineffizient gearbeitet.
Man kann ja nicht schon um 21 Uhr fertig sein. Also beginnt
man die Arbeit anders als jemand, der sie in 10 Stunden (9-20
Uhr) machen will.

Gute Inhouse-Beratungen können eine Alternative sein. Methodisch sehr ähnlich zu normalen Beratungen, aber thematisch und vom Lifestyle her viel näher an der Linienfunktion als am echten Consulting.

"Früher bei ner Big4 hat mir ein Partner im Audit Bereich mal gesagt, dass er nicht mehr als 50h effizient arbeiten kann,..."

Puh, das beruhigt mich jetzt ja etwas, schreibe gerade meine Abschlussarbeit und sitze da von 9-20 uhr in der Bib, mache natürlich auch mal ein paar kürzere Pausen und 30 min Mittag, aber gab 17 Uhr bin ich platt und anspruchsvolle Aufgaben gehen nur noch langsam von der Hand. Dachte schon ich bin ein totaler lowperformer

Lounge Gast schrieb:

Bin selbst Berater und kann dem nur zustimmen.
Habe selber erlebt wie Ineffizienzen durch Partner und PL ins
Projekt getragen wurden durch mangelhafte Kommunikation und
auch einer gewissen Ignoranz und Arroganz gegenüber den
Consultants. Getreu dem Motto, das was Du gemacht hast ist
scheisse und ich kann es besser, deshalb machst Du es jetzt
nochmal so wie ich es will. Dieser Firma habe ich schnell den
Rücken gekehrt, da hier verlangt wurde 80-100h die Woche zu
schuften und sich nebenher derartigen geistigen Dünnpfiff
anzuhören. Muss dazu sagen, dass ich kein Berufseinsteiger
war und demnach schon ein bisschen einschätzen kann, ob das
nun sinnvoll ist oder nicht was ich da so tue.

Früher bei ner Big4 hat mir ein Partner im Audit Bereich mal
gesagt, dass er nicht mehr als 50h effizient arbeiten kann,
da es nicht mehr zu tun gibt. Ein Partner aus dem Advisory
hat mir in meiner Aussage ebenfalls zugestimmt, dass 50h
absolut ausreichen sollten, vorausgesetzt natürlich man
arbeitet effizient und trinkt nicht alle 2h einen Kaffee in
der Küche oder treibt ähnliche Sperenzchen.

Ich arbeite übrigens im Restrukturierungsbereich, welcher ja
oft als "härtestes" Segment im Consulting
beschrieben wird. Klar ist das intensiv und man kann keine
40h Woche erwarten. Im Endeffekt muss aber das Ergebnis
passen und da geht's nicht darum Stunden zu ballern,
sondern ein adäquates Konzept für den Auftraggeber zu
liefern. Das können sicherlich auch mal 60-70h in der Woche
werden, wenn die Partner ihre Projekte wieder mal so eng
gestafft haben, dass man eben in einer Woche 2 Gutachten
parallel laufen hat. Sollte aber bei vernünftiger Planung
seitens der Partner nicht vorkommen, dafür geht allerdings
auch das Commitment mit einher, dass man seine Mitarbeiter
nicht komplett verheizen will. Das findet man leider in
Beratungen häufig nicht vor, weshalb man bei der
Arbeitgeberwahl ganz klare Aussagen seitens des AG
diesbezüglich verlangen sollte. Nicht nur vom hohen
Zielgehalt blenden lassen!

50h effiziente Stunden im Jahresmittel sind viel Arbeit und
auch sehr anstrengend, jedoch ist es im Rahmen des
Erträglichen und es lässt die Arbeit nicht zur Qual werden
(meistens jedenfalls). Wer mir erzählt, dass er 70h+ für ein
normales Consultant Gehalt arbeiten will und daran Freude
hat, dem unterstelle ich die Unwahrheit zu erzählen. Ich
spreche hier nicht von MBB Gehältern etc. Es sollte klar
sein, dass man für so ein Gehalt schon als Berufseinsteiger
in gewisser Hinsicht sein Leben opfert. Das ist nicht
verwerflich und auch nicht unverschämt seitens des AG, denn
er bezahlt ja auch entsprechend. Die wenigsten Berster
arbeiten in Tier1 Häusern, das ist nochmal ne andere Welt und
die ist für mich gänzlich unattraktiv. Muss aber jeder für
sich selber wissen.

Lounge Gast schrieb:

Was Berater nicht gerne hören: bei UBs, im IB und bei
großen
Kanzleien wird auch einfach teilweise ineffizient
gearbeitet.
Man kann ja nicht schon um 21 Uhr fertig sein. Also
beginnt
man die Arbeit anders als jemand, der sie in 10 Stunden
(9-20
Uhr) machen will.

Man ist im Übrigen kein Low Performer wenn man quantitativ weniger arbeitet als andere. Das ist man, wenn man keine Leistung bringt! Egal wie lange man dafür braucht.

Das heißt wohl 50h pro Woche OHNE Reisezeiten.

Lounge Gast schrieb:

"Früher bei ner Big4 hat mir ein Partner im Audit
Bereich mal gesagt, dass er nicht mehr als 50h effizient
arbeiten kann,..."

"...ein Partner im Audit..."

Die Jungs und Mädels sind für gar nix repräsentativ.
Ich habe neulich mit einem Audit-Partner von uns geredet, der hat gesagt, er hätte in seinen 20+ Jahren bei der Firma _NOCH NIE_ pitchen müssen und würde gar nicht verstehen, warum die Kollegen "aus dem Consulting" da immer so einen Riesenterz drum machen würden...

Naja, Unternehmensberatungen berechnen teils schon die geleisteten Stunden an die Klienten,

Lounge Gast schrieb:

Man ist im Übrigen kein Low Performer wenn man quantitativ
weniger arbeitet als andere. Das ist man, wenn man keine
Leistung bringt! Egal wie lange man dafür braucht.

100% Zustimmung.
Einer der besten Beiträge in diesem Forum jemals!

Wer zu lange schafft oder sich das gefallen lässt (Face-Time), ist selbst dran schuld.

Lounge Gast schrieb:

Man ist im Übrigen kein Low Performer wenn man quantitativ
weniger arbeitet als andere. Das ist man, wenn man keine
Leistung bringt! Egal wie lange man dafür braucht.

Lounge Gast schrieb:

Naja, Unternehmensberatungen berechnen teils schon die
geleisteten Stunden an die Klienten,

Lounge Gast schrieb:

Man ist im Übrigen kein Low Performer wenn man quantitativ
weniger arbeitet als andere. Das ist man, wenn man keine
Leistung bringt! Egal wie lange man dafür braucht.

Klar und was hat man dann dadurch erreicht? Man hat das Budget belastet mit ineffizienten Stunden. Dein Projektleiter wird sich freuen!
Nochmal, quantitative Arbeitszeit sagt nullkommanix aus über die Wertschöpfung fürs Projekt!

Der KPMGler schrieb:

"...ein Partner im Audit..."

Die Jungs und Mädels sind für gar nix repräsentativ.
Ich habe neulich mit einem Audit-Partner von uns geredet, der
hat gesagt, er hätte in seinen 20+ Jahren bei der Firma _NOCH
NIE_ pitchen müssen und würde gar nicht verstehen, warum die
Kollegen "aus dem Consulting" da immer so einen
Riesenterz drum machen würden...

Liegt wahrscheinlich daran, dass er im Inbound zugeordnet ist und die Mandate als component auditor aus dem Ausland zugeschoben bekommt (reffered in). Das sind tatsächlich reine "Verwaltungspartner", die keinerlei unternehmerischen Anspruch in ihrer Tätigkeit haben. Verwalten halt ihre Budgets und freuen sich des Lebens.
Ist aber auch nicht der Maßstab. Im Endeffekt gehts in dieser Diskussion ja um effiziente Projektbearbeitung vs. face-time wannabe hardcore management consultants.

Lounge Gast schrieb:

Naja, Unternehmensberatungen berechnen teils schon die
geleisteten Stunden an die Klienten,

Lounge Gast schrieb:

Man ist im Übrigen kein Low Performer wenn man quantitativ
weniger arbeitet als andere. Das ist man, wenn man keine
Leistung bringt! Egal wie lange man dafür braucht.

Viele Unternehmensberatung fakturieren Tagessätze und keine Stunden. So umgeht man die Überstundendiskussion mit der Belegschaft und die arbeitsrechtlichen "Quengeleien". Außerdem deckelt das die expenses der Auftraggeber sollte nach Aufwand abgerechnet werden und erhöht die Transparenz für selbige.

Lounge Gast schrieb:

Das heißt wohl 50h pro Woche OHNE Reisezeiten.

Lounge Gast schrieb:

"Früher bei ner Big4 hat mir ein Partner im Audit
Bereich mal gesagt, dass er nicht mehr als 50h effizient
arbeiten kann,..."

Partner im Audit haben idR nur einen Bruchteil der Reisezeiten der Consultants, da viel aus dem Office gearbeitet wird. Ist demnach eher vernachlässigbar.

viadee.de scheint, nach dem was man so hört, mit den Projekten sehr lokal ausgerichtet. Entsprechend selten Hotelübernachtungen und humane Arbeitszeiten.
Ist allerdings eine IT Beratung.