Haben diejengen von euch in den Beratungen oder bei den Big4 auch solche Probleme, Urlaub zu bekommen wie ich?

Im Urlaub müssen wir immer erreichbar sein. Blackberry muss immer mitgenommen werden und für Calls müssen wir auch im Urlaub zur Verfügung stehen. Hinzu kommt, dass es immer ein Riesentheater ist, bis der Urlaub in meiner Abteilung überhaupt mal bewilligt wird. Es wird immer so getan, als müssten wir dankbar sein, dass wir überhaupt Urlaub bekommen.
Wirklich bekommen tun wir dann aber nur Einzeltage oder mal eine Woche, obwohl gesetzlich auch mehr Urlaub am Stück vorgeschrieben ist! Und dann wieder nur auf Abruf.
Ich habe dieses Jahr meinen Urlaub fast 1 Jahr vorher planen müssen, wegen der Planungssicherheit der Projekte. Und dann geht 2-3 Tage vor dem Urlaub wieder so eine Diskussion los???

Ich kann noch nicht mal am Abend mit meinen Jungs etwas trinken gehen, weil ich ja morgens ab 8 Uhr schon angerufen werden könnte. Mich schränkt das ein und mir kommt mein Urlaub kaum mehr als Urlaub vor! Die Hälfte der Zeit sitze ich wartend neben dem Blackberry!
Außerdem gibt es immer ein paar Tage vor meinem Urlaub eine Grundsatzdiskussion, ob ich den Urlaub denn nun aus Projektgründen doch nicht antreten kann. Ist natürlich ganz super, wenn man schon gebucht hat! Bisher gings dann "zum Glück" immer nur so aus, dass ich aus dem Urlaub (z.B vom Strand von Bali) mehrere Calls führen durfte.

Und ich bin Assistent, kein Manager oder aufwärts! Bei denen scheint es nie Probleme zu geben, die können auch gerne mal 3 Wochen in den Urlaub, während wir schon um eine Woche kämpfen müssen.
Ich bin verärgert! Geht es nur mir so, oder haben noch andere hier dieses Problem?

Ich weiß, dass das alles rechtlich nicht ganz sauer ist. Pflichturlaub pro Jahr, mindestens einmal 2 Wochen am Stück Urlaub, nicht nur Urlaub auf Abruf ...
Aber was hilft mir das?

Wenn das auch nur ansatzweiße bei mir (KPMG Advisory) so wäre, wie von Dir beschrieben, hätte ich schon längst die Konsequenzen gezogen (=gekündigt).

Blackberry bleibt sowohl im Urlaub als auch am Wochende zu Hause. Es mag Kollegen geben, die ihren immer dabei haben, das ist dann aber deren Privatvergnügen. Habe auch noch nie erlebt, dass jmd. aus meinem engeren Bekanntenkreis (i.d.R. Assistant Manager und Manager) am WE eine wichtige Nachricht erhalten hat.

Ich erinnere mich an eine Situation vor ca. drei Jahren, wo seitens des Mandanten einmal ein Urlaub einer Kollegin in Frage gestellt wurde. Das hat unser Senior Manager mit Ersatz im Interesse der Kollegin schnell geklärt. Niemand - aber wirklich niemand - ist unersetzbar. Natürlich gibt es Mitarbeiter, die in einem Thema tiefer drin stecken, als andere. Da musst dann halt eine ordentliche Übergabe stattfinden.

Natürlich gibt es auch Wichtigteuer, die sich für unersetzbar halten. Besonders beliebt sind die bei uns aber nicht.

Achso, im Audit gibt's natürlich Urlaubssperren; i.d.R. Januar bis März. Z.T. auch zwischen 27. und 31. Dezember - das weiß man aber, wenn man in der Prüfung anfängt.

hier musst man halt abwägen können was einem wichtiger ist.... 5000 ? mehr im Jahr, oder eben kein solcher unnötiger Stress

Advisory EY ist das kein Prob. Zwar auch viel Stress und viel Arbeit aber 3-4 Wochen gehen immer. Zitat meines Managers: Es wäre ja schlimmer wenn du wegen Burn-Out mehrere Wochen ausfällst oder kündigst. Dann bist ja auch weg. Ausserdem sollte jeder über ein paar Wochen ersetzbar sein, sonst hätte die Firma ein Problem.

tja genau das ist der Grund warum UBs und WPs die heutigen Sklavenhaeser sind. Wer sich freiwillig in die Sklaverei begibt um 2,4Euro mehr im Monat zu haben der darf sich spaeter nicht wundern.....

leider der preis den man dafür zahlt oder? wo arbeitest du denn? Big4?

Hier der KPMGler...

auch wenn ich ja im Normalfall versuche, KPMG immer im bestmöglichen Licht darzustellen, muss ich Dich da leider unterstützen.
Ich habe die gleichen Probleme, diverse andere Kollegen auch und es ist immer wieder frustrierend.
Und übrigens, ich bin Manager! Und hier ist genau das gleiche Problem, teilweise sogar noch schlimmer als ich es Staff hatte. Bei Managern ist die Erwartungshaltung, meiner Meinung nach, insb. was Erreichbarkeit betrifft, noch größer.
Und dann vorallem auch immer dieses implizite oder explizite Einreden eines schlechten Gewisses, wenn man denn dann doch darauf besteht, den Urlaub zu nehmen...
Das geht mir echt auf die Nerven...

Aber es scheint Bestandteil des Jobs zu sein, in anderes UBs (ausserhalb der Big4 meine ich) ist es genauso...

Der Preis für angesehene, hochdekorierte und wichtige Berater

Ich bin auch bei den B4. Ich habe mein Blackberry zwar auch im Urlaub bei mir, einfach weil ich denke das es sich so gehört. Manchmal gibts Fragen die nur du beantworten kannst. Aber anders als du sitze ich nicht wartend vor meinem Blackberry, sondern schaue maximal 2 mal am Tag kurz drauf ob sich jemand gemeldet hat. Ansonsten lasse ich das Handy im Hotel und trage es nicht mir mir herum. Die Leute wissen ja das du im Urlaub bist und nicht 24 h erreichbar bist. Wenn du dich versklaven lässt, dann merken das die anderen und nehmen natürlich keine Rücksicht auf dich. Wenn du aber auf den Tisch haust und sagst du willst endlich mal Urlaub machen, dann werden die dich auch Urlaub machen lassen. Also mach dich nicht klein, sonst wirst du getreten.

Japp, der scheiß gehört dazu und ist nur ein weiterer Beweis für die wirkliche Natur der Branchen. Ich hatte in der Strategie-UB das gleiche Problem. Urlaub kann sowieso in der Regel nur zwischen Projekten gemacht werden. Den Urlaub direkt ans geplante Projektende ranzuhängen klingt dann immer sinnvoll, aber oft wird ein Projekt auch mal verlängert und dann hast du da wieder die Diskussion. Und genau so ist es an den Wochenenden und Freitagabenden: NULL Planungsmöglichkeit. Man organisiert sein Leben um dem Job und das äußerst spontan und nich andersrum. Was mir dabei so auf den Sack geht: Du reist dir echt wahnsinnig den Arsch auf, arbeitest 65-85 Stunden (Durchschnitt bei mir 70) und trotzdem bekommst du wenn du Freitag sagst "Sorry, ich muss aber um 19 Uhr auf jeden Fall Schluss machen" oder wenn du auf Urlaub bestehst, das Gefühl, dass du NICHT GENUG MACHST! Fazit: Rackern bis zum Umfallen und dafür noch permanant schlechtes Gewissen anstatt Stolz auf das Erreichte -> Mir ist das zu doof, sodass ich ziemlcih schnell da wieder draußen war. Das ist doch kein Leben!

Habe ein paar Freunde in der Beraterbranche, mittlerweile auch Seniors. Die lesen grundsätzlich ab Fr 18 Uhr keine Mails mehr und haben das Handy auf lautlos und haben das auch früher schon so gemacht un sind trotzdem weitergekommen. Wenn ihr euch natürlich knechten lasst seid ihr doch selbst Schuld.

"Advisory EY ist das kein Prob. Zwar auch viel Stress und viel Arbeit aber 3-4 Wochen gehen immer. "

Das ist aber auch stark team- und projektabhängig. Ich bin auch bei Advisory EY und es kann sehr wohl ein Problem sein. Wir haben auch einige jüngere Kollegen, die seit 2 Jahren da sind und auch selten mehr als 1 Woche Urlaub hatten. Manche hatten bisher maximal 1 Woche, mehr wurde nicht bewilligt, weil es das Projekt nicht zuließ. Und auch bei uns im Team wird erwartet, dass die Assistenten die Handys (bei uns gibt es ja keine Blackberries für Assis) dabei haben. Man versucht natürlich, dann nicht anzurufen, aber manchmal geht es nicht anders. Wenn das länger laufende Projekte sind und die Situation mit dem Kunden etwas schwierig ist, kann es auch wegen 1 Woche Urlaub schon Probleme geben.
Wie oben schon erwähnt geht es nicht zwingend darum, dass ein Ersatz da ist, sondern darum, dass Fragen beantwortet werden können. Und da kann eine Woche schon ein Problem darstellen. Für eine Woche einen Ersatz zu stellen lohnt sich doch von der Einarbeitungszeit kaum. Das ist eben die Gefahr, wenn man schon früh Verantwortung übernehmen muss/will/kann. Unvorhergesehene Dinge können immer mal vorkommen.

Frustrierend ist es dann auch, wenn die Kollegen, die kaum Urlaub bekommen sehen, dass die Mitarbeiter des Kunden wochenlang im Urlaub sein können, aber vom Berater verlangt wird, dass er immer da ist.

Ich kann auf jeden Fall nachvollziehen, dass bei uns momentan so viele gehen.
Einerseits die Sache mit den Überstunden, dann kommt auch noch dazu, dass man noch nichtmal im Urlaub wirklich Ruhe hat. Viele Manager und Senior Manager bemerken das gar nicht. Manche bei uns trauen sich schon gar nicht mehr, um mehr als 1 Woche Urlaub zu bitten. Weil sie dann zumindest die Chance sehen, dass sie wenigstens diese Woche bekommen.

Und bei uns kam es auch schon oft vor, dass Urlaub bewilligt wurde und dann wurde die Projektplanung verändert. Und schon war der Urlaub plötzlich ein Problem.

Situation wäre für mich ein Kündigungsgrund. Urlaub/Freizeit ist für mich ein wesentlicher Bestandteil meines Lebens. Ich reise gerne und viel und ein AG der nicht die nötige Flexibilität/Organisatorische Geschick an den Tag legen kann mir diese Auszeiten zu garantieren, für den wäre ich auch nicht bereit entsprechenden Einsatz während der Arbeitszeit zu leisten. Spricht daher nicht für Deinen AG. Wie oben schon jemand schrieb- niemand ist unersetzbar!

Freue mich über 30Tage+ca. 10-15Ü-Stunden Tage im Jahr. An Freitagen auch spontan möglich, Vertretungsregel/Orga in 2er-Tandems.

Ganz ehrlich? IMO habt ihr alle keine Eier in der Hose.
In dem Moment, in dem ich das Büro/den Kunden verlasse, ist der Blackberry aus und bleibt es bis zum nächsten Morgen.
Hat meiner Karriere bisher nicht geschadet. Ihr müsst euch immer im Klaren sein, dass ihr getestet werdet, wie weit man es mit euch treiben kann. Seit ihr einmal "gebrochen", ist das der Point of No Return. Keiner dreht euch nen Strick, wenn ihr da nicht mitmacht, solang die Leistung stimmt. Das ist auch kein Initationsritus, die Typen die das mitmachen, sind in der Regel die, die nach 2-4 Jahren abspringen. Wer wirklich weiter kommen will/Karriere machen, muss ein anderes Spiel beherrschen und wissen, wie man dem Druck ausweicht

was meinenen Sie mit " anderes Spiel behreschen"? zu Blöffen und sich gut Verkaufen können? :D

Lounge Gast schrieb:

Ganz ehrlich? IMO habt ihr alle keine Eier in der Hose.
In dem Moment, in dem ich das Büro/den Kunden verlasse, ist
der Blackberry aus und bleibt es bis zum nächsten Morgen.
Hat meiner Karriere bisher nicht geschadet. Ihr müsst euch
immer im Klaren sein, dass ihr getestet werdet, wie weit man
es mit euch treiben kann. Seit ihr einmal
"gebrochen", ist das der Point of No Return. Keiner
dreht euch nen Strick, wenn ihr da nicht mitmacht, solang die
Leistung stimmt. Das ist auch kein Initationsritus, die Typen
die das mitmachen, sind in der Regel die, die nach 2-4 Jahren
abspringen. Wer wirklich weiter kommen will/Karriere machen,
muss ein anderes Spiel beherrschen und wissen, wie man dem
Druck ausweicht

ja. sorry, aber so läuft das game, wer hätts gedacht.

primär ist natürlich gute arbeit abliefern, dann schaut, dass ihr eine gute casual verbindung zu dem typen, der ÜBER eurem Manager sitzt, knüpft. Das hat nichts mit Schleimen zu tun, aber private Anknüpfpunkte sind immer gut. Das Gleiche mit den Entscheidern/Projektverantwortlichen beim Kunden, wenn der Kunde euch kennt, liebt und beim Partnergespräch wohlwollend euren Namen fallen lässt, kann sich der Manager aufn Kopf stellen, weil ihr nach Feierabend den BB aus habt. Ihr kommt weiter.
Diejenigen, die sich um 22 Uhr noch Arbeit aufn Tisch knallen lassen und demütig ja und Amen sagen, sind für die Firmen wirklich nicht mehr als menschliche Ressourcen...