Ich bin ja neu hier (bin derjenige der gestern sehr viel zu RB und ATK gepostet hat) - und bin vollkommen baff ob der Arroganz und Weltfremdheit einiger hier in diesem Forum. Das ist ja einfach verblüffend, und die Zahlen mit denen hier jongliert werden sind abenteuerlich.
Zum Partner Lifestyle und zur Partner Karriere:
Ich habe da in meinen Jahren in der Beratung EXTREM große Unterschiede wahrgenommen. Es gibt junge, hungrige Partner die immer noch für die Senior Partner knechten müssen. Diese Junior Partner verdienen zumindest fix nicht die Welt! Dafür kloppen sie parallel auf 5 Projekten weil sie 10 Tage die Woche fest verkauft sind, fliegen von einem Projekt zum nächsten, arbeiten parallel an 10 Proposals, und sind nie zuhause.
Dann gibt es Senior Partner (oder noch besser: Practice Heads) die maximal mal beim Projekt vorbei schauen wenn alles gelaufen ist, oder die meiste Zeit auf dem Golfplatz verbringen, während andere die Arbeit machen. Das kannst du dir aber nur erlauben, wenn du vorher was geleistet hat in deinem Leben, oder noch besser, wenn du die ganz guten Kontakte hast zum C-Level der Kunden.
Meine Einschätzung (zumindest bei RB oder ATK): Keiner davon ist Einkommensmillionär. Das wäre auch komisch wenn man weiß, was für Auftragseingangs-Zielvorgaben die haben - wenn davon dann schon ein nennenswerter Prozentsatz als FIXgehalt wieder an den Partner gehen würde.
Richtig großes Geld macht man nur wenn man extrem erfolgreich ist und zwar über den auf der Karriereleiter immer größer werdenden variablen Anteil. Aber da kann man auch Pech haben. Wenn man der spezialisierte Partner für den deutschen Maschinenbau Mittelstand ist, sieht es da düster aus mit den Großprojekten.
Zur Karriere-Option "Partner". Da muss ich sagen, hat sich meine Sicht der Dinge im Laufe meiner Beraterzeit komplett gedreht. Als naiver Einsteiger (wohlgemerkt ich hatte schon 5 Jahre Berufserfahrung) habe ich gedacht, die Partner seien die Größten. Müssen alles wissen, kennen die Industrie in und auswendig, sind Meister aller Frameworks, und verdienen zudem noch unverhältnismäßig viel Geld. Well,... Wenn man es mal genau beobachtet ist es so:
- viele Partner können außer heißer Luft (oder eher: lauwarm) nicht besonders viel
- fast alle die schlau sind und ein Leben wollen verlassen die Beratung innerhalb von 4 Jahren
- Leute die hartnäckig sind, bleiben halt 5-8 Jahre, kriegen dann aber sensationell gute Jobangebot von Kunden (1. oder 2. Führungsebene - wobei ich sehe, dass auch das eher seltener wird).
- nun, was sagt uns das über Partner? Manche von denen wollen vielleicht kein Leben, oder sie genießen es einfach für nichts wirklich langfristig verantwortlich zu sein, und bei vielen anderen hat es nicht für einen ganz großen Job anderswo einfach nie gereicht. Wenn du 20 Jahre alle großen Unternehmen berätst aber keines davon dich für würdig für einen Job dort erachtet... Nun ja
Außerdem kann ich nur jedem empfehlen - aber das gilt auch außerhalb der Beratung - die Jobs alle paar Jahre zu wechseln. Es gibt kaum einen Partner, der nicht bei mindestens 2 oder 3 (manchmal 5!) Beratungen gewesen ist. So schafft man es ganz smooth, nie einen überragenden Job abliefern zu müssen, und dennoch immer eine Stufe höher zu klettern, bis zum Level wo man nicht mehr viel können muss.
Und bevor jetzt die typischen Reaktionen kommen:
Ich wollte NIE Partner werden, ich wollte eigentlich sogar nie wirklich Berater sein, ich bin nicht eifersüchtig, ich bin kein Low-Performer, ich verdiene selbst mehr als genug, und natürlich gibt es jede Menge Ausnahmen für das was ich gesagt habe.
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