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Leidenschaft für den Erfolg – Interview mit Rekord-Weltmeister Thomas Lurz

Thomas Lurz ist 12-facher Rekord-Weltmeister mit zwei Olympiamedaillen. Über mehr als 10 Jahre galt er als bester Freiwasserschwimmer der Welt. Parallel dazu ist er Redner, Coach und Autor. Wie gelingt so eine Traumkarriere? Mit WiWi-TReFF hat er über die Erfolgsfaktoren seiner Doppelkarriere gesprochen.

Das Foto zeigt den Open Water Schwimmer Thomas Lurz im Porttrait.


Herr Lurz, wer über mehr als ein Jahrzehnt so erfolgreich war wie Sie, der muss wirklich vieles richtig gemacht haben. Bei einem genaueren Hinsehen wirkt Ihre außergewöhnliche Sportkarriere wie die Summe vieler kleiner Geheimnisse. Vielleicht verraten Sie uns heute das ein oder andere.
 

Sportprofi klingt für viele danach, das Hobby zum Beruf zu machen. Sie sagen ganz ehrlich, Schwimmtraining sei überwiegend harte Arbeit. Sie würden einfach gerne gewinnen und konnten Schwimmen am besten. Sind Siegeswille und Leidenschaft für den Erfolg die Voraussetzungen für herausragende Leistungen?

Auf jeden Fall ist der Wille entscheidend. Der Wille muss einfach größer sein als der innere Schweinehund, denn den muss man jeden Tag besiegen. Je größer der Wille ist, desto mehr kann man erreichen. Das ist mit Sicherheit eine ganz wichtige Eigenschaft, kombiniert mit Selbstkritik. Nicht die Schuld anderen in die Schuhen zu schieben, sondern immer selbst nach Lösungen zu suchen. Letztendlich gehört Leidenschaft auch noch dazu, um langfristig den Willen aufrecht zu erhalten.
 

Sie gelten als sehr zielstrebig und diszipliniert. Welche Rolle spielen diese Eigenschaften, wenn Sie auf Ihre sportliche Karriere zurückblicken?

Ein großer Fokus auf die Ziele ist unabdingbar. Ohne Ziele kein Erfolg. Das Ziel musst du jeden Tag vor Augen haben, daran glauben und davon träumen wie es ist, das große Ziel zu erreichen. Disziplin ist wichtiger als Motivation, denn durch Disziplin schafft man es, das Training als Selbstverständlichkeit anzusehen und es wird zum Teil des Alltags. Es dauert meistens ca. 3 Wochen, bis ein neues Verhalten zur Angewohnheit wird.
 

Sie sind Rangeleien beim Zieleinlauf möglichst aus dem Weg gegangen. Hat Ihnen diese Strategie auch außerhalb des Wassers geholfen? Medienberichte beschreiben Sie zwischen den Zeilen als authentisch und bescheiden. Spart es Kraft, sich keine Fassade aufzubauen? Und hilft Bescheidenheit statt großem Tamtam als prominenter Sportler, die medialen Reibungsverluste zu reduziert?

Bescheidenheit ist eine wichtige Eigenschaft, um Erfolg verkraften zu können. Der größte Feind der Weiterentwicklung kann der letzten Erfolg sein. Bescheidenheit hat auch damit zu tun, zu erkennen, dass es uns verdammt gut geht. Das heißt, unsere Rahmenbedingungen sind absolut spitze und wenn man gesund ist, kann man sehr viel erreichen und darf nicht jammern sondern sollte sich darauf konzentrieren, jeden Tag ein bisschen besser zu werden. Authentisch zu sein, bringt viel Positives mit sich und bedeutet, niemals Kraft aufzuwenden für Dinge, die nicht zielführend sind. Emotionen und Gefühle sollte man kontrollieren können. Das muss man auch trainieren und das passiert nicht von heute auf morgen.
 

Spitzensportler fallen bei Wettkämpfen aufgrund von Krankheiten immer wieder aus oder bleiben unter Ihrer Bestleistung. Bei einem 12-fachen Weltmeister scheint die Gesundheit ein Schlüssel zum Erfolg. Verraten Sie uns bitte die Geheimnisse Ihrer guten Gesundheit!

Gesundheit ist die Basis für den Erfolg! Man ist dafür verantwortlich das beste dafür zu tun, gesund und fit zu bleiben. Genügend Bewegung und eine gesunde Ernährung gehören dazu. In einem gesunden Körper steckt oft auch ein gesunder Geist. Ausreichend Schlaf ist wichtig und man sollte eine Ressource haben, in der man Energie tankt. Die Kombination aus all dem führt dazu, gesund und fit zu bleiben. Hier zahlt man sonst. Man muss selbst schauen, mit seinem Körper kein Schindluder zu treiben.
 

Wird das Atmen im Schwimmsport besonders trainiert? Haben Sie dazu vielleicht Empfehlungen für das oft stressige Berufsleben?

Ja das wird durch Atemübungen an Land und im Wasser selbst trainiert. Tief einatmen und ausatmen sollte man gerade in stressigen Situationen üben. Es beruhigt den Körper und man kann sich besser fokussieren.
 

Sie hatten als Sieger nach fast fünf Stunden im Wasser manchmal nur eine halbe Sekunde Vorsprung vor dem Zweiten. Welche Rolle spielt hier die mentale Stärke? Lässt sich mentale Stärke trainieren?

Es spielt eine sehr große Rolle in so einem Rennen aber auch in der Vorbereitung auf so ein Rennen. Man muss es trainieren. Es gilt Gedanken und Gefühle zu kontrollieren und so das Verhalten zu steuern. Ich habe das Jahre trainiert und man kann es tatsächlich lernen. Es geht mit einem Punkteplan, den man durchgehen kann und es braucht die Bereitschaft, sich damit auseinander zu setzen. Dann klappt es. Das ist nicht leicht, denn man muss ehrlich zu sich selbst sein. Ich biete dazu Vorträge und Workshops an, wie es bei mir im Sport geklappt hat und wie man es lernen kann. Das ist ziemlich objektiv und ehrlich.
 

Welchen Anteil hat Ihre Familie an Ihrer Karriere? Welche Rolle hat speziell Ihr Bruder als Ihr Trainer dabei gespielt?

Meine Familie waren die wichtigsten Förderer und ohne sie hätte ich gar nichts gewonnen. Meine Eltern haben mich immer unterstützt und mein Bruder war über 10 Jahre lang mein Trainer. Wir haben viele Erfolge zusammen erlebt und auch das ist wichtig zu analysieren. Denn mein Bruder war mein Trainer und ein Trainer muss gewisse Eigenschaften mit sich bringen, um ein Team zu motivieren.
 

Basketballfans fallen sicher die vielen Parallelen zu Dirk Nowitzki auf, der ebenfalls aus Würzburg stammt und fast genau Ihr Jahrgang ist: Ausnahmeathlet, trotzdem sehr bescheiden, extrem fleißig und mit einer besonderen Beziehung zum Trainer. Sehen Sie Parallelen bei den Erfolgsfaktoren Ihrer Karriere und der von Dirk?  

Zum einen kommen wir beide aus Würzburg und das ist ja bekanntlich die schönste Stadt. (*lacht*) Jeder erfolgreiche Mensch hat bestimmte Parallelen, denn Erfolg ist planbar und bedarf immer bestimmter Eigenschaften. Uns unterscheidet natürlich ein gewisser Größenunterschied. (*grinst*) Dirk hat eine gigantische Erfolgsstory und er war sicher ein begnadeter Arbeiter, ansonsten ist so ein kontinuierlicher Erfolg nicht möglich.
 

Das Foto zeigt Thomas Lurz beim Schwimmen mit Hemd und Krawatte. Es symbolisiert die Doppelkarriere als Profisportler und Unternehmenscoach.

Sie sind neben dem Profisport Unternehmenscoach, Redner und Autor gewesen. Wie gelingt so eine Doppelkarriere? Woher haben Sie die Energie dafür genommen?

Die Energie kommt davon, dass ich viel Spaß an der Sache habe. Erfolg ist der beste Motivator und somit kommt man in ein gutes Momentum. Mir macht es Spaß, Dinge zu bewegen und umzusetzen. Man muss sich ganz klare Ziele setzen und versuchen, einen Mehrwert zu generieren. Dann denke ich, wird es erfolgreich werden.
 

2015 haben Sie Ihre Schwimmsport-Karriere beendet, unter anderem wegen der Familie. Wie lassen sich Familie und Karriere vereinbaren?

Das ist sicher nicht immer leicht aber möglich. Ich habe zwei Kids und freue mich jeden Abend, wenn ich sie sehe und gewinne daraus viel Kraft und Energie. Man muss einen guten Mittelweg finden, was nicht immer leicht ist aber umso wichtiger ist es, jeden Tag sinnvoll zu nutzen. Klare Struktur und klare Ziele helfen dabei sehr. Ungenutzte Zeit bringt keinen vorwärts. Man sollte Zeit lieber effektiver nutzen.
 

Heute arbeiten Sie unter anderem als Unternehmenscoach. Welche Parallelen sehen Sie zwischen Höchstleistungen im Spitzensport und im Topmanagement von Unternehmen?

Ich bin aktuell Personalleiter bei s.Oliver und halte viele Vorträge. Es gibt unheimlich viele Parallelen im Sport und im Management. Klare Ziele, ein gutes Team, Visionen, Disziplin, mentale Stärke, gesunder Menschenverstand, Umgang mit Erfolg und Niederlagen und ein gesunder Körper sind zum Beispiel in beiden Bereichen sehr wichtig.
 

Das Foto zeigt den Profisportler und Unternehmenscoach Thomas Lurz im Porttrait.
 

Was ist besonders wichtige für den Erfolg und die Karriere? Haben Sie abschließend ein paar konkrete Tipps für Studenten, Nachwuchsmanager und Führungskräfte?

Man sollte wissen, was die persönlichen Stärken sind und dann einen Mentor suchen, der in dem Bereich erfolgreich ist. Wichtig ist es auch, sich ein Umfeld zu schaffen, indem man die gleichen Ansprüche hat. Ziele im Kopf haben je konkreter die sind desto besser. Sich Gedanken machen, wie man dorthin kommen will und auf keinen Fall versuchen, „Abkürzungen„ zu gehen, denn die gibt es nicht. Es gibt immer harte Zeiten aber genau die sind wichtig und müssen besiegt werden.
 

Herr Lurz, ganz herzlichen Dank für das ausführliche Interview und die spannenden Einblicke in Ihre außergewöhnliche Karriere.

 

Erfolge von Thomas Lurz
2013 ist er der erste Schwimmer weltweit, der im Open Water auf allen Strecken über 5, 10 und 25 Kilometer gewinnen kann.

https://www.thomas-lurz.de