Vier Millionen Erwerbstätige leiden unter schweren Schlafstörungen
Psychische Belastungen am Arbeitsplatz sind ein wichtiger Stressfaktor, der mittel- bis langfristig zu erheblichen Krankheiten führen kann. Dazu gehören beispielsweise Bluthochdruck, Depressionen und Rückenschmerzen. Auch Schlafprobleme können ein erstes Alarmsignal für Überbelastung sein.
Schlafräuber Job und Stress
Im DAK-Gesundheitsreport wurden Erwerbstätige gefragt, welche Ursachen sie für ihre Schlafprobleme sehen. Für 40 Prozent sind Stress und Belastungen Schlafkiller Nummer 1. Dazu gehören auch Konflikte im Job, die sich angesichts der Wirtschaftkrise verstärkt haben, so die Experten. Jeder Vierte grübelt nachts über Ängste und Sorgen. Schichtarbeit und Jobs nach 20 Uhr plagen jeden Fünften bei der Nachtruhe. Als weitere Ursachen für einen gestörten Schlaf nennen die Befragten Schmerzen sowie Lärm. Die Experten weisen darauf hin, dass die verschreibungspflichtigen Schlafmittel neben verhaltensmedizinischen Maßnahmen ein wichtiger Therapiebaustein sind. Sie werden jedoch häufig falsch und besonders bei älteren Patienten zu lange verordnet. Die Fachleute fordern, dass sich die Ärzte mehr fortbilden und leitliniengerecht behandeln.
Im DAK-Gesundheitsreport wurden die Verordnungsdaten zu Schlafmitteln genauer analysiert, weil diese Mittel Nebenwirkungen haben und bei langer Einnahme abhängig machen. Auffällig: Je älter die Patienten sind, umso länger verschreiben die Ärzte ihnen Schlafmittel und setzen sich über die empfohlene kurze Dauer hinweg. Eine leitlinienkonforme Kurzzeittherapie erhalten innerhalb des Untersuchungszeitraumes von einem Quartal 91 Prozent der 20 bis 24-jährigen Patienten. Anders sieht es bei den Älteren aus: Bei den 60 bis 65-jährigen Patienten bekommen nur noch 56 Prozent die Medikamente entsprechend der empfohlenen Dauer. Bei 44 Prozent der Älteren wird also zu lange verordnet, sodass eine hohe Gefahr für die Patienten besteht, abhängig zu werden. Über alle Altersgruppen zeigt sich, dass knapp 14 Prozent der DAK-Versicherten, die diese Medikamente einnehmen, sie dauerhaft verordnet bekamen. Die Mittel sollten jedoch nicht länger als vier Wochen eingenommen werden. Die DAK unterstützt daher die Forderung von Experten, parallel nichtmedikamentöse Behandlungs-strategien einzuleiten.
Die Daten zeigen auch, dass Frauen mehr als Männern Schlafmittel verschrieben werden. Ein erheblicher Teil wird auf Privatrezept verordnet und entzieht sich dadurch von vornherein einer Auswertung. 41 Prozent der Patienten mit Schlafstörungen besorgen sich freiverkäufliche Arzneimittel in der Apotheke. Daraus kann auch abgeleitet werden, dass Viele den Gang zum Arzt scheuen und sich nicht einer professionellen Diagnostik unterziehen. In den letzten Jahren lösten sich die Grenzen der Arbeitszeitgestaltung immer mehr auf. Die Beschäftigten arbeiten zunehmend auch am Wochenende oder an Feiertagen. Der Wechsel von Tag-, Spät- und Nachtschicht bringt die innere Uhr aus ihrem Rhythmus. Die Daten belegen auch, dass jeder Fünfte seinen Schlaf durch Schichtarbeit und wiederholtes Arbeiten nach 20 Uhr bedroht sieht. Schichtarbeiter gaben doppelt so häufig an, am Arbeitsplatz den Drang zum Einschlafen zu verspüren. Je autonomer die Beschäftigten über ihre Arbeitszeit bestimmen können, umso geringer sind sie von Schlafstörungen betroffen. So zeigt der DAK-Gesundheitsreport, dass Arbeitnehmer, die in Gleitzeitregelungen arbeiten, weniger unter Schlafstörungen leiden.