WiWi Gast schrieb am 13.06.2022:
Hallo,
ich stehe gerade vor der Entscheidung, an welcher FH ich International Business studieren werde. Einige Hochschulen bieten Bachelorprogramme mit Doppelabschluss an, was für mich echt attraktiv klang, weil man damit aus der Masse heraussticht, "richtig" in einem anderen Land studiert hat und die Sprache verbessert. Jetzt frage ich mich, ob es sich mehr lohnt, einen Doppelbachelor oder einen Doppelmaster anzustreben?
Ich möchte meinen Master für meine Karriere an einer Uni machen. Nach einem Doppelbachelor (meist 240 ECTS, 8 Semester) einen einjährigen Master an einer Uni zu finden, scheint mir schwierig, dann nochmals mit Doppelabschluss quasi unmöglich. Sollte ich lieber im Bachelor 7 Semester "normal" studieren, und dann einen 1.5 jährigen Master mit Doppelabschluss anhängen, oder einen Doppelbachelor und dann einen einfachen, einjährigen Master mit z.B einem Auslandssemester falls mgl?
An zwei HS (Nürnberg, Münster) gäbe es auch Double Degree Programme in sieben Semestern, aber danach noch einen Doppelmaster an einer Uni anzuhängen, scheint mir doch stressig...
Ich möchte danach nicht ins UB/ Investment Banking o.Ä, mein Wunscharbeitgeber sind eher Startups/Ansprechpartner Auslandskontakte Uni/NGO/Immobilienbereich o.Ä
Hab einen solchen Double Degree an einer FH gemacht. 7-8 Semester muss nicht unbedingt sein, an der FH Aachen zB gibts den für 6.
Bezüglich aller, die erstmal sagen, bringt gar nichts - lass dich davon nicht beirren, die haben keine Ahnung. Ich hab meinem im französischsprachigen Ausland gemacht, und für Werkstudentenjobs und Praktika hat der mich allemal weiter gebracht, als vergleichbare normale Studiengänge. Natürlich interessiert es nach dem Master wieder weniger - aber im Master will man ja auch schon wichtige Erfahrungen sammeln, und dafür hats bei mir für einiges gereicht (hatte 6 Bewerbungen für Werkstudentenstellen rausgeschickt, 6 Zusagen bekommen - obs auch ohne double degree so gewesen wär, weiß natürlich keiner, aber besser geht erstmal nicht).
ABER wenn du die Möglichkeit hast, an ne Uni zu gehen, dann würde ich das aus meiner Erfahrung vorziehen. Mit dem FH Bachelor hat man mancherorts schon mit den Zulassungen zu kämpfen - hier fehlt es an quantitativen Modulen, dort wird FH (im Ausland oft) gar nicht erst akzeptiert.
Du darfst auch nicht vergessen, dass du den meisten Teil mit normalen FH BWLern zusammen studierst und wenn du der Typ Mensch bist, der sich akademisch weiterentwickeln möchte und einen hohen Ehrgeiz hast, dann wirst du da auf sehr viele Leute treffen, die komplett anders sind. Damit muss man auch erstmal klar kommen. Jetzt im Master an der Uni führt man im Café schon ganz andere Gespräche. Da muss ich aber sagen, dass FH auch etwas sehr erfrischendes hatte, da sich niemand was auf seinen Abischnitt, seine Werkstudentenstelle oder seine Praktika einbildet. Man ist der Mensch, der man ist, und gut ist. Wenn du aber später steile Karriere machen willst, kann es natürlich besser sein, dich direkt mit Leuten zu umgeben, die dich eben zu solchen Praktika pushen.
Hinzu kam zumindest bei meinem Bachelor, dass ich kaum Wahlmöglichkeiten hatte, und damit auch ein wenig gestrugglet hab, auf die für den Master vorgesehenen Credits zu kommen. Bei der Bewerbung für den Master wurden meine Leistungen aus dem Ausland zudem noch gar nicht offiziell anerkannt, so dass ich mich mit meinen ersten vier Semestern bewerben musste.
Rückblickend hätte ich mir ein anderes Bachelorstudium ausgesucht - aber das ist eine ganz persönliche Empfindung. Alles in allem hat es mir auch sehr viele Türen trotz allem geöffnet, und (und das vergessen hier im Forum immer sehr viel) mich persönlich einfach bereichert. Wen juckt denn, ob der Personaler beeindruckt ist oder nicht? - DU hast in einem anderen Land auf einer anderen Sprache alle Kurse so mitgenommen, wie Einheimische, ohne Erasmusbonus diesdas. Du hast ein Jahr in einem anderen Land gelebt, neue Leute kennengelernt, Freunde fürs Leben auf der ganzen Welt gefunden. Es war für mich so so hart, da die Noten sehr viel für den allgemeinen Abschluss gezählt haben (anders als bei vielen Erasmus-Party Semestern), aber dadurch bin ich heute ein viel entspannterer Mensch und komme daher mit weniger Nervenzusammenbrüchen gut durch den Unimaster. Erasmus wäre ein Spaziergang im Vergleich, und daher kein Ersatz.
Doppelabschluss im Master ist ebenfalls interessant, aber herausforderungstechnisch nicht gleichzusetzen mit dem Bachelor aufgrund Reife, Zukunftsplänen etc.
Wenn mir also jemand sagt, der Doppelabschluss im Bachelor bringe gar nichts, kann ich nur lächeln. Man lebt doch nicht für die Personaler dieser Welt, damit die möglichst stolz auf einen sind, und wenn nicht, hat's keinen Wert?
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