Ich finde ja dezent graue Nadelstreifenanzüge wirklich sehr schick. Aber mir hat zuletzt ein Kollege gesagt, dass das gar nicht geht und wir nicht die Firma (Mafia) seien. Ist das wirklich so, dass Nadelstreifenanzüge nicht gern gesehen werden?

Ü40-UB-Partner hier.

Es kommt darauf an.

Auf die Gegebenheiten in deiner Firma. Tragen alle Anzüge und legen eher viel Wert auf ihr Äußeres? Oder ist es eher eine gemischte Causal/Business-Kultur, die Leute mit Kundenkontakt ziehen auch mal ein Jackett an, ansonsten ziehen alle an, was sie wollen. Sitzt euer Laden im Opernturm oder im Gewerbegebiet Eschborn-Süd? Was trägt der Chef?

Und dann kommt es auf den Anzug an. "Nadelstreifen" kann alles sein. Schwarz mit dicken weissen Streifen, a la Al Capone, oder wie ein "Zooz Suit" der (echten) Hipster der 50er Jahre. Doppelreiher mit Hosenträger a la Wall Street. Usw.

Nach meinem Stilempfinden wären Streifen tendenziell eher in einem Bank/Börse/Kanzlei-Umfeld passend, sie sind "städtisch" und "kommerziell" usw. So, im Unterbewusstsein, sieht es auch der Laie, woraus auch der "Mafiosi"-Kommentar rührte.

Bei einem Mittelständler auf der Schwäbischen Alb mit Produktionshallen auf dem Gelände würde ich es mir gut überlegen.

Und, ja, vermutlich geht es gleich wieder los, dass die Gen-Y-Members sagen "manno ey, ich bin aber so einen special snowflake, wo bleibt meine Individualität, ich will auch Regeln brechen" und so fort.

Klar, dürft ihr. Euer Chef darf euch dann aber auch doof finden.

Haha in bin jemand von der Gen-Y und liebe es wenn jemand den ganzen Spinnern unter dieser Generation mal ihren Wahnsinn vorführt ^^

Ich hab mir auch Gedanken gemacht ob ich mir n Nadelstreifen Anzug hole. Dann mich Montags morgen am Flughafen umgeschaut und gesehen, dass die Typen mit Nadelstreifen für gewöhnlich 40+ sind und allein der Gürtel mehr kostet, als ich bereit bin für einen Anzug auszugeben.
Daher warte ich damit lieber noch vieeele Jahre.

Ich arbeite in einer größeren Kanzlei, demnächst wohl im Finanzsektor. So ähnlich, wie du hier schreibst, habe ich es mir auch schon gedacht. Bei Schaeffler in der Rechnungslegungsabteilung würde ich auch nie auf die Idee kommen, überhaupt einen Anzug zu tragen.

Mit geht es auch gar nicht um Individualität, mir hat die Art von Anzug nur schon seit jeher am besten gefallen und nach meinem Berufseinstieg habe ich mich durchgehend gefragt, wieso ich praktisch nirgends mehr einen gesehen habe.

Vom Stil her genau so:
https://ae01.alicdn.com/kf/HTB1BoFMKVXXXXamaXXXq6xXFXXXc/Herren-Nadelstreifenanzug-Nach-Maß-Charcoal-Grey-Herren-Gestreiften-Anzug-Zugeschnitten-Einreiher-Pin-Stripe-Männer-Anzug.jpg

Zu dem anderen... was hat der Gürtel eines anderen damit zu tun, ob ich mir einen Anzug kaufe oder nicht. Bei der Sparkasse gibt es auch Stiften, die mit dem 1500 Boss Anzug an der Kasse stehen.

Lounge Gast schrieb:

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Es kommt darauf an.

Auf die Gegebenheiten in deiner Firma. Tragen alle Anzüge und
legen eher viel Wert auf ihr Äußeres? Oder ist es eher eine
gemischte Causal/Business-Kultur, die Leute mit Kundenkontakt
ziehen auch mal ein Jackett an, ansonsten ziehen alle an, was
sie wollen. Sitzt euer Laden im Opernturm oder im
Gewerbegebiet Eschborn-Süd? Was trägt der Chef?

Und dann kommt es auf den Anzug an. "Nadelstreifen"
kann alles sein. Schwarz mit dicken weissen Streifen, a la Al
Capone, oder wie ein "Zooz Suit" der (echten)
Hipster der 50er Jahre. Doppelreiher mit Hosenträger a la
Wall Street. Usw.

Nach meinem Stilempfinden wären Streifen tendenziell eher in
einem Bank/Börse/Kanzlei-Umfeld passend, sie sind
"städtisch" und "kommerziell" usw. So, im
Unterbewusstsein, sieht es auch der Laie, woraus auch der
"Mafiosi"-Kommentar rührte.

Bei einem Mittelständler auf der Schwäbischen Alb mit
Produktionshallen auf dem Gelände würde ich es mir gut
überlegen.

Und, ja, vermutlich geht es gleich wieder los, dass die
Gen-Y-Members sagen "manno ey, ich bin aber so einen
special snowflake, wo bleibt meine Individualität, ich will
auch Regeln brechen" und so fort.

Klar, dürft ihr. Euer Chef darf euch dann aber auch doof
finden.

Wenn dein Chef 5er fährt nervt es ihn wenn du im 911er Turbo kommst.
Das hat der Gürtel damit zu tun.
Nicht das mich das jetzt stören würde nur ein Anzug macht ganz einfach keinen Spaß sondern er ist notwendiges Übel.

Die Formalität eines Outfits hängt nicht allein davon ab, ob der Anzug Nadelstreifen hat oder nicht. Es geht um die Gesamtheit der kombinierten Kleidungsstücke. Zum verlinkten Anzug wirst Du tendenziell keine sportlichen Hemden und Schuhe tragen, sondern ein weißes Hemd, schwarze (maximal dunkelbraune) Schuhe und zurückhaltende Accessoires. Du trittst damit insgesamt sehr formal und klassisch auf und das stößt bei Kollegen natürlich auf Gegenwehr. Hauptgrund ist, dass sie selbst neben Dir plötzlich schlecht gekleidet aussehen.

Mit der Mafia hat das allerdings überhaupt nichts zu tun. Die trugen/tragen nicht mehr und nicht weniger Nadelstreifen als andere. In Filmen werden dieser Gruppe gelegentlich Kreidestreifen verpasst, aber das ist ein Klischee.

Sofern der Nadelstreifenanzug Ernst gemeint ist, ist er auch ein wenig aus der Zeit gefallen, "Geschäftsleute" nichtironischer Prägung tragen so was eigentlich nicht mehr, die Zeiten von Beitz, Kopper & Co sind vorbei. Auch der Brite mit Pinstripe und Melone gehört ja eher der Vergangenheit an.

Man kann natürlich den Nadelstreifenanzug "auflockern" mit diesen hellbraunen Entenschuhen, oder wie dieser eine Fernsehmoderator mit Run-DMC-Adidastretern.

Aber vielleicht passt ja der Anzug auch wirklich nicht in das Umfeld, dann kann man ihn doch privat tragen...

Just my 2 stripes...

Lustigerweise assoziiere ich mit Nadelstreifenanzug nie Mafia sondern Top-Banking und -Anwälte der 80s und 90s die sich Mittags in vertäfelten Herrenzimmern ein Gläschen Whisky genhemigten.

Die Kausalität musst du mir aber erklären. Denn deiner Logik nach dürftest du gar kein Auto fahren, weil dein Chef eines fährt. Weil man bei einem Nadelstreifenanzug natürlich einen 500 EUR Gürtel braucht...

Lounge Gast schrieb:

Wenn dein Chef 5er fährt nervt es ihn wenn du im 911er Turbo
kommst.
Das hat der Gürtel damit zu tun.
Nicht das mich das jetzt stören würde nur ein Anzug macht
ganz einfach keinen Spaß sondern er ist notwendiges Übel.

Lounge Gast schrieb:

Die Kausalität musst du mir aber erklären. Denn deiner Logik
nach dürftest du gar kein Auto fahren, weil dein Chef eines
fährt. Weil man bei einem Nadelstreifenanzug natürlich einen
500 EUR Gürtel braucht...

Meine Güte mach es doch nicht so komplex.
Er ist normaler Berater (evtl. Einsteiger) und sieht das die Leute die in Nadelstreifen rumlaufen ganz klar viele Karrierestufen über ihm sind bzw in "elitäreren Bereichen" unterwegs sind. Folgerichtig zieht er keinen Nadelstreifen Anzug an, wenn er als 0815 Berater zum normalen DAX Konzern geht und dort normalen Kram macht. Wenn er in 10 Jahren der Vorstand der Deutschen Bank berät, hat er aber ggf. einen an.

In menschlichen Gruppen wird Kleidung als ein Statement der Gruppenzugehörigkeit gesehen. Tragen alle Menschen ein rotes Käppchen und Du trägst ebenfalls ein rotes Käppchen, wird das tendenziell als ein Statement der Zugehörigkeit gesehen. Tragen alle ein rotes Käppchen und Du trägst ein blaues Käppchen, wird das tendenziell als ein Statement der Differenzierung gesehen. Wie genau diese Interpretation im Umfeld des Threaderstellers ausfällt, können wir nicht beurteilen. Es kann sein, dass ein grauer Nadelstreifenanzug als ein Statement des "ich will zur Gruppe des Top-Managements gehören" gedeutet wird, vornehmlich dann, wenn alle Mitglieder dieser Gruppe einen solchen Anzug tragen und alle anderen nicht. Das ist aber höchstwahrscheinlich nicht der Fall. In der Realität sind diese Regeln aber keineswegs so eindeutig und simpel, sondern eher subtil. Einige Menschen geben vor, überhaupt nicht auf Kleidung zu achten. Diese Gruppe ist meistens hochgradig empört, wenn jemand sich ihrer Ignoranz nicht beugt, sondern durch Kleidung ein Zugehörigkeits-Statement abzugeben scheint. Selbst denen ist also nicht zu trauen.

Ob ein Nadelstreifenanzug im Umfeld des TE gut ankommt oder nicht, bleibt eine spezifische Frage des Umfelds. Der TE sollte es durch persönliche Empathie herausfinden (oder einfach mal im Vertrauen mit jemandem sprechen, der es beurteilen kann).

Man kann ansonsten auch erst einmal abwarten, bevor man statt durch Leistung durch besonders auffällig gemusterte oder sonstwie gestaltete Kleidungsstücke (Streifen, Doppelonks, die ewigen bunten Socken, Mädchenflechtbändchen ums Handgelenk, Wasmitmedienbrille etc) auf sich aufmerksam macht.

Full disclosure: ich achte sehr auf mein Äußeres und meine Kleidung, bei letzterer geht Qualität, Passform, Anlassangemessenheit und Langlebigkeit stets vor.

Ich werde mir jetzt definitiv einen Nadelstreifenanzug zulegen, weil er mir einfach von der Art wie im verlinkten Bild einfach am besten gefällt. Ich dachte nur, dass er wegen der Äußerungen unseriös wirken würde.

Leider ist der auf dem Bild ein Billigteil für 120 EUR, sonst hätte ich den so gleich bestellt