WiWi Gast schrieb am 06.07.2019:
Bei der Anprobe von Anzugsakkos stelle ich fest, dass das Sakko bei mir lächerlich aussieht, sobald ich es zugeknöpft habe. Deswegen würde ich es am liebsten immer offen tragen. Kann man das machen oder ist das ein No-Go?
Ich bin ja persönlich schon positiv erstaunt, wenn Kollegen ihr Sakko tatsächlich tragen und nicht nur den ganzen Arbeitstag über dekorativ über die Lehne des Schreibtischstuhls hängen ;).
Klassisch stilvoll ist es natürlich das Sakko zuzumachen. Dann aber auch bitte inklusive Krawatte, Anzug nicht in schwarz und bitte kein Button-Down-Hemd - ihr seid im Büro und nicht beim Reiten; der Kragen fliegt auch ohne Knöpfe nicht weg.
Viel wichtiger aber:
Wenn das Sakko nicht sitzt, wenn es zu ist, dann passt es nicht. Lass dir nicht von aufdringlichen Verkäufern etwas anderes erzählen. "Abstehen" vorne an der Brust ist zum Beispiel ein klassischer Fall von "Schnittform passt nicht".
Falls hingegen alles locker anliegend sitzt und du deinen Anblick immer noch peinlich findest, liegt es vielleicht an der fehlenden Gewöhnung.
So viel zum klassichen Stilempfinden.
In der tatsächlichen deutschen Berufspraxis passt jedem zweiten Angestellten der Anzug nicht ideal, die Schuhe sind nicht ordentlich gepflegt, die Krawatte fehlt und die unter 35-Jährigen versuchen sich im schwarzen Anzug mit schmalen Krawatten und bunten Socken an Coolness zu überbieten.
Kurz: Du wirst mit offenem Sakko nicht negativ auffallen, aber auch nicht positiv.
Für mich ist die interessante Frage immer nicht "Muss man das so anziehen", sondern "Wie wirkt es, wenn ich das so anziehe". Ein geschlossenes Sakko wirkt klassischer, eleganter, professioneller, höflicher, aber auch konservativer und distanzierter. Ich mag das und trage mein Sakko entsprechend (im Stehen) immer geschlossen.
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