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Duale StudiengängeDH

Wirtschaft studieren: Das Duale Studium BWL an einer Berufsakademie

Ein duales Studium in Betriebswirtschaftslehre, Wirtschaftsinformatik oder Wirtschaftsingenieurwesen zu beginnen, ist eine alternative Studienmöglichkeit zur universitären Ausbildung. Studieninteressierte, die gern praktisch arbeiten wollen, finden in Berufsakademien passende Studiengänge in den Wirtschaftswissenschaften. Eine Vielzahl an Spezialisierungen in wirtschaftswissenschaftlichen Fächern ermöglicht bereits ab dem Bachelor eine Vertiefung. Nach dem dualen Studium werden viele BWL-Absolventen von ihrem Praxispartner übernommen oder nutzen im Anschluss die Möglichkeit für einen dualen Master oder für einen Master an einer Hochschule mit Promotionsrecht.

Studenten im Hörsaal

Die Berufsakademie als alternative Hochschulform
Die Berufsakademie (BA) wurde als Alternative zu klassischen Studiengängen entwickelt und hat sich erstmalig in Baden-Württemberg herausgebildet. In den 70er Jahren gab es eine Überlastung an Studenten in Hochschulen. Daraus ergab sich ein öffentlicher Appell nach praxisnäheren Ausbildungswegen außerhalb vom klassischen Hochschulsystem. Am 1. Oktober 1974 starteten die ersten Berufsakademien in Deutschland ihren Modellversuch in Form von einem BA-Studium. Die Berufsakademie Stuttgart und die Berufsakademie Mannheim boten eine Studienrichtung im tertiären Bereich, die dual eine praktische und theoretische Ausbildung verband. Offiziell anerkannt wurden die Berufsakademien Baden-Württemberg 1982. Im Jahr 2014 feierte das Duale Studium sein 40-jähriges Bestehen. Die Bezeichnung als Berufsakademie ist in einigen Bundesländern heute nicht mehr geläufig. Einige Berufsakademien sind als Duales Studium in anderen Hochschulen integriert oder tragen die Bezeichnung Duale Hochschule.

Das duale Studium an der Berufsakademie
Das Studium an den Berufsakademien ist ein Duales Studium, das mit einer betrieblichen Ausbildung verbunden ist. Dabei ist der Studierende bei einer Firma beschäftigt und befindet sich abwechselnd bei Vorlesungen und am Arbeitsplatz. Die Vorlesungszeiten der Berufsakademien sowie die Arbeitszeiten werden in abgestimmten Blöcken absolviert. Im gesamten Verlauf der Ausbildung werden die Anstrengungen der Studierenden vergütet. Die Höhe der Vergütung wird im Ausbildungsvertrag festgelegt und liegt im Schnitt bei etwas über 500 Euro im Monat. An den Berufsakademien entfallen im Vergleich zum gewöhnlichen Hochschulstudium an Universitäten und Fachhochschulen die Semesterferien. Statt der vorlesungsfreien Zeit steht jedem Studenten der Berufsakademien der tariflich vorgeschriebene Jahresurlaub zur Verfügung. Es ist bei der Vergabe eines entsprechenden Ausbildungsplatzes durchaus üblich, den Bewerber für die erste Zeit nach Abschluss des dualen Studiums vertraglich an den Betrieb zu binden. Die Ausbildung an einer Berufsakademie oder Dualen Hochschule dauert mindesten drei Jahre.

Eine duale Ausbildung an einer Berufsakademie steht im deutschen Ausbildungssystem und Hochschulsystem zwischen einer betrieblichen Ausbildung beziehungsweise Lehre und einem Studium und zählt somit zum tertiären Bildungsbereich.

An Berufsakademien existieren drei relevante Ausbildungsbereiche. Jedoch werden nicht alle in allen Bundesländern angeboten.

Starke Spezialisierung an Berufsakademien
Die dualen Studiengänge sind an vielen Berufsakademien von Anfang an stark spezialisiert. Die Ausrichtung auf ganz bestimmte Berufe erfolgt bei den Berufsakademien nach den Bedürfnissen des Marktes. Dabei wird viel Spezialwissen vermittelt, wissenschaftliches Arbeiten ist eher die Ausnahme. Tendenziell besteht die Gefahr, kurzfristig gefragtes Wissen zu erlernen und nach dem Studium auf veränderte Arbeitsmarktbedingungen zu stoßen. Andererseits wird das duale Studium an den Berufsakademien mit besonders viel Praxiserfahrung abgeschlossen, was beim Berufseinstieg von großem Vorteil sein kann.

Hochschulrechtliche Gleichstellung der Berufsakademie
Erst 13 Jahren nach dem Modellbeginn in Baden-Württemberg für das duale Studium wurde von Seiten der Kulturministerkonferenz eine Empfehlung ausgesprochen. Damit folgte der erste Schritt, Berufsakademie-Absolventen mit Absolventen von Fachhochschulen gleichzusetzen. 1997 erhielten Berufsakademien durch den ehemaligen Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt und der Europäischen Union diesbezüglich ihre Gültigkeit. Mit der zentralausgerichteten Umstellung aller Abschlüsse in der EU auf das Bachelor- und Mastersystem werden die Abschlüsse von Berufsakademien mit den Abschlüssen von Hochschulen gleichgestellt; sofern diese akkreditiert wurden. Damit ist auch die hochschulrechtliche Gleichstellung der Abschlüsse der Berufsakademien gegeben. Damit kann ein Bachelorabschluss von einer Berufsakademie den Zugang zu einem Masterstudiengang an einer Hochschule ermöglichen.

Download Einordnung Berufsakademien Kulturministerkonferenz [PDF, 6 Seiten – 19,4 KB]
http://www.kmk.org/Bachelor-Berufsakademie-Studienstruktur.pdf
 

Übersicht über das Duale Studium an einer Berufsakademie in BWL


Spezifische Besonderheiten von Berufsakademien in den Bundesländern
In zehn von sechzehn deutschen Bundesländern existieren Berufsakademien: Baden-Württemberg, Berlin, Brandenburg, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Saarland, Sachsen, Schleswig-Holstein, Thüringen. Auch wenn die Abschlüsse sowohl zwischen Hochschulen und Berufsakademien, als auch innerhalb der Berufsakademien gleichgestellt sind, gibt es entsprechende länderspezifische Besonderheiten. Eine besondere Ausnahme bildet das Bundesland Bayern, die ein eigenständiges Modell „Hochschule dual“ haben.
 

Persönliche Voraussetzungen für eine duale Ausbildung
Ein hohes Maß an Selbstdisziplin und Motivation ist wichtig, um ein dreijähriges intensives Bachelorstudium an einer Berufsakademie zu meistern. Durch den erhöhten Zeitaufwand durch theoretisches Studium und berufspraktischer Ausbildung ist Zielstrebigkeit erforderlich. Zusätzlich müssen in den verschiedenen Bereichen fächergreifende Grundkenntnisse gegeben sein. Beispielsweise sind mathematisch-naturwissenschaftliche Vorkenntnisse und Interesse im Bereich Wirtschaft für ein duales Studium in BWL hilfreich.

Formelle Voraussetzungen für eine duale Ausbildung
Für ein duales Studium an einer Berufsakademie ist zunächst eine Hochschulzugangsberechtigung erforderlich. Die ist mit einer allgemeinen Hochschulreife, einer fachgebundenen Hochschulreife oder mit der Fachhochschulreife erfüllt. An einigen Berufsakademien können Studieninteressierte, die über eine abgeschlossene Berufsausbildung oder Meisterprüfung verfügen, ebenso Zugang erhalten. In diesen Fällen werden in der Regel das Ablegen einer Eignungsprüfung oder die Teilnahme an einem Beratungsgespräch gefordert. Das Gleiche gilt für Studieninteressierte, die über eine fachgebundene Hochschulreife oder über eine Fachhochschulreife verfügen, wenn sie in einem nicht fächerähnlichen Studienfach studieren möchten.

Die Bewerbung für ein duales Studium
Im zweiten Schritt ist für die Bewerbung eines dualen Studiums ein Studienvertrag oder Ausbildungsvertrag mit einem anerkannten Praxispartner wichtig. Auf den Webseiten der Berufsakademien ist eine Liste der Dualen Partner zu finden. An einigen Stellen können aber auch andere potentielle Praxispartner angesprochen werden. Studieninteressierte müssen sich selbstständig einen Ausbildungspartner suchen und sich dort um einen Studienplatz bewerben. Mit der Zusage für einen Studienplatz durch einen Dualen Partner ist die formelle Zugangsvoraussetzung an einer Berufsakademie gegeben. Ist jedoch die Bewerberzahl mit Ausbildungsvertrag größer als die Anzahl der Studienplätze, entscheidet im letzten Auswahlverfahren individuelle die Berufsakademie. Wichtig ist dabei, sich rechtzeitig zu informieren, weil einige Praxispartner bereits ein Jahr im Voraus ihre Studienplätze vergeben. Der Studienstart ist an den meisten Berufsakademien der 1. Oktober.

Student der Wirtschaftsakademie Schleswig-Holstein bei seinem Praxispartner

Bildquelle: Wirtschaftsakademie Schleswig-Holstein

Duale Studienstruktur an Berufsakademien
Das Studium an einer Berufsakademie verfolgt das Prinzip der Dualität: Es besteht zu gleichen Teilen aus Vorlesungen an staatlichen Berufsakademien und praktische Tätigkeiten im Betrieb. Die theoretischen Vorlesungszeiten sowie die berufspraktischen Arbeitszeiten wechseln sich ab und finden in Blöcken zu jeweils einigen Wochen oder sogar Monaten statt. Der Abiturient ist zum einen Auszubildender in einem Betrieb und zum anderen Studierender an einer Berufsakademie. Dabei sind die Studienabschnitte inhaltlich und organisatorisch aufeinander abgestimmt. Die Berufsakademie vermittelt wissenschaftlich-theoretische und praxisorientierte Studieninhalte. Beim Praxispartner erhalten die Studierenden anwendungsorientierte Wissensvermittlung und erlangen berufspraktische Erfahrungen. Das duale Studium wird in kleinen Seminargruppen zwischen 20 und 30 Studenten absolviert. Nach sechs Semestern, also drei Jahren, kann das Berufsakademie-Studium mit dem Bachelorabschluss beendet werden. In dieser Zeit haben die Studenten von akkreditierten Studiengängen 180 ECTS-Punkte gesammelt. Ausnahmen sind die Berufsakademie Berlin und die Duale Hochschule Baden-Württemberg (DHBW): Dort erhalten Studenten den Abschluss bei 210 ECTS-Leistungspunkten.

Das Duale Studium in Wirtschaftswissenschaften
Wer BWL als duales Studium anstrebt, muss sich von Anfang an spezialisieren. Die Studiengänge in Betriebswirtschaftslehre an Berufsakademie sind stark ausgerichtet. Die Auswahl an Schwerpunktsetzungen im Fach BWL kann von Tourismus, über Industrie, bis hin zu Wirtschaftsförderung und vielen weiteren sein. 221 duale Studiengänge in Betriebswirtschaftslehre werden aktuell in Deutschland angeboten. Für ein duales Studiumin Wirtschaftsinformatik sind 67 duale Studiengänge in der Datenbank vom Hochschulkompass verzeichnet. In Zeiten der Digitalisierung sind viele Wirtschaftsinformatik-Studiengänge auf den Bedarf in der Wirtschaft ausgerichtet und bieten sowohl in Theorie als auch in Praxis neue Fächer wie Software Engineering. Im Fach Wirtschaftsingenieurwesen finden sich 81 duale Studiengänge auf Hochschulkompass.de. Im dualen Studium Wirtschaftsingenieurwesen können sich Studieninteressierte auf nachgefragte Fachgebiete in der Wirtschaft oder auf Internationales Wirtschaftsingenieurwesen spezialisieren.

Prüfungen und Abschluss an Berufsakademien
Um einen Abschluss an einer Berufsakademie zu erlangen, zählen alle Prüfungsleistungen aller Vorlesungs- und Praxismodule, sowie bei akkreditierten Studiengängen die Abgabe einer Bachelorarbeit. Alle Bachelor- und Masterabschlüsse sind seit dem europäischen Bologna-Prozess gleichgestellt. Das heißt, dass alle Abschlüsse an Berufsakademien den anderen Hochschulabschlüssen gleichgestellt sind. Je nach Studiengang und Fakultät erhalten die Studierenden mit ihrem Abschluss den akademischen Grad eines:

Berufliche Perspektiven mit einem Abschluss einer Berufsakademie
Die Chancen im Anschluss eines Bachelorstudiums einen Arbeitgeber zu finden, sind sehr hoch. Die Masse der Absolventen wird von ihrem Ausbildungspartner nach dem Abschluss übernommen. Durch die hochschulrechtliche Gleichstellung der Abschlüsse können Absolventen von Berufsakademien auch einen Masterabschluss an einer Hochschule anstreben. Jedoch sind in diesem Fall die Voraussetzungen von Hochschule zu Hochschule sehr unterschiedlich. Mit einem Masterabschluss von einer Hochschule mit Promotionsrecht wird die Möglichkeit geschaffen, auch eine wissenschaftliche Hochschullaufbahn anzustreben.

Studenten der Betriebswirtschaftslehre an der Wirtschaftsakademie Schleswig-Holstein

Bildquelle: Wirtschaftsakademie Schleswig-Holstein

Baden-Württemberg

Berlin und Brandenburg

Hamburg

Hessen

Gebäude der Berufsakademie Eisenach

Bildquelle: Berufsakademie Eisenach

Niedersachsen

Saarland

Sachsen

Schleswig-Holstein

Thüringen

Internationale Berufsakademie an den Standorten: Bochum, Darmstadt, Erfurt, Freiburg, Hamburg, Heidelberg, Kassel, Köln, Leipzig, München, Nürnberg, Berlin.

 

Bildquelle durchlaufend: Wirtschaftsakademie Schleswig-Holstein