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E-Commerce & HandelE-Commerce

Studie: E-Commerce in Deutschland

Eine kritische Bestandsaufnahme zum E-Commerce - das Forschungszentrum Karlsruhe durchleutet den elektronischen Handel in Deutschland.

Eine Hand auf einer Tastatur.

Karlsruhe, 5. Juni 2003 (idw) Auf dem Vormarsch, aber längst nicht überall - eine Studie aus dem Forschungszentrum Karlsruhe durchleuchtet den elektronischen Handel in Deutschland Der E-Commerce hat die Handelswelt verändert, aber nicht revolutioniert. Zu diesem Befund gelangt eine am Forschungszentrum Karlsruhe entstandene Studie, die nun als Buch vorliegt:

Nach den Luftblasen der New Economy plädieren die Karlsruher Technikforscher darin für Realismus: Zwar hat der Warentausch per Mausklick in den letzten Jahren in Deutschland deutlich zugelegt. Dennoch waren elektronische Vertriebskanäle beispielsweise nur zu 1,6 Prozent am Gesamtumsatz 2002 des deutschen Einzelhandels beteiligt. Auch langfristig wird der E-Commerce im Einzelhandel nicht mehr als 10 Prozent der Handelswege besetzen und auch keine nennenswerten Beschäftigungsimpulse auslösen. Allerdings fallen die Prognosen von Branche zu Branche extrem unterschiedlich aus.

Sogwirkung ohne Gewöhnungseffekt
Zwar verzeichnet das Internetshopping in Deutschland seit 1998 rasante Zuwächse. Der Anteil der häufig online Einkaufenden ist jedoch - laut einer Erhebung des Instituts für Demoskopie Allensbach - relativ gering. Der E-Commerce ist eine zukunftsträchtige Vertriebsform: Er beschleunigt Handelsprozesse, erweitert Märkte und schafft Transparenz für Anbieter und Kunden. Seine Verankerung im Wirtschaftsgeschehen, seine Perspektiven sowie die von ihm ausgehenden Strukturveränderungen lassen sich jedoch kaum auf einen einzigen Nenner bringen.

»Die Durchdringung des Handels mit elektronischen Anwendungen fällt höchst unterschiedlich aus«, sagt Diplom-Soziologe Ulrich Riehm, Leiter des Projekts E-Commerce am Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) des Forschungszentrums Karlsruhe. »Das reicht von einstelligen Prozentanteilen des E-Commerce im Einzelhandel (Business2Customer) bis zur hundertprozentigen Abwicklung einzelner Geschäfte zwischen Unternehmen (Business2Business), zum Beispiel im Arzneimittelgroßhandel.«

Wirkung des E-Commerce in verschiedenen Bereichen
In der Studie beschäftigen sich die Wissenschaftler mit dem Stand und den Wirkungen des elektronischen Handels in ganz unterschiedlichen Wirtschaftsbereichen:

Darüber hinaus wurden Handelssegmente untersucht, bei denen die Einführung des E-Commerce auf starke Reglementierungen trifft (Beispiel Freie Berufe, Buch- und Arzneimittelhandel). Gemeinsam mit ihren Kollegen vom Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag in Berlin - das als besondere organisatorische Einheit des ITAS ebenfalls vom Forschungszentrum Karlsruhe betrieben wird - fragen die Karlsruher Technikforscher nach den besonderen Chancen und Herausforderungen, die der elektronische Handel jeweils bereithält.


Übergreifende Wirkungen
Ergänzt werden diese Analysen von einer Einschätzung des E-Commerce im Hinblick auf übergreifende Wirkungen. Im Mittelpunkt stehen dabei Wachstum und Beschäftigung, verkehrliche und ökologische Effekte, Verbraucherfragen sowie Alternativen zur internetbasierten Kommunikation (vor allem Fernsehen und Mobiltelefon). »Überraschend«, berichtet Ulrich Riehm, »war zum Beispiel die Erkenntnis, dass die Internet-Ökonomie Konzentrationstendenzen eher befördert als behindert.«

Darüber hinaus entwickelt die Studie Empfehlungen für Forschung und Politik, die sich insbesondere an den Auftraggeber der Untersuchung, den Deutschen Bundestag, richten. Zentrale Aufgabe der Politik in Sachen E-Commerce, so die Autoren, ist ein besonnenes Abwägen zwischen einer weiteren Deregulierung des Handels und dem Erhalt gewachsener Strukturen in den einzelnen Branchen.

Weitere Informationen
www.itas.fzk.de/deu/projekt/riehm_02.htm