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Löhne hielten im letzten Jahrzehnt nicht mit Wirtschaftswachstum Schritt

Die derzeitige globale Wirtschaftskrise dürfte im kommenden Jahr zu schmerzhaften Einschnitten bei den Löhnen von Millionen von Arbeitnehmern in aller Welt führen.

Ein mit gelber Kreide auf den Straßenbelag aufgemalter Fußabdruck von zwei Füßen in Schrittstellung.

Löhne hielten im letzten Jahrzehnt nicht mit Wirtschaftswachstum Schritt
Berlin, 03.12.2008 (ilo) - Die derzeitige globale Wirtschaftskrise dürfte im kommenden Jahr zu schmerzhaften Einschnitten bei den Löhnen von Millionen von Arbeitnehmern in aller Welt führen. Dies stellt ein neuer Bericht über Löhne (Global Wage Report 2008/09) der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) fest. »Den weltweit rund 1,5 Milliarden Lohnabhängigen stehen schwierige Zeiten bevor«, sagte der Generaldirektor der ILO, Juan Somavia. »Schwache oder sogar negative Wachstumsraten und eine hohe Preisvolatilität bei Lebensmitteln und Energie werden die Reallöhne vieler Arbeiter mindern, besonders in ärmeren Haushalten.«

Der Report warnt darüber hinaus, dass sich Lohnauseinandersetzungen verschärfen werden. Basierend auf den neusten Wachstumsprognosen des Internationalen Währungsfonds (IWF) erwartet die ILO für 2008 einen Reallohnzuwachs von weltweit 1,7 Prozent und für 2009 bestenfalls noch 1,1 Prozent. In einer Reihe von Ländern ist sogar ein Rückgang der Reallöhne zu erwarten. In den Industrieländern dürften im Schnitt die Reallöhne 2008 noch um 0,8 zunehmen, während 2009 ein Rückgang um 0,5 Prozent zu erwarten ist.

Dieser Rückgang folgt auf ein Jahrzehnt, in dem die Löhne nicht mit dem Wirtschaftswachstum Schritt hielten. Dem Bericht zufolge sind zwischen 1995 und 2007 für jedes Prozent Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) die Löhne nur um 0,75 Prozent gestiegen. Infolgedessen ist in fast drei Vierteln aller Länder die Lohnquote, also der Anteil der Löhne am BIP, geschrumpft. In Abschwungsphasen wiederum entwickeln sich die Löhne noch deutlich schwächer: Zwischen 1995 und 2007 fielen die durchschnittlichen Löhne für jedes Prozent BIP-Rückgang um 1,55 Prozent. Dieses Ergebnis gibt auch Hinweise auf die mögliche Entwicklung in der gegenwärtigen Krise.

»Wenn dieses Muster auch auf den gegenwärtigen Abschwung zutrifft, dann würde dies auf eine Vertiefung der Rezession und eine verspätete Erholung hinauslaufen«, warnte Somavia. Der Report empfiehlt deshalb den ILO-Mitgliedsstaaten, die Kaufkraft ihrer Bevölkerung zu schützen und auf diese Weise die Binnennachfrage zu stärken. Die Sozialpartner sollten auf dem Verhandlungsweg versuchen, eine weitere Verringerung der Lohnquote zu verhindern. Gerade die schwächsten Arbeitnehmer sollten darüber hinaus durch Mindestlöhne, in welcher Form auch immer, nachhaltig geschützt werden. Beides könne gegebenenfalls durch staatliche Maßnahmen etwa zur Einkommensunterstützung ergänzt werden, erklärte Somavia.

Der Report belegt allerdings große regionale Unterschiede. Während sich der Reallohnzuwachs zwischen 2001 und 2007 auf höchstens ein Prozent in den meisten Industrieländern pro Jahr - in Deutschland waren es 0,51 Prozent - wie auch in Lateinamerika beschränkte, erreichte er in China, Russland und einigen anderen Transformationsländern zehn Prozent oder mehr.Ein weiteres Ergebnis ist, dass die Kluft zwischen den höchsten und den niedrigsten Löhnen seit 1995 in über zwei Dritteln aller untersuchten Länder wuchs - mitunter auf ein sozial unhaltbares Maß. Unter den Industrieländern wuchs die Lohnungleichheit am schnellsten in Deutschland, Polen und den USA. In anderen Weltregionen nahm sie besonders rapide in Argentinien, China und Thailand zu. Dagegen gelang es einigen Ländern, die Kluft zu verschmälern, so etwa Frankreich und Spanien sowie Brasilien und Indonesien, obwohl die Ungleichheit in den beiden letztgenannten nach wie vor sehr groß ist.

Das Lohngefälle zwischen Männern und Frauen ist weiterhin sehr hoch. Auch wenn sich in etwa 80 Prozent der untersuchten Länder der Abstand etwas verringert hat, sind die beobachteten Veränderungen oft nur marginal. In den meisten Ländern erreichen die Löhne von Frauen nur zwischen 70 und 90 Prozent der Löhne ihrer männlichen Kollegen. Einige Länder, vor allem in Asien, weisen jedoch deutlich geringere Unterschiede auf.

Download Zusammenfassung Global Wage Report 2008/09 [PDF, 4 Seiten - 189 KB]

http://www.ilo.org/public/german/region/eurpro/bonn/download/zusammenglobalwage.pdf