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Krisenbabys verdienen weniger und sterben früher

Kinder, die während einer Rezession zur Welt kommen, bekommen eine schwere Hypothek in die Wiege gelegt: Sie haben ein deutlich niedrigeres Geburtsgewicht. Nach dem Stand der Wissenschaft müssen sie damit auch mit einem geringeren Lebenseinkommen und einer niedrigeren Lebenserwartung rechnen.

Runzelige Babyfüße.

Krisenbabys verdienen weniger und sterben früher
Berlin, 10.03.2010 (diw) - Zu diesem Schluss kommt eine Untersuchung des DIW Berlin. Analysiert wurden dabei die Auswirkungen der schweren Wirtschaftskrise in Argentinien in den Jahren 2002 und 2003. »Zumindest für ärmere und Schwellenländer gilt: Die langfristigen Belastungen durch Wirtschaftskrisen werden von zukünftigen Generationen getragen«, sagte DIW-Forscher Carlos Bozzoli, der die langfristigen Folgen der Argentinien-Krise untersucht hatte.So hatten während der Argentinien-Krise geborene Kinder ein geringeres Geburtsgewicht als Kinder, die in wirtschaftlichen Normalzeiten zur Welt kommen. Bei Kindern armer Mütter war dieser Effekt noch ausgeprägter als bei Kindern aus der Mittelschicht.

Tatsächlich hatte sich das Geburtsgewicht der Neugeborenen während der Argentinien-Krise in nur sechs Monaten im Schnitt um rund 30 Gramm verringert. Dies ist umso erstaunlicher, als Argentinien eine ähnliche Ärztedichte aufweist wie Deutschland. Das Geburtsgewicht gilt als Schlüsselindikator für den Gesundheitszustand bei der Geburt. Kinder mit einem geringeren Geburtsgewicht haben auch später als Erwachsene ein geringeres Einkommen.

Bozzoli veranschlagt den durchschnittlichen künftigen Verlust an individuellem Lebenseinkommen aufgrund des Rückgangs des Geburtsgewichts im Falle von Argentinien auf mindestens 500 US-Dollar. Das klingt zunächst wenig. Allerdings ist diese Schätzung sehr konservativ: Sie berücksichtigt noch nicht weitere potentielle Folgen wie etwa lebenslange Gesundheitskosten oder eine verringerte Lebenserwartung.

»Die Ergebnisse unserer Untersuchung sind nicht nur für die Entwicklungspolitik relevant«, resümiert DIW-Forscher Bozzoli. »Es geht auch darum, Prioritäten bei der Hilfe für Krisenländer zu setzen.« Denn das Sinken des Geburtsgewichts ließe sich mit relativ geringem Aufwand verhindern. Hilfreich wäre vor allem eine gezielte Kombinationen mehrerer Strategien wie Nahrungsmittelergänzungen, vorgeburtliche Versorgung und gesundheitliche Aufklärung.

Download [PDF, 7 Seiten - 255 KB]
http://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.347795.de/10-8-3.pdf