Industrielle Arbeitskosten - Deutschland legt um 3,5 Prozent zu
Die Arbeitsstunde in der deutschen Industrie hat sich 2011 um 3,5 Prozent verteuert. Die Kosten eines Arbeitnehmers, also der Lohn plus Personalzusatzkosten wie Sozialbeiträge, betrugen damit durchschnittlich 35,66 Euro pro Stunde.
Industrielle Arbeitskosten - Deutschland legt um 3,5 Prozent zu
Köln, 08.10.2012 (iw) - Vor allem der Westen Deutschlands bleibt ein teurer Standort: 37,57 Euro kostet ein Arbeitnehmer pro Stunde. Seit dem Jahr 2000 sind die Arbeitskosten je Stunde im Jahresmittel um etwas mehr als 2 Prozent gestiegen so wenig wie in keinem anderen Land der EU. Von den restlichen Konkurrenten hielten sich nur Japan (plus 0,6 Prozent) und die Schweiz (plus 1,5 Prozent) stärker zurück. Diese mittelfristige Betrachtung darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Arbeitskosten in Deutschland im vergangenen Jahr wieder kräftig gestiegen sind:
In Westdeutschland verteuerte sich die Arbeitnehmerstunde im Verarbeitenden Gewerbe um 3,6 Prozent und in Ostdeutschland um 3,1 Prozent.
Die ausländische Konkurrenz dagegen wurde im Schnitt lediglich um 2,2 Prozent teurer. Damit erhöhten sich die westdeutschen Arbeitskosten zum ersten Mal seit 1993 um mehr als 1 Prozentpunkt stärker als die ausländischen. Die Gründe dafür waren u.a. die niedrige Arbeitslosigkeit, die gute Konjunktur, aber auch der Fachkräftemangel.
Somit liegt Westdeutschland im internationalen Kostenranking weit vorn und hat nur relativ kleine Länder vor sich (Grafik). Lediglich Frankreich kommt mit 35,91 Euro je Arbeitnehmerstunde fast an die westdeutsche Industrie heran. Nimmt man West und Ost zusammen (35,66 Euro), sind die Franzosen etwas teurer als die Deutschen. Exportweltmeister China kommt mit Stundenkosten von umgerechnet 3,17 Euro nur auf knapp 9 Prozent des deutschen Niveaus. Günstiger als in Westdeutschland ist die Arbeitnehmerstunde im Osten. Mit 22,42 Euro hat die Ost-Industrie einen Vorteil von 40 Prozent. Jedoch muss man die niedrigere Produktivität gegenrechnen.
Die Kosten der Industrie sind zudem repräsentativ für die gesamte Wirtschaft: Industriegüter machen 86 Prozent der Exporte aus und gut 70 Prozent der für solche Waren aufgewandten Arbeitszeit entfallen auf die Industrie. Selbst einschließlich der außerindustriellen Vorleister, die dem Verarbeitenden Gewerbe zuarbeiten, sind die gesamten durchschnittlichen Arbeitskosten nur um knapp 6 Prozent niedriger.