Warum Mindestlöhne Deutschland schaden
Die Regierung will die deutschen Arbeitnehmer vor Lohndumping schützen, doch sie schadet damit dem Land und treibt es weiter auf dem Irrweg einer seit Jahrzehnten überzogenen Lohnpolitik voran.

Warum Mindestlöhne Deutschland schaden
München, 14. April 2005 (ifo) - Niedriglöhner aus aller Welt buhlen um das deutsche Investitionskapital, und nun drängen osteuropäische Niedriglöhner in unser Land und machen den deutschen Arbeitnehmern direkt Konkurrenz. Die Regierung will Deutschland durch Mindestlöhne schützen. Durch eine Ausweitung des Entsendegesetzesauf alle Branchen will sie Ausländer, die in Deutschland Dienstleistungen erbringen, zwingen, zu Tariflöhnen zu arbeiten. Die Regierung will die deutschen Arbeitnehmer vor Lohndumping schützen, doch sie schadet damit dem Land und treibt es weiter auf dem Irrweg einer seit Jahrzehntenüberzogenen Lohnpolitik voran.
Das zentrale Argument gegen die Mindestlöhne ist einfach, doch wenig bekannt. Wenn die Polenbereit sind, billig für die Deutschen zu arbeiten, haben die deutschen Kunden den Vorteil. Handwerksleistungen, der Service in Gaststätten und viele andere Güter und Dienstleistungen werden billiger. Das Realeinkommen der Deutschen steigt, und viele Arbeiten, die sonst unterblieben wären, könnenrealisiert werden. Die Wirtschaft wächst. Natürlich haben die einheimischen Arbeitskräfte, die direkt mit den Polen konkurrieren, einen Nachteil, weil ihre Löhne unter Druck kommen. Doch ist das keinvolkswirtschaftlicher Nachteil, weil ihm ein bis auf den letzten Cent identischer Vorteil der Kunden und Arbeitgeber der einheimischen Arbeitskräfte gegenüber steht. Mindestlöhne würden zwar den Handwerkernhelfen, doch die Vorteile abblocken, die Deutschland im Ganzen durch die billigen polnischenArbeitnehmer hätte.
Im Übrigen wird das Entsendegesetz ohnehin unterlaufen, weil man die Stundenlöhne der entsandten Arbeitskräfte nicht wirklich kontrollieren kann. Die Tariflöhne werden zwar formell eingehalten, doch arbeitet man länger als offiziell angegeben. Im Endeffekt verknappen Mindestlöhne das Angebot polnischer Arbeitskräfte in Deutschland nur ein wenig und ermöglichen es ihnen, sich zum Schaden ihrer deutschen Arbeitgeber und Kunden in Deutschland besser zu verkaufen, als es andernfalls möglich gewesen wäre. Den Polen wird in ähnlicher Weise geholfen, als wenn man ihnen gestatten würde, sich zu einem großen Tarifkartell zu Lasten Deutschlands zusammenzuschließen.