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ExistenzgründungErfahrungsbericht

Interview mit Volker Detering, Geschäftsführer von EventMe! Inc.

Ein deutsches Start-up macht Furore in New York. Marcus Ostermann sprach mit einem der beiden Gründer des erfolgreichen Eventvermarkters in der aufregendsten Stadt der Welt.

Trotz Dotcom-Krise - Deutsches Start-up macht Furore in New York
Vor drei Jahren zogen Volker und Dietmar Detering, zwei Brüder aus dem ostwestfälischen Kölkebeck, nach New York. Im Handgepäck die Eintrittskarte in die Silicon Alley, den illustren Zirkel der New Yorker »Dotcom Society«: der Businessplan für ihr Start-up. Nach einer entbehrungsreichen Zeit ist das Konzept der Brüder aufgegangen: Mit ihrem Online-Service »EventMe!« gehören sie heute zu den erfolgreichsten Eventvermarktern in der aufregendsten Stadt der Welt.

WiWi-TReFF-Redakteur Marcus Ostermann sprach in New York mit Volker Detering über »event goers« und »event planners« und über das Leben in Manhattan.

Was ist »EventMe!«?
»EventMe!« ist ein neuartiger Direktmarketing-Service für Veranstalter. Menschen, die zu bestimmten Veranstaltungen eingeladen werden möchten, legen ein Profil ihrer Interessen und Vorlieben in unserer Datenbank ab. Wir verschicken dann im Auftrag der Event-Veranstalter E-Mails an diejenigen, von denen wir aufgrund ihres Profils wissen, dass sie Interesse an dem jeweiligen Event haben.

Welche Arten von Veranstaltungen bewirbt »EventMe!«?
Wir decken ein breites Spektrum ab. Das reicht von Fachkonferenzen über Promotion-Events und Benefiz-Veranstaltungen bis hin zu Weinproben, Vernissagen und Neueröffnungen von Clubs. Ganz wichtig sind die so genannten »networking events«, wo sich Branchenvertreter zum Austausch ihrer Visitenkarten treffen. Zu Halloween geben wir aufgrund der Vielzahl von Veranstaltungen eine Liste der interessantesten Events an alle unsere User heraus.

Was ist der Vorteil von »EventMe!« gegenüber anderen Werbe- und Marketingformen?
Nun, unser Verfahren ist wesentlich billiger und effizienter. Der Aufmerksamkeitsfaktor unserer Einladungen ist viel höher als bei einer Werbeannonce in »Timeout New York« oder einem der anderen Veranstaltungsblätter hier. Wer viel Geld für Werbung hat, die er breit streuen kann, braucht »EventMe!« nicht. Aber es gibt sehr viele kleinere, interessante Special-Interest-Veranstaltungen, von denen man ohne »EventMe!« niemals etwas hören würde. Wir fungieren gewissermaßen als Filter und treffen eine Vorauswahl für unsere Nutzer. Eine Einladung, auch wenn sie nur per E-Mail eintrifft, ist zudem etwas ganz anderes als ein allgemeiner, unspezifischer Hinweis. Gerade die persönliche Ansprache macht einen wesentlichen Reiz von »EventMe!« aus.

Wie verdienen Sie Geld mit Ihrem Unternehmen?
Für die User, unsere so genannten »event goers«, ist der Service kostenfrei. Die Veranstalter, die »event planners«, zahlen hingegen einen relativ geringen Betrag pro versandter Einladung. Bei mehreren beworbenen Events am Tag kommt da schon einiges zusammen. Reich geworden sind wir mit »EventMe!« bislang noch nicht. Das ist auch ziemlich schwierig in New York - bei den immensen Kosten allein für die Lebenshaltung! Insgesamt ist aber die Auftragslage von »EventMe!« im Moment sehr gut. Wir haben einige illustre Kunden gewinnen können, darunter die Handelskammer Manhattans, die »American Marketing Association« und das »Esquire Magazine«.

Haben Sie Konkurrenz?
Der Veranstaltungsmarkt in New York ist gnadenlos. Direkte Konkurrenz im Bereich Direktmarketing haben wir allerdings nicht, weil bislang niemand unser Konzept kopiert hat. Das wäre ohne weiteres auch gar nicht möglich. Entscheidend für den Erfolg ist, dass man eine qualifizierte Klientel hat, mit anderen Worten, dass man sehr genau weiß, was die »event goers« wollen. Wir haben die Zeit genutzt, eine hochwertige Datenbank aufzubauen. Jeder potenzielle Konkurrent bräuchte ziemlich lange, bis er auf unserem Stand wäre.

Besteht nicht die Gefahr, dass die Veranstalter ihrerseits Kontaktdaten von den Kunden erheben, die »EventMe!« zu den Events schickt?
Sicher, aber das lohnt sich kaum. »EventMe!« sorgt ja dafür, dass die User ihre Kontaktdaten stets aktuell halten. Außerdem vermitteln wir einem Veranstalter beim nächsten Event wieder neue und vielleicht noch qualifiziertere Kunden. Wir haben bislang sehr gute Erfahrungen mit den Veranstaltern gemacht. Die meisten erteilen uns Folgeaufträge.

Ihre User müssen schon einige Zeit aufwenden, um sich durch den Formulardschungel bei »EventMe!« zu kämpfen. Füllen tatsächlich alle User Ihre umfangreichen Fragebögen aus?
Um an »EventMe!« teilnehmen zu können, sind einige grundlegende Informationen vonnöten. Die User können dann je nach Interessenlage ihr Profil spezifizieren. Je genauer sie Auskunft über ihre Interessen geben, desto spezifischer sind die Einladungen, die sie erreichen - Ursache und Wirkung sind hier unmittelbar ersichtlich. Unsere »event goers« haben das kapiert und füllen die Formulare zum größten Teil vollständig aus.

Warum sind Sie ausgerechnet nach New York gegangen?
Als wir uns entschlossen, unsere Zelte in Deutschland abzubrechen, gab es noch keine Dotcom-Krise, und New York war das Eldorado für Internet-Startups schlechthin. Wir haben fest damit gerechnet, schnell Erfolg zu haben, und mussten nach dem Platzen der Seifenblase eine Menge Lehrgeld zahlen. Wir haben uns 1999 quasi komplett entwurzelt und hierher verpflanzt. Wären wir in unserer angestammen Umgebung geblieben, hätten wir sicherlich viel früher aufgegeben. Wir waren, wenn Sie so wollen, zum Erfolg verdammt. Und Sie wissen ja: Wenn man´s hier geschafft hat, schafft man´s überall - New York ist eben der »big apple«! (lacht.)

Sicherlich kommt New York dem Konzept von »EventMe!« angesichts der Vielzahl von Veranstaltungen besonders entgegen.
Das ist richtig. Auf der einen Seite gibt es eine schier endlose Zahl von Events, auf der anderen Seite haben alle New Yorker extrem wenig Zeit. Das sind in der Tat sehr gute Voraussetzungen für uns.


Wollen Sie Ihr Angebot langfristig auf Deutschland ausdehnen?
Wir haben auch in Deutschland ein sehr gutes Feedback. Die Presse hat mehrfach über uns berichtet, ein »EventMe!«-Porträt war Aufmacher in der »Hörzu«. Ein Höhepunkt war sicher auch unsere Teilnahme bei der n-tv-Unternehmershow. Trotzdem konzentrieren wir uns zunächst auf den amerikanischen Markt, auch wenn jetzt schon sowohl »event goers« als auch »event planners« aus Deutschland »EventMe!« nutzen können.

Was raten Sie unseren Lesern, die Ähnliches vorhaben?
Ganz leicht ist es nicht, in den USA solch ein Unternehmen aufzuziehen, da will ich Ihren Lesern nichts vormachen. Die reine Gründung ist da fast noch das Einfachste. Bis man die ganze notwendige Infrastruktur aufgebaut hat, vergehen schon einige Monate. Versuchen Sie einmal, hier als Ausländer einen Telefonanschluss zu beantragen! Wir haben mit diesen Dingen sehr viel Zeit verloren, die wir besser hätten nutzen können. Schließlich haben wir aus der Not eine Tugend gemacht und die Internet-Seite StartAbroad ins Leben gerufen. Hier erhalten alle Interessierten Tipps zur Gründung eines Unternehmens in den USA. Manche Fehler müssen wirklich nicht doppelt begangen werden.  

Kurzporträt EventMe! Inc.

Volker Detering, President
War von 1995 bis 1999 Vorsitzender von »Bündnis 90/Die Grünen« im Kreis Gütersloh. Lebt heute im East Village in Manhattan.

Dietmar Detering, Chief Executive Officer (CEO)
Promovierter Politologe. Er lebt mit seiner Frau, einer Rechtsanwältin, im New Yorker Stadtteil Queens.

EventMe! im Internet: www.eventme.com