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Wirtschaftsfrage; Zu hohe Eigenkapitalquote? Verschenktes Potential?

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dynamos

Wirtschaftsfrage; Zu hohe Eigenkapitalquote? Verschenktes Potential?

Hallo, befinde mich gerade auf großer Bewerbungsrunde und war neulich in einem mittelständischen Unternehmen. Die groben Daten:

  • 10 Mio. Umsatz
  • 8,5 Mio. Eigenkapital
  • 1,5 Mio. Fremdkapital
  • 7 Mio. Umlaufvermögen (vorwiegend Vorräte und Bank)
  • 3 Mio. Anlagevermögen
  • EBIT kontinuierlich so 1,4 Mio.

Auf Nachfrage wurden mir so einige interessante Informationen gegeben. Über eine Geschäftsausweitung wird nachgedacht. Diese soll aber nicht zu Lasten der Marge gehen. Man halt wohl wahrgenommen, dass die Marge bei Geschäftsausweitung sinkt. Der hohe EK-Satz wurde damit begründet, dass man sich dadurch die Zinsaufwendungen spare. Das hohe Vorratsvolumen kommt zu Stande, weil die Bestellung von Rohstoffen/ Waren eine hohe (schlecht kalkulierbare) Vorlaufzeit aufweist und man allen möglichen Kundenwünschen flexibel entgegenkommt. Dadurch verschieben/ verzögern sich Aufträge teilweise erheblich und das Zeug liegt auf Lager.

Nun zu meiner Frage. Täusche ich mich, oder liegt da nicht ein extremes Entwicklungspotential vor?

Sowohl die Bestell- als auch die Vertriebsprozesse können verbessert werden. Das EK kann für langfristige Investitionen genutzt werden (Produktionsausweitungen, Forschung). Falls dies aufgrund der Marktsituation tatsächlich keinen Sinn ergibt (was ich bezweifle; ich sehe eher eine extreme Risikofurcht), könnte sich der Gesellschafter das Geld auszahlen und anderweitig investieren. Für die Finanzierung des Umlaufvermögens könnte man einfach günstige Kredite aufnehmen. Also was zahlt denn ein Unternehmen mit so soliden Kennzahlen kurzfristig an Zinsen? Das ist doch nichts, oder? :D

Was denkt ihr über das wirtschaftliche Auftreten des Unternehmens? :p

antworten
WiWi Gast

Wirtschaftsfrage; Zu hohe Eigenkapitalquote? Verschenktes Potential?

Gegenfrage: Warum muss alles auf Wachstum ausgelegt sein?
Wenn die Mitarbeiter fair bezahlt werden, das Produkt stabil am Markt liegt und die Eigentümer mit ihrer Kohle zufrieden sind...

dynamos schrieb am 09.11.2018:

Hallo, befinde mich gerade auf großer Bewerbungsrunde und war neulich in einem mittelständischen Unternehmen. Die groben Daten:

  • 10 Mio. Umsatz
  • 8,5 Mio. Eigenkapital
  • 1,5 Mio. Fremdkapital
  • 7 Mio. Umlaufvermögen (vorwiegend Vorräte und Bank)
  • 3 Mio. Anlagevermögen
  • EBIT kontinuierlich so 1,4 Mio.

Auf Nachfrage wurden mir so einige interessante Informationen gegeben. Über eine Geschäftsausweitung wird nachgedacht. Diese soll aber nicht zu Lasten der Marge gehen. Man halt wohl wahrgenommen, dass die Marge bei Geschäftsausweitung sinkt. Der hohe EK-Satz wurde damit begründet, dass man sich dadurch die Zinsaufwendungen spare. Das hohe Vorratsvolumen kommt zu Stande, weil die Bestellung von Rohstoffen/ Waren eine hohe (schlecht kalkulierbare) Vorlaufzeit aufweist und man allen möglichen Kundenwünschen flexibel entgegenkommt. Dadurch verschieben/ verzögern sich Aufträge teilweise erheblich und das Zeug liegt auf Lager.

Nun zu meiner Frage. Täusche ich mich, oder liegt da nicht ein extremes Entwicklungspotential vor?

Sowohl die Bestell- als auch die Vertriebsprozesse können verbessert werden. Das EK kann für langfristige Investitionen genutzt werden (Produktionsausweitungen, Forschung). Falls dies aufgrund der Marktsituation tatsächlich keinen Sinn ergibt (was ich bezweifle; ich sehe eher eine extreme Risikofurcht), könnte sich der Gesellschafter das Geld auszahlen und anderweitig investieren. Für die Finanzierung des Umlaufvermögens könnte man einfach günstige Kredite aufnehmen. Also was zahlt denn ein Unternehmen mit so soliden Kennzahlen kurzfristig an Zinsen? Das ist doch nichts, oder? :D

Was denkt ihr über das wirtschaftliche Auftreten des Unternehmens? :p

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WiWi Gast

Wirtschaftsfrage; Zu hohe Eigenkapitalquote? Verschenktes Potential?

WiWi Gast schrieb am 09.11.2018:

Gegenfrage: Warum muss alles auf Wachstum ausgelegt sein?
Wenn die Mitarbeiter fair bezahlt werden, das Produkt stabil am Markt liegt und die Eigentümer mit ihrer Kohle zufrieden sind...

Berechtigte Frage, trifft auf dieses Unternehmen aber weniger zu. Wenns So wäre, würde ich es voll unterstützen. In der Realität ist es so, dass die Mitarbeiter unterdurchschnittlich bezahlt werden und mit 24 Tagen Urlaub einsteigen. Der Gesellschaftergeschäftsführer hat nicht viel mit Wirtschaftsfragen am Hut und sein Hauptaugenmerk ist neben der Kundenorintierung (an der Stelle vollkommen nachvollziehbar) die "Sicherheit". Ich zweifle aber daran, dass eine so passive Strategie (wenig Investition, kein Risiko) mittel bis langfristig von Erfolg geprägt ist (Mitbewerber schlafen nicht).

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WiWi Gast

Wirtschaftsfrage; Zu hohe Eigenkapitalquote? Verschenktes Potential?

Was ist so schlecht daran relativ viel Eigenkapital zu haben, abgesehen von der Tatsache, dass die BWL es gerne so darstellt?

FK kostet halt Zinsen und wenn man es nicht braucht... So günstig sind Kredite auch für solide Unternehmen nicht. Wenn man 7 Millionen Umlaufvermögen sind, ist das bei 1,5-3% Zinsen doch schon ordentlich Geld, dass man sich spart wenn man das Geld hat und es sich nicht leihen muss.

Ich kenne jetzt die Branche nicht, aber an sich sehen die Zahlen so aus, wie sie bei einem soliden Mittelständler aussehen sollten. Für kleine und mittelständische Unternehmen ist es viel schwerer an Geld zu kommen, wie bei großen Konzernen.

Wenn man als Mittelständler schon stark verschuldet ist, weil man viel FK hat,
Umlaufvermögen mit kurzfristigen Krediten finanziert etc. und dann kommt mal ein Umsatzeinbruch, dann kann man bei der Bank betteln gehen. Und wenn man Pech hat, wollen die dann richtig ordentliche Sicherheiten sehen, sonst lassen die einen verdursten. Ich hab mal bei einem ähnlichen Unternehmen gearbeitet: ~10 Millionen Umsatz, GmbH, relativ wenig EK und projektbedingt schwankender Umsatz. Als dann mal 3 Monate Flaute war, waren Rücklagen und Kreditrahmen aufgebraucht und die Geschäftsführer mussten kurz vor Gehaltsausgang am Monatsende bei den Banken des Unternehmens betteln gehen. Am Ende mussten alle 3 GFs mit ihrem Privatvermögen für den Überbrückungskredit garantieren.

antworten
WiWi Gast

Wirtschaftsfrage; Zu hohe Eigenkapitalquote? Verschenktes Potential?

WiWi Gast schrieb am 09.11.2018:

Was ist so schlecht daran relativ viel Eigenkapital zu haben, abgesehen von der Tatsache, dass die BWL es gerne so darstellt?

Aua.

antworten
WiWi Gast

Wirtschaftsfrage; Zu hohe Eigenkapitalquote? Verschenktes Potential?

WiWi Gast schrieb am 09.11.2018:

WiWi Gast schrieb am 09.11.2018:

Was ist so schlecht daran relativ viel Eigenkapital zu haben, abgesehen von der Tatsache, dass die BWL es gerne so darstellt?

Aua.

Puh....immer diese Studenten die die Vorlesungen 1:1 auf die Realität übertragen und dann denken sie wären vollkommen im Recht.
Das Gegenteil ist aber der Fall, der Poster der dir offensichtlich weh gemacht hat ist einfach im Recht.

Es gibt viele Gründe dafür eine hohe Eigenkapitalquote anzustreben.

  1. Man spart sich Zinsen.
  2. Man sichert das Unternehmen gegen Krisen ab.
  3. Man verringert Abhängigkeiten.
  4. Man erhöht die Flexibilität.

Der einzige Grund der dagegen spricht ist die Möglichkeit, dass die Opportunitätskosten den eingesparten Zinsaufwand übertreffen.

Wenn die Eigentümer allerdings mit ihrem Einkommen einfach zufrieden sind oder wenn sie nicht die Zeit investieren wollen, um sich mit Alternativanlagen zu beschäftigen oder wenn sie das damit verbundene Risiko scheuen oder wenn sie schlicht die pro Punkte einer hohen EK-Quote für sich persönlich als wichtiger empfinden als den finanziellen Verlust (oder aus hundert anderen Gründen) dann machen sie hier alles richtig. Da gibts gar nichts dagegen zu argumentieren.

antworten

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2 Kommentare

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