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Kurzarbeit - (versteckte) Arbeitslosigkeit?

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WiWi Gast

Kurzarbeit - (versteckte) Arbeitslosigkeit?

Kurzarbeit - (versteckte) Arbeitslosigkeit?

Liebe Forum-Mitglieder,

Aus persönlichem Interesse würde es mich interessieren, wie betroffene / nicht betroffene Arbeitnehmer über ihre aktuellen Jobperspektiven nachdenken bzw. wie ihr die These: Kurzarbeit -> versteckte Arbeitslosigkeit einschätzt.

Wie allgemein bekannt, ist die Arbeitslosigkeit in Deutschland im Jahr nicht sonderlich gestiegen: 2.7m im November 2020 vs. 2.2m im November 2019. Zwar ein Plus von 0.5m bzw. 24% zum Vorjahr, aber wenn man die AL-Quote betrachtet sind in Deutschland bis dato kein tiefen Spuren der Wirtschaftskrise sichtbar (5.9% im November 2020 vs. 4.8% im November 2019). Gemäß Arbeitsmarktstatistik im November 2020 (https://www.arbeitsagentur.de/presse/2020-51-der-arbeitsmarkt-im-november-2020; Dezember Statistik wird Mitte Januar veröffentlich) haben im September (aktuellsten Zahlen) 2.22 Millionen Arbeitnehmer Kurzarbeitergeld bezogen (im Vergleich zu 6 Millionen im April), das sind wiederum rund 6.6% der SV-Beschäftigten (vs. 17.9% im April). Der durchschnittliche Arbeitsausfall belief sich auf 36%, daher 0.8m FTE-Äquivalent.

Ich habe keine Statistik gesehen wie sich die 2.22m Kurzarbeiter nach Arbeitnehmer-Typ (Angestellter vs. Arbeiter) verteilen. Die letzten Zahlen nach Industrien sind vom August 2020 und zeigen eine Kurzarbeiterquote von 7.6% insgesamt bzw. in große Branchen gesplittet: Verarbeitendes Gewerbe (15%), Baugewerbe (3%), Handel (7%), Verkehr und Lagerei (10%), IT/Kommunikation (8%), Sonstige Dienstleistungen (9%). Es gibt Ausreißer im produzierenden Gewerbe, die meisten davon im Sub-Bereich „Metall und Technik“ (hier gehört übrigens auch die KFZ-Branche dazu) mit 18% Kurzarbeiter-Quote aber in Summe ja doch recht gleichverteilt (außer Bau).

Dass die Zahlen etwas veraltet sind, „stört“ mich gar nicht da es im Sommer ja ziemlich „gut“ lief, und es den Anschein erweckte, dass die Mehrheit der Bevölkerung dachte, Corona sei „vorbei“. Obwohl ich persönlich (zum Glück) überhaupt nie betroffen war, mache ich mir aber schon meine Gedanken was mit den 2.2m Kurzarbeitern passiert. Vor allem Büroarbeiter bzw. „ganz normale Angestellte“, bei denen eine gewisse Auslastungsschwankung zum Business as Usual gehört. Wenn der Buchhalter am Donnerstag für die Woche „fertig“ ist, ist er früher auch nicht am Freitag in Kurzarbeit geschickt worden (20% Kurzarbeit), etc. Vor allem mit einem hohen Anteil an Remote / Work-From-Home Anteil, gibt es sicherlich (da wird denke ich noch viel Scharlatan hochkommen) einige die sich hier auf Kosten des Staates (und zu einem Teil natürlich auch auf Kosten der Arbeitnehmer), die P&L verschönern und das Auslastungs-„Problem“ mit KUG beseitigen. Aber irgendwann wird der Moment kommen (spätestens wenn Kurzarbeit „ausläuft“, Dez-21), an dem sich Arbeitgeber entscheiden müssen, ob ich jetzt im Controlling 10 Mitarbeiter wieder zu 100% bezahlen möchte – obwohl ich davon im Schnitt nur z.B.: 87% wirklich auslasten kann – oder ob ich mich jetzt so daran gewöhnt habe nur 87% der Kosten zu bezahlen und dann 1 MA kündige. Natürlich nur ein sehr illustratives Beispiel, zeigt aber aus meiner Sicht den großen Nachteil der Kurzarbeiterregelung, da sie weder Arbeitgeber noch Arbeitnehmer dazu bringt, „effizient“ zu sein. Als Steuerzahler kann es ja auch nicht sein, dass ich (bzw. wir alle) diese Kosten in die Ewigkeit finanzieren (z.B.: Airbus Langzeit-Kurzarbeit = Leute, seht’s ein, wir brauchen nicht mehr so viele Flieger … eventuell wäre es besser einen neuen Job zu lernen, etc).

Sicherlich ein kontroverses Thema, aber dazu einigt sich ein (teilweise) anonymes Forum ja vielleicht sehr gut. Wie ihr vermutlich anhand meines Textes rauslesen könnt, bin ich dem Thema kritisch geneigt. Ich finde es auf der einen Seite eine (ungerechtfertigte) Subvention von ganzen Branchen, und andererseits nervt es mich wenn ich höre, dass Branche A/B/C an „Corona“ leidet. Für mich ist Wirtschaftskrise, Wirtschaftskrise. Auslöser in diesem Falle ein „Event“, aber ob das 9/11, Ölkrieg, Pandemie, Immobilienblase, Techblase, etc. ist, es ist am Ende halt eine Wirtschaftskrise und immer nur zu hoffen, dass alles „back to normal“ (Stichwort Airbus) wird und man daher einfach auf seinen Job warten soll bis der wieder benötigt wird, erscheint mir ziemlich pervers.

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13 Kommentare

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WiWi Gast

Ja da stimme ich dir zu. Aber am Ende des Tages überlegt einfach mal bitte, wir subventionieren hier seit einem Jahr ganze Branche ...

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