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Fachdiskussion VWLHOEC

Re: Die Theorie des Homo Oeconomicus richtig erklärt für Laien

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WiWi Gast

Die Theorie des Homo Oeconomicus richtig erklärt für Laien

Guten Tag in Forum,
ich bin kein Wirtschaftswissenschaftler, habe aber im Rahmen meines Uni-Studiums auch wirtschaftswissenschaftliche Fächer belegt. In einem dieser Kurse hatten wir immer so einen ehemaligen FH-Professor, der sich immer über die angeblich so ?dumme? Theorie des Homo Oeconomicus aufgeregt hat. Nach seiner Lesart, würde diese Annahme doch täglich von der Realität widerlegt, da ja Menschen niemals nur nach monetärer Nutzenmaximierung handeln sondern auch Prestige, Selbstwertgefühl und Gewissen etc. mit in Entscheidungen einbeziehen.

Schon damals fand ich diese Auffassung der Theorie ziemlich oberflächlich und konnte mir nicht vorstellen, dass solche Gedanken bei der Theorie außer Acht gelassen wurden. Nun ist mir wieder eine Aussage zur H. Oec. Theorie über den Weg gelaufen nach dem Motto ?wenn diese Theorie stimmen würde, dann würden wir doch alle Skoda statt VW kaufen, denn das ist ja praktisch das gleich Auto billiger.? Mal abgesehen davon, dass diese Aussagen schon mal grundsätzlich nicht stimmt, frage ich mich, wie denn nun die Theorie des H. Oec. wirklich ist und wie man sie mit den oben genannten Phänomenen in Einklang bringen kann.

Also, kann jemand von den VWL-Experten hier mal dazu Stellung nehmen und die H. Oec. Theorie mal für Laien erklären und sagen, wie sie vor dem Hintergrund ?irrationaler? Entscheidungen von Menschen aufzufassen ist?

Vielen Dank!

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WiWi Gast

Re: Die Theorie des Homo Oeconomicus richtig erklärt für Laien

Man sieht das Problem ganz einfach beim Ultimatum-Spiel.
2 Spieler. Spieler 1 kriegt 100?, und kann nun bestimmen wie viel er Spieler 2 abgibt. Wenn 2 akzeptiert, kommt die Aufteilung zustande, lehnt Spieler 2 ab gibt es für beide nichts.

Laut Homo oeconomicus sollte Spieler 1 nun einen minimalen Betrag anbieten um seinen Ertrag zu maximieren. Rationaler Spieler 2 nimmt jeden noch so kleinen Betrag an, da dies immer noch besser ist als gar nichts zu bekommen.

In der Realität, wenn Spieler 1 Spieler 2 10cent anbietet, denkt sich Spieler 2 "vergiss es" und lehnt meist ab. Dementsprechend führt die Theorie des Homo oeconomicus im Ultimatum-Spiel in der Empirie zu einem ineffizienten Ergebnis, da wichtige Faktoren wie 'Fairness' und 'Gerechtigkeitsgefühl' etc. etc. nicht beachtet werden.

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WiWi Gast

Re: Die Theorie des Homo Oeconomicus richtig erklärt für Laien

Die Theorie des Homo Oeconomicus soll nicht alles menschliche ökonomische Verhalten erklären.

Der Homo Oeconomicus ist zum einen ein sehr simples deskriptives Modell, welches wichtige Faktoren ökonomischer Entscheidungen abbildet, und so erklärt wie sich Menschen grundsätzlich und im allgemeinen Verhalten. ("Wenn der Preis sinkt, steigt die Nachfrage.")

Außerdem lassen sich aus dem Modell normative Empfehlungen für jemanden ableiten, der sich bewusst rational verhalten möchte. ("Sunk Costs sollten Entscheidungen nicht beeinflussen.")

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WiWi Gast

Re: Die Theorie des Homo Oeconomicus richtig erklärt für Laien

Homo-oeconomicus-Modell = Rationalität + Materialismus + Egoismus

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WiWi Gast

Re: Die Theorie des Homo Oeconomicus richtig erklärt für Laien

Diese Theorie ist genauso realitätsfern wie die gesamte VWL. Sie ist eben keine Naturwissenschaft, wo das Fallgesetz der Physik endlos in Versuchen nachgewiesen kann.

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WiWi Gast

Re: Die Theorie des Homo Oeconomicus richtig erklärt für Laien

Halt Halt Halt.

Das Stichwort lautet: Modell. Lies dir erstmal an was ein Modell ist.
Es werden nur unter bestimmten Annahmen Aussagen getroffen.

Eine Annahme beim Homo Oeconomicus ist ein strikt rationales Verhalten. Ist das realistisch? NEIN.
Lassen sich damit allgemeingültige praxisnahe Vorhersagen über ökonomisches Verhalten ableiten? NEIN
Lassen sich in diesem Modell simple ökonomische Verhaltensweisen nachvollziehen? JA

Da hast du deine Berechtigung.
Dein Prof. hat den Fehler gemacht die grundsätzliche Kritik an dem Modell als seine Schöpfung darzustellen.
Eine allgemeingültige Aussagekraft ist überhaupt nicht angestrebt, da geht es darum wie sich ein vollkommener (perfekter) Markt denn so gestalten würde. Den Gedankengang vollzieht man um zu klären wie es denn tatsächlich ist und woran das liegt.

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WiWi Gast

Die Theorie des Homo Oeconomicus richtig erklärt für Laien

da ja Menschen niemals nur nach monetärer Nutzenmaximierung handeln sondern auch Prestige, Selbstwertgefühl und Gewissen etc. mit in Entscheidungen einbeziehen.

Nachtrag: warum bloß "monetär" ? Auch Prestige bringt dir einen Nutzen. Der ökonomische Nutzen hat keine Einheit, man kann ihn ordinal skalieren (mehr ist besser) aber nicht messen. Man spricht in der Literatur auch vom Nutzenmaximierer, in der Mikroökonomie wirst du so manche Nutzenfunktion optimiert haben.

Also das der Homo Oec. Prestige nicht berücksichtigt sondern nur auf die Knete schaut ist ein Missverständnis.

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Elodin

Die Theorie des Homo Oeconomicus richtig erklärt für Laien

Sehr wichtige Frage. Ich widerspreche jetzt mal meinen Vorschreibern:

Selbstverständlich bezieht der Homo Oeconomicus nicht nur monetäre Überlegungen in seine Entscheidungen ein. Er kann ebenso wie ein normaler Mensch andere Wünsche hegen. So spielen z.B. Freundschaft, Liebe, Gerechtigkeitsempfinden, etc eine Rolle. Er kümmert sich zwar bloß um sein eigenes Glück aber wenn er Glück empfindet, weil er jemandem helfen kann, dann wird er das tun; er hat also subjektiv definierte Ziele. Insofern hat auch Neid, etc einen Platz bekommen. Der Punkt ist aber, er ist sich genau dessen bewusst, was er wie bewertet und welchen Nutzen er wovon erhält, kann also perfekt abwägen.

Ansonsten hat er im traditionellen vereinfachenden Modell auch Fähigkeiten wie ein Supercomputer, weil es schwer (jedoch möglich) ist mathematisch Unsicherheit darzustellen. Das Superhirn und perfekte Rationalität werden durch Verhaltensökonomie zunehmend in Frage gestellt (gibt einige sehr interessante Tedtalks von einem Forscher namens Arielly) und es ist natürlich auch intuitiv klar, dass wir mal irrational sind. Ich finde hier hilft das Konzept der Bounded rationality weiter. Hier weiß der Mensch, dass er limitierte geistige Kapazitäten hat und "löst" deshalb ständig Optimierungsprobleme des Typs: wie viel Zeit sollte ich investieren, um eine möglichst genaue Antwort zu bekommen, weil seine Zeit natürlich auch einen Wert hat. Es sind keine perfekten Lösungen vonnöten und irrationale Verhaltensweisen sind erklärbar.

Zu dem Ultimatumspiel: natürlich kann es vor diesem Hintergrund rational sein 10 ct abzulehnen, weil dadurch ein subjektives Ehrgefühl verloren gehen kann.

Ich habe jetzt die sogenannte Rational Choice Theory verteidigt. Lies gerne auch mal den Anfang des englischen Wiki-Eintrag zu Homo oeconomicus: https://en.m.wikipedia.org/wiki/Homo_economicus
Der deutsche ist deutlich schwerer zugänglich finde ich

Beste Grüße

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