WiWi Gast schrieb am 15.10.2022:
Hallo zusammen,
1.)
Seit Langem versuche ich ein maximal einfaches Modell einer kapitalistischen Ökonomie zu finden, in dem alle Systemparameter (wie z.B. Schulden) - in the long way - nicht unbegrenzt wachsen, sondern im mathematischen Sinn beschränkt sind.
H. Stelter auf:
think-beyondtheobvious.com/gibt-es-einen-wachstumszwang-im-kapitalismus/
bezweifelt, dass es so ein Modell gibt (zumindest habe ich das so verstanden)
2)
Herr Menendez gibt zwar ein Modell ohne ständiges Schuldenwachstum an (als Simulation mit der Software Vensim)
soffisticated.wordpress.com/2013/11/04/dynamische-einsichten-zu-geld-und-zins/
Leider verstehe ich aber nicht seine Argumentation.
Ich verstehe auch nicht, warum er sein Modell (ohne Schuldenwachstum) nicht einfacher, d.h. ohne Software modellieren kann.
Dabei gehe ich von einem geschlossenen Wirtschaftskreislauf aus.
3) Falls gewünscht kann ich ein einfaches Modell geben, in dem allerdings nicht alle
Systemparameter unbeschränkt wachsen.
Frage:
F1) Kann mir jemand das Modell von H. Menendez erklären?
F2) Vielleicht an einem Beispiel mit 2 Firmen:
Ein Unternehmer A kauft beim anderen Unternehmer B alle dessen Waren auf. Damit produziert er (Wertschöpfung) Waren im doppelten Wert und verkauft diese an den anderen Unternehmer B. Nun produziert Unternehmer B davon Waren im doppelten Wert (des Einkaufspreises) und verkauft dieses an Unternehmer A, usw.
Die Löhne der Beschäftigten sei der Einfachheit gleich 0.
Inflationsrate ist auch 0.
Keine Ahnung, ob ich die Frage verstehe, aber meine eigenen Gedanken dazu (bin kein Ökonom):
Aus meiner Sicht gibt es zwei Ausprägungen für Wachstum des BIPs in einer geschlossenen Volkswirtschaft:
—> ausgeschlossen, da keine Inflation
Also müssten für Wachstum mehr Güter bzw. mehr Dienstleistungen in einem Jahr erzeugt werden, als im vergangenen Jahr, um von Wachstum zu sprechen. Hierfür gibt es mehrere Treiber:
- a) mehr Menschen durch Geburten führen zu mehr Arbeit und mehr Wertschöpfung
- b) bessere Technologien erlauben effektivere / effizientere Arbeit zB die Gewinnung von Eisenerz
- c) Gesellschaftlicher Fortschritt führt zu mehr Ideen für Dienstleistungen, diese wiederum haben einen Nutzen für die Menschen und werden gekauft zB von dem Geld aus dem Erlös des „mehr an Eisenerz“ aus dem Punkt b)
Für mich ist es absolut verständlich, ein Modell so auszulegen, dass die Effekte aus a-c (und noch weitere vielleicht) immer mehr sind als gegenläufige Effekte wie zB Pandemien, Unwetterkatastrophen oder Krieg (was ja bekanntlich in Summe Werte zerstört)
Zu den Themen Schulden:
Schulden heißt, jemand anderes verzichtet auf Konsum und überlässt sie mir. Hier gibt es Schulden für Konsum und Schulden für Investition.
Ich glaube es liegt in der Natur der Sache bzw. des Menschen, dass Kompetenzen und Opportunities ungleich verteilt sind und Person A mehr Ideen zum gewinnbringenden Einsatz von Ressourcen hat als er tatsächlich an Ressourcen hat und sich diese daher erstmal ausleiht und umgekehrt Person B Ressourcen über hat, die er nicht gewinnbringender einsetzen kann als durch den Zins beim Verleih. Gesamtwirtschaftlich macht es im geschlossenen Kreis keinen Unterschied auf das BIP, da sich Schuldner und Gläubiger immer ausgleichen. Daher keinen Effekt auf Wachstum, außer dass Schulden machen iSv. Investieren bei guten Entscheidungen zu mehr Wohlstand und mehr BIP führen kann und dieser Mechanismus ja eigentlich dazu führt, dass Ressourcen optimal verteilt und eingesetzt werden (gesteuert über Zins und Bereitschaft Ressourcen auszuleihen etc.)
In einem Modell, welches nicht wächst, müssten tatsächlich die Negativfaktoren wie Unwetter, Krankheiten, zu viel Menschen auf einem Planeten und damit einhergehende Probleme der Übervölkerung oder krasses Gegenteil, also zu wenige Menschen die in Summe weniger arbeiten und leisten, Fehlentscheidungen im Einsatz von Ressourcen durch falsche Investition und Technologierückgang etc
MEHR SEIN ALS
Positive Wachstumsbringende Effekte (siehe oben)
Cheers,
K
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