WiWi Gast schrieb am 28.04.2019:
Kurzgesagt ist meine Frage: Lohnt es sich in Bildung Geld zu investieren?
Im Allgemeinen hat sich das noch niemals nicht gelohnt.
Erstmal Grundsätzlich: Gehaltsentwicklung ist von zu vielen Faktoren abhängig, als dass man ne pauschale Antwort auf deine persönliche Situation geben könnte. Es ist bekannt, dass die Einstiegsgehälter von Masterabsolventen im Durchschnitt ca. 12% höher liegen, als die von Bachelorabsolventen (siehe Absolventa 2019). Als angehender Bachelorabsolvent mit Statistikkenntnissen weißt du natürlich, wie so ein Durchschnittswert einzuordnen ist und was er bedeutet.
Ebenso bin ich persönlich davon überzeugt, dass man Gehaltslücken langfristig vor sich her schiebt. Soll heißen: Klar ziehen gute performer mit Bachelorabschluss irgendwann an schlechten performern mit Masterabschluss vorbei, aber wenn diese guten Bachelor-performer auch noch einen Master hätten, würden sie noch mehr herausholen können. Gehaltserhöhungen bewegen sich in der Regel immer so im Bereich um die 10%. Das kann man natürlich "tunen", z.B. durch Jobwechsel zum richtigen Zeitpunkt, aber solange man kein Ausnahmetalent ist, wird man da eher mit der breiten Masse mitschwimmen. Und wenn man da mit -10% einsteigt, dann schiebt man dieses Minus eben langfristig vor sich her.
Dann zu dir: Wenn du jetzt ein Jahr arbeitest, dann nen part time Master machst und währeddessen weiter arbeitest, dann können die Gehaltsunterschiede in deiner persönlichen Situation schon deutlich verschwommener werden. Du wirst wahrscheinlich nicht eindeutig feststellen können, ob dein erster Mastergehalt jetzt konkret auf den Abschluss, die bereits gesammelte Berufserfahrung / gute performance oder die durch die Doppelbelastung Studium/Arbeit demonstrierte Belastbarkeit zurückzuführen ist. Oder die Region, oder die Branche, oder deinen konkreten Arbeitgeber oder oder oder. Du wirst also nicht mit dem Finger auf die "oberen 5000€" deines Gehalts zeigen und sagen können: "Die habe ich dem Master zu verdanken".
Macht das den Master für dich sinnlos? Nein. Wenn dein persönliches Ziel die Gehaltsmaximierung ist, dann erhöht der Master deine Chancen darauf, WENN du es klug anstellst:
1: Master um des Masters Willen macht keinen Sinn, du musst schon sinnvoll vertiefen, damit du im Beruf darauf aufbauen kannst. Wenn das eine Jahr Praxis im Bereich SCM stattfindet und du weiterhin in diesem Bereich arbeiten willst, dann vertiefe im Master nicht Finance und schreib dann ne Masterarbeit über Wirtschaftsethik, sondern ziehe SCM durch. So maximierst du beim AG den impact des Studiums.
2: Als Binsenweisheit gilt, dass man größere Gehaltssprünge meist im Zusammenhang mit einem Jobwechsel schafft. Wenn du nach dem Bachelor beim AG A arbeitest, dort dann auf part time wechselst und den Master machst und nach dem Master weiterhin bei AG A bleibst, dann wirst du wahrscheinlich ne Menge Potential verschenken. Stelle dich in jedem Fall darauf ein, nach dem Master den AG wechseln zu müssen, damit sich der neue Abschluss in Verbindung mit der bereits gewonnenen Erfahrung auch aufm Konto bemerkbar macht. rein vom Bauchgefühl her würde ich sagen: Wenn du bei AG A bleibst, kannst du bei ihm vielleicht (!) ne Gehaltsanpassung von +10% aushandeln. Bei einem guten AG-Wechsel könnten mit Master + Erfahrung ungefähr 15 - 25% rausspringen.
Beachte dabei, dass beim Berufseinstieg 10% im Durchschnitt etwa 5.000€ Brutto pro Jahr entsprechen. Die wiederum wirken sich monatlich mit etwa 200€ Netto aufs Gehalt aus, womit sich im Jahr 2.400€ ansparen lassen.
3: Wenn ein bestimmter Master dein in ca. 10 Berufsjahren trotz Sparsamkeit angespartes Vermögen wieder aufbrauchen würde, dann mach dir Gedanken über einen anderen Master. Was soll es denn für eine fancy Elite-Uni werden? Und wie hoch ist der added value eines teuren Masterstudiengangs im Vergleich mit einem normalen, wenn es um das Gehalt geht? Also just sayin', wenn du dein akademisches Profil maximal schärfen willst und dich dafür qualifizierst, dann darfs natürlich auch der mannheimer MBA für 40k sein, aber wenn dein Fokus auf der beruflichen Praxis liegt und du den Master nur nebenher machen willst und dich selber nicht zu den absoluten Überfliegern zählst, dann tut es wahrscheinlich auch der WiWi-Master der Fernuni Hagen für ca. 1,3k. Ich wüsste nicht, warum man mit so einer Aktion das Ersparte von 10 Jahren aufrauchen muss.
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