Hallo,
ich bin selbst Banker und möchte gerne eine Diskussion starten:
Wie seht ihr selbst die Zukunft der Branche? Würdet ihr selbst nochmal dort anfangen, wollt ihr euch verändern, in welchen Bereichen seht ihr noch Perspektiven (Mittelstandsfinanzierung, Asset Finance, Privatkundengeschäft, Investment Banking)?

Freue mich auf eure Meinungen!

An der Anzahl der Fragestellungen bezüglich der Bankenbranche im Vergleich zu früher sieht man ja eindeutig, dass Banking arg aus der Mode ist. Zum einen, weil es kaum Jobs im IB gibt und zum anderen, weil Elitebashing und Neiddebatte in D ganz groß sind. Ich muss mir selbst im Bekanntenkreis immer anhören, die Bank würde auf Lebensmittel zocken, weil hat "Monitor ja so berichtet" und die hat die "Zinssätze manipuliert". (Bin im Treasury)

Das gesagt, denke ich, dass alles im Bereich Front Office kurz- bis mittelfristig sehr schlecht aussieht. Natürlich braucht man dann auch weniger Mid und Back Office, sehe hier aber noch gute Chancen für Absolventen, da diese Bereiche nicht so inflationär angewachsen sind.

Für Absolventen heißt das, dass die ganzen geistigen Tiefflieger, die früher Karriere gemacht haben (Credit Sales in Landesbank -> ... -> MD bei US- Bank heute) sich freuen sollen. Heute ist das nicht mehr so einfach möglich.
Im Mid Office (Risk, ALM, Treasury etc.) braucht man doch etwas mehr Hirnmasse als es der Folien- und Telefonkasper von EBS und WHU zu bieten hat.
Back Office ist auch sehr attraktiv, speziell Accounting und IT. Sehe da viele unbesetzte Stellen mit sehr guter Work-Life-Balance nur irgendwie wenig geeignete Absolventen (und die, die es sind, haben mit Banking nix am Hut).

Einzig wundert mich, dass M&A so stark ausgebaut wird. Argumentation: -> keine Basel III Kosten -> Follow-up Business. Das kann nicht lange gut gehen, wenn es alle Banken machen. Heute pitchen da auf jeder Fusion von zwei Ameisenhaufen 16 Banken und Boutiquen mit.

Privatkundengeschäft ist auch so ein Ding, da will jede Bank mitmischen, nur der Kuchen wird halt einfach nicht größer. Also sind die Margen im Keller.

Ich finde das Bankengeschäft sehr hart, also wenn du da mal paar Fehler machst schmeissen die dich raus, weil in die Finanzbranche so viele wollen, die haben immer jemand Austauschbaren.

Im Mittelstand wirst du so etwas nur selten erleben.

Woraus leitest du das denn bitte ab?

De facto durchlebt die Branche eine ihrer größten Krisen und trotzdem hat man den Eindruck, dass sich nicht viel geändert hat. Die meisten Stellen, die abgebaut werden, werden sozialveträglich (über natürliche Fluktuation) wegrationalisiert (außer die eine oder andere Top-Stelle im IB, aber die sind auch mit Gehältern dotiert, da träumt der Angestellte im Mittelstand nicht einmal von) und dass es nicht mehr so einfach ist Karriere zu machen wie vor 20 Jahren (als dafür schon ein Uni-Diplom egal mit welcher Note und Studiendauer ausreichte), trifft so ziemlich auf JEDE Branche zu.

Ratata, wenn du selbst nicht in einer Bank arbeitest und persönliche Erfahrungen mitteilen kannst, solltest du dich besser raushalten!

Und im Mittelstand kann man sogar den Job verlieren OHNE Fehler gemacht zu haben - nämlich wenn die kleine Zuliefererklitsche mal eben dichtgemacht wird. Wer einen sicheren Job in dem man beliebig Fehler machen darf, haben will, soll in die Verwaltung gehen; sobald man Verantwortung übernimmt und dafür entsprechend bezahlt wird, hat man für seine Fehler natürlich auch den Kopf hinzuhalten - und glaube mir, die meisten fallen auch dann sehr, sehr weich.

ratata schrieb:

Ich finde das Bankengeschäft sehr hart, also wenn du da mal
paar Fehler machst schmeissen die dich raus, weil in die
Finanzbranche so viele wollen, die haben immer jemand
Austauschbaren.

Im Mittelstand wirst du so etwas nur selten erleben.

Banking ist nach wie vor das Mittel der Wahl, wenn Du gern gut verdienst ohne dabei an einem wertschöpfenden endprodukt zu arbeiten.
Natürlich wie schon geschrieben v.a. in den Brain-Abteilungen: Risk, Basel, Projektmanagement- Office / Inhouse Consulting und meinetwegen IT.
Das Image ist in der Tat ruiniert, sollte Dir aber egal sein. Nirgendwo sonst bekommst Du für so wenig arbeit so viel Kohle.

Platz 2 belegt Pharma. Härtere Bandagen, dafür sind die Kollegen nicht so borniert wie im Financial services sektor. Kohle stimmt hier auch, wenn man im richtigen BEreich sitzt.

Platz 3 hatten immer die Elektroriesen inne. Aber seit Fukushima sieht es dort ganz mau aus. vielleicht fängt sich das in einigen JAhren wieder.

Platz 2 ist Chemie oder Pharma.

Der Umstrukturierung in der Branche und das Umdenken bei den Regulatoren haben gerade erst angefangen. Wie das enden wird sehen wir erst in ca. 10 Jahren. Abstürzen wird die Branche wohl eher nicht außer die größte und letzte aller Blasen platzt, die Staatsschulden, aber dann ist es egal in welcher Branche man arbeitet. Einen Boom wird die Branche wohl auch für eine Weile nicht sehen. Es gibt also keinen Grund in Panik zu verfallen. Chancen bietet die Branche immer noch genug. Allzu moralisch wird die Branche wohl auch nicht werden den aus Intransparenz und Komplexität die der Kunde nicht versteht lässt sich weiterhin zu einfach Geld machen. Und bei einer EK Quote von nur 1-3% sorgt der leverage Effekt immer noch für traumhafte Gewinne.

Die besten Verdienstmöglichkeiten hat man grundsätzlich bei den "Mittelsmännern".Also Makler, Banker usw.

Lounge Gast schrieb:

Hallo,
ich bin selbst Banker und möchte gerne eine Diskussion starten:
Wie seht ihr selbst die Zukunft der Branche? Würdet ihr
selbst nochmal dort anfangen, wollt ihr euch verändern, in
welchen Bereichen seht ihr noch Perspektiven
(Mittelstandsfinanzierung, Asset Finance,
Privatkundengeschäft, Investment Banking)?

Freue mich auf eure Meinungen!

bin seit 2 jahren im risk management und restructuring einer dt großbank und bin zufrieden. ich habe bereits einige einladungen zu vorstellungsgesprächen von UB's und BIG4 bekommen, die viele mandate bei banken&finanzdienstleistern haben und leute mit banking erfahrung suchen. ich könnte also flexibel wechseln und mir einen job aussuchen, falls es mir bei meiner bank nicht mehr gefällt. etwas besseres kann man sich fast nach seinen erstem job nach dem studium nicht wünschen.

Denke, dass die Branche nachhaltig geschädigt ist. Alle Großbanken in Dtl nutzen die Krise um die Löhne zu drücken. AT Stellen werden oft zu Tarifstellen, Stellen werden nicht neu besetzt, der Druck ist enorm. Im Vergleich zu IG Metall Unternehmen und deren Tarifverträgen wird die Abkoppelung noch weiter zu nehmen. Facetime ist hier in Frankfurt King...
Harte Zeiten, bisher kein Land in Sicht...

@Poster im Risk Management
was muss man hierfür studieren? Und wie sieht es gehaltsmäßig aus?