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Führung & StrategieFrauenquote

Die Frauenquote kommt: Was bedeutet das eigentlich?

Nach langen politischen Kontroversen hat die Bundesregierung nun die Frauenquote verabschiedet. Doch für wen gilt sie, und ab wann – und wie wird sie umgesetzt? Ein kurzer Statusbericht liefert die Eckdaten und eine ifo-Umfrage zeigt, welche Schwierigkeiten Personalleiter bei der Umsetzung der Frauenquote sehen.

Mehr Frauen in die Aufsichtsräte
Die Verabschiedung des Gesetzentwurfs für die Frauenquote im Bundeskabinett schreibt vor, dass zukünftig eine Frauenquote von 30 Prozent für die Aufsichtsräte von Großunternehmen gilt. Diese Verordnung soll für die betreffenden Unternehmen bereits ab 2016 gelten. Das geplante Gesetz soll Vorgaben enthalten, die je nach Unternehmensgröße variieren. Die 30 Prozent gelten dabei für die Aufsichtsräte von 108 Großunternehmen mit Börsennotierung sowie vollem Mitbestimmungsrecht – dazu gehören auch sechs europarechtlich organsierte Unternehmen. Unter den betroffenen Konzernen befinden sich Namen wie

Wird die Frauenquote verfehlt, sollen – als Sanktionsmaßnahme – Aufsichtsratsposten unbesetzt bleiben.

Einschätzungen zur Umsetzung
Eine im letzten Herbst durchgeführte Umfrage im Rahmen des Ifo Randstad Flexindex hatte die anstehende Frauenquote zum Thema. Dabei befragte das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München (ifo) mehr als 1.000 deutsche Personalleiter, ob sie bei der Umsetzung der Frauenquote mit Schwierigkeiten rechneten.

Das Ergebnis: 46 Prozent der Personalleiter sahen Probleme in größeren Betrieben und in Unternehmen aus dem verarbeitenden Gewerbe. Für andere, ursprünglich von Männern dominierte Branchen scheint diese Meinung nicht mehr so stark vorzuherrschen. So werden im Finanzdienstleistungssektor Frauen ganz offen als potenzielle Arbeitnehmerinnen mit Karrierechancen angesprochen – zum Beispiel hier bei Swiss Life Select.

48 Prozent der Befragten sahen somit auch keine Probleme bei der Umsetzung der Frauenquote. Andererseits gaben ein Viertel der vom ifo-Institut befragten Unternehmen an, dass in ihrer Branche nur wenige Frauen tätig sind. Im verarbeitenden Gewerbe sahen dies sogar 32 Prozent als Makel an, im Handel 26 Prozent und im Dienstleistungsbereich waren es noch 20 Prozent. Ebenfalls interessant: Rund 14 Prozent der Befragten gaben an, keine geeigneten Bewerberinnen für die Stellen zu finden.

Mittelgroße Unternehmen mit eigenen Vorgaben
3.500 mittelgroße Unternehmen müssen ab diesem Jahr eigene Zielvorgaben für die Postenvergabe an Frauen im Vorstand, Aufsichtsrat und Management entwickeln und bereits 2017 erstmals über die Ergebnisse berichten. Für sie sind zurzeit noch keine Sanktionen bei Nichterfüllung vorgesehen.

Mit der Frauenquote, die im Vorfeld für großen politischen Dissens sorgte, hofft die Koalition, durch den entstehenden öffentlichen Druck mehr Frauen in Führungspositionen zu befördern. Dabei ist auch die Bundesverwaltung angehalten, für ihre verschiedenen Führungsebenen Zielvorgaben für die Erhöhung des Frauenanteils zu erarbeiten.