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Führung & StrategieLobbying

Internationale Lobbyarbeit wird für Konzerne wichtiger

Konzerne bauen auf internationaler Ebene ihre Lobbyarbeit aus. Washington D.C. rangiert dazu bei global auftretenden Unternehmen noch vor Brüssel.

Weisses Haus des amerikanischen Präsidenten.

Internationale Lobbyarbeit wird für Konzerne wichtiger
Mainz, 04.02.2005 (fhm) - Lobbyarbeit und politische Einflussnahme werden für große Unternehmen immer wichtiger. Das zeigen eine Reihe von Studien, die an der FH Mainz, University of Applied Sciences, unter Leitung von Prof. Dr. Lothar Rolke entstanden sind. So gaben in einer Befragung der DAX 30-Unternehmen sechs von acht befragten Firmen an, dass die Bedeutung von Lobbyarbeit zugenommen habe. Von 16 befragten internationalen Konzernen mit Hauptsitz in Europa, den USA oder Japan erklärten elf, dass die politischen Rahmenbedingungen für ihre strategischen Entscheidungen »wichtig« oder sogar »sehr wichtig« seien. Infolge seien sowohl die Budgetmittel als auch der Zeitaufwand für Lobbyarbeit in den vergangenen Jahren gestiegen. Das erklärten 90 Prozent der befragten Konzerne. Jeder zweite von ihnen will die Budgetmittel auch künftig weiter erhöhen. Um ihre politischen Ziele zu erreichen, werden die Firmen selber aktiv, nutzen aber auch die Verbände, die vor allem die Brancheninteressen im Blick haben.

Washington für Lobbying etwas wichtiger als Brüssel Alle acht befragten Dax-Unternehmen verfügen über Repräsentanzen in Berlin und Brüssel. Im Vergleich dazu: Von den 1200 umsatzstärksten Unternehmen in Deutschland, so zeigte eine Repräsentativbefragung von 2003, besitzen nur 44 Prozent ein eigenes Büro in Berlin und/oder Brüssel. Die Bedeutung der Lobbyarbeit steigt nach Auffassung von 81 Prozent der global agierenden Konzerne vor allem auf internationaler Ebene. Auch wenn im Rahmen der EU-Lobbyarbeit dabei Brüssel weiter an Bedeutung gewinnt, ist für die global auftretenden Konzerne – auch solche mit Hauptsitz in Europa – derzeit Washington D.C. offenkundig noch wichtiger für die eigene Präsenz: Denn während 62 Prozent der 16 befragten internationalen Konzerne über Repräsentanzen in Brüssel verfügen, besitzen sogar 82 Prozent ein Büro in Washington D.C.

Persönliche Kommunikation bei der Lobbyarbeit bevorzugt
»Unternehmen müssen heute bei Strafe von Benachteiligung die Nähe zur Politik suchen«, erklärt dazu Professor Rolke, der in Mainz Betriebswirtschaft und Unternehmenskommunikation lehrt. Denn Unternehmen agierten weltweit auf vorregulierten Märkten. Dabei zeige sich allerdings immer häufiger, dass die wirtschaftspolitischen Spielregeln von Parlamentariern entwickelt würden, die selber das Geschäft von Investition, Finanzierung und Wettbewerb um Erfolg kaum kennen. »Die Mitgestaltung von Spielregeln um Produkthaftung, Arbeitsrecht, Unternehmensbesteuerung sowie Umwelt- und Verbraucherschutz sind heute für große Unternehmen erfolgsentscheidend«, so Rolke. Das gelte sowohl für die nationale wie für die internationale Ebene, wo sich ganz neue Koalitionen bilden könnten. Man denke nur an die handelsrechtlichen Auseinandersetzungen zwischen den USA und der EU. Oder zwischen den Europäischen Behörden und internationalen Konzernen wie Microsoft oder der Chemie-branche.

Sowohl die national als auch die global agierenden Unternehmen bevorzugen die direkte und persönliche Kommunikation bei der Lobbyarbeit. Ganz vorne rangierten bei allen Untersuchungen »Gespräche unter vier Augen«, »Telefonate«, »Persönliche Briefe« und »Persönliche Präsentationen«. Dann folgten »PR-Kampagnen«, mit denen die öffentliche Stimmung beeinflusst werden sollte. Erst an dritter Stelle finden sich Angebote zur Vermittlung von Expertenwissen – wie etwa »Beratungsleistungen durch Fachleute aus dem Unternehmen«, das »Zur-Verfügungstellen von Forschungsergebnissen« oder die »Beteiligung an Hearings«. Nach Auffassung Rolkes unterschätzten Unternehmen allzu häufig die Ansprüche der Öffentlichkeit. Deshalb warnt er die Firmen vor mangelnder Transparenz: »Unternehmen müssen zwar im Interesse am eigenen wirtschaftlichen Erfolg das Gespräch mit den Politikern suchen, mehr noch: Chancen zur Beeinflussung der Politik nutzen, aber dieser Prozess muss öffentlich wahrnehmbar sein.«

Politische Mitgestaltung in Deutschland zu defensiv Gerade unangenehme Wahrheiten müssten von Seiten der Manager sichtbarer vertreten werden, verlangt Rolke. Ein Vorbild ist in den Augen des Mainzer BWL-Professors der scheidende Siemens-Chef Heinrich von Pierer. Der habe mit seiner Forderung nach Rückkehr zur 40-Stunden-Woche für Industriebetriebe, die unter Wettbewerbsdruck stehen, eine deutschlandweit wahrnehmbare Initialzündung ausgelöst. Sie habe deswegen wirken können, weil er etwas gesagt habe, das viele Menschen sowieso insgeheim empfunden hätten. Abgesehen von solchen Einzelfällen jedoch müsse die Wirtschaft politisch kommunikationsfähiger werden.


Lobbyarbeit in Deutschland sehr defensiv
»Je stärker die versuchte Einflussnahme, desto transparenter und personalisierter muss die Kommunikation sein«, erklärt Rolke. Ängstliche Geheimdiplomatie funktioniere in der vernetzten Mediengesellschaft nicht mehr. Wer hingegen Köpfe zeige, die glaubwürdig seien, habe Aussicht auf Erfolg. Hier allerdings müssten die Manager von den Politikern lernen. Noch erscheint die Lobbyarbeit in Deutschland den Forschern um Lothar Rolke als sehr defensiv.

Denn ganz vorne rangieren noch immer passive Ziele:


Die aktiven Ziele des politischen Bewirkens folgen erst danach:


Dabei gelten die Fähigkeit zur »zielführenden Kommunikation« und die »persönliche Integrität« als die herausragenden Merkmale für einen erfolgreichen Public Affairs-Manager.

Die Hälfte der 16 befragten internationalen Konzerne verfügt über eigenständige Public-Affärs-Abteilungen, während bei der anderen Hälfte die Lobbyarbeit zur Kommunikationsabteilung gehört. »Die häufige organisatorische Eigenständigkeit ist dabei als Zeichen für die Wichtigkeit der Zielgruppe Politiker zu sehen«, sagt Rolke. Dafür gebe es auch weitere Indizien. Allen medial verzerrten Eindrücken zum Trotz sind Politiker für Unternehmen deutlich wichtiger als beispielsweise Verbraucher- und Umweltgruppen. Bei den außerparlamentarisch aktiven Organisationen besteht nach wie vor der stärkste Kontakt zu den Gewerk-schaften. Verbraucherschützer, Aktionärsgruppen, Bürgerinitiativen, Kirchen und Umweltorganisationen folgen erst danach. Gegenüber letzteren wird die Kontaktqualität als »neutral« bis »eher negativ« beurteilt, wohingegen sie bei allen anderen als »neutral« bis »schwach positiv« gesehen wird.

Spendentätigkeit gegenüber Parteien oder anderen politischen Organisationen spielt aus Sicht der deutschen Unternehmen praktisch keine Rolle. Corporate Citizenship-Projekte finden sich in der Regel nur bei größeren Unternehmen. Darüber hinaus ist bei vielen Firmen ein soziales oder kulturelles Sponsoring zu beobachten.

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