Studie: Kapitalkosten als strategisches Entscheidungskriterium
Die Fehlallokation von Kapital durch eine mangelnde Differenzierung von Kapitalkosten mindert laut einer Studie von Roland Berger bei rund einem Drittel der Unternehmen das Geschäftsergebnis um zehn Prozent und mehr.
Möglichkeiten der Differenzierung
65 Prozent der Befragten setzen auf allgemeine Informationen überländerspezifische Probleme, die jeweilige Branchenentwicklung und Zins-, Inflations- und Währungsrisiken, um ihren Kapitaleinsatz zu differenzieren. 54 Prozent favorisieren durchschnittliche Kapitalkostensätze zwischen acht und zehn Prozent. In Deutschland scheinen diese Sätze tendenziell etwas höher zu liegen als in der Schweiz, was am unterschiedlichen Zinsniveau beider Länder liegen könnte. Überdurchschnittlich oft werden einheitliche Kapitalkostensätze heute noch bei Lebensmittelfirmen (75 Prozent) angewendet, im Automobilbereich (66 Prozent), in Transport und Logistik (63 Prozent), im Maschinenbau- und in der Metallverarbeitenden Industrie (60 Prozent) sowie bei Dienstleistungsunternehmen (60 Prozent). Grund: Es fehlt an Informationen für eine differenziertere Verteilung.
73 Prozent der Befragten nutzen Marktrisikoprämien zwischen vier und fünf Prozent. Mit den höchsten Durchschnittssätzen arbeiten Maschinenbau und Metall verarbeitende Unternehmen. Unternehmen in der Chemie- und Pharmabranche sowie in Transport und Logistik verwenden die niedrigsten Sätze. Firmen mit Umsätzen und Vermögenswerten in risikoreichen Ländern arbeiten mit einem Satz von rund 5,2 Prozent.
Kapitalkosten mit WACC bestimmen
Um die Kapitalkosten zu definieren, wenden 83 Prozent der Befragten den WACC-Ansatz (Weighted Average Cost of Capital) an. WACC beruht auf der Idee, die Kosten für Eigen- und Fremdkapital separat zu bestimmen und entsprechend dem Anteil am Gesamtkapital zu gewichten. 79 Prozent der Befragen setzen sogar ausschließlich WACC ein. Um die Eigenkapitalkosten im Rahmen des WACC zu ermitteln, nutzen die Unternehmen vor allem das Capital Asset Pricing Model (CAPM). Dabei orientieren sich 83 Prozent der Unternehmen an Benchmarks vergleichbarer börsennotierter Unternehmen. Die Umsetzung dieser theoretischen Konzepte führt allerdings oft zu erheblichen Problemen, wenn sie auf einzelne Geschäftsbereiche angewandt werden.
Die WACC-Treiber müssen konkret für das jeweilige Unternehmen ermittelt werden. »Nur branchen- oder landesübliche Durchschnittswerte anzusetzen, kann leicht zu Fehleinschätzungen führen«, sagt Roland Berger-Partnerin Beatrix Morath. Für größere Transparenz und mehr Akzeptanz sollten alle Annahmen, die der Kapitalkostenkalkulation zu Grunde liegen, in einem WACC-Modell erfasst werden. Da die verschiedenen Determinanten beträchtlichen Schwankungen ausgesetzt sein können, empfiehlt es sich, die Kapitalkosten regelmäßig - mindestens jährlich - zu überprüfen. Zudem sollte ein Unternehmen, das seine Kapitalkosten differenziert einsetzt, die Financial Community darüber informieren; zum Beispiel mittels einer detaillierten WACC-Berechnung im Geschäftsbericht. Morath betont: «Das Unternehmen signalisiert damit Risikobewusstsein, was Analysten grundsätzlich positiv bewerten.«
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