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Großes Stühlerücken in deutschen Chefetagen

Gab 2010 nur jeder elfte Vorstandsvorsitzende seinen Posten freiwillig oder unfreiwillig ab, besetzten die größten Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz 2011 jede sechste Spitzenposition neu. Das ist ein zentrales Ergebnis der „Global CEO-Succession 2011“-Studie der internationalen Strategieberatung Booz & Company.

Hörsaal mit leeren schwarzen Stühlen.

Großes Stühlerücken in deutschen Chefetagen
München, 01.06.2012 (booz) - Nach einem krisenbedingten Rekordtief in 2010 kam im vergangenen Jahr wieder enorme Bewegung in die Führung deutscher Konzerne. Gab 2010 nur jeder elfte Vorstandsvorsitzende seinen Posten freiwillig oder unfreiwillig ab, besetzten die größten Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz 2011 jede sechste Spitzenposition neu. Mit einer annähernden Verdopplung der Fluktuationsquote von 8,7 Prozent auf 16,7 Prozent verzeichnet der deutschsprachige Raum im internationalen Vergleich den stärksten Anstieg. Global wuchs hingegen die CEO-Wechselquote wesentlich moderater von 11,6 Prozent auf 14,2 Prozent, europaweit von 10,2 Prozent auf 14,8 Prozent. Damit liegt der deutschsprachige Raum ungefähr gleichauf mit Japan (2011: 16,8 Prozent), jedoch deutlich hinter Schwellenländern wie Brasilien, Russland und Indien. Diese weisen nicht nur erstaunliche volkswirtschaftliche Wachstumsraten, sondern mit 22 Prozent auch die höchsten CEO-Wechselquoten auf. Insgesamt können sich die deutschsprachigen CEOs mit einer durchschnittlichen Amtszeit von 7,6 Jahren etwas länger im Amt halten als das europäische Mittel mit 6,9 Jahren und geben ihren Top-Job im für Manager fast noch jugendlichen Alter von 56,8 Jahren ab.

Das sind die zentralen Ergebnisse der „Global CEO-Succession 2011“-Studie der internationalen Strategieberatung Booz & Company. Diese hat die Veränderungen in den Top-Positionen der 2.500 weltweit größten börsennotierten Unternehmen nun bereits zum elften Mal untersucht. Dabei werden langfristige Trends und Entwicklungen durch den Vergleich der Daten aus mittlerweile zwölf aufeinanderfolgenden Jahren analysiert.

Deutsche Chefetagen sind die Schleudersitze Europas
Mit der deutschen Konjunktur sprang 2011 offensichtlich auch das Wechselspiel in den Chefetagen wieder an. „Aufsichtsräte setzen in Krisenzeiten erfahrungsgemäß auf Kontinuität an der Unternehmensspitze. Anders als der Rest Europas befindet sich Deutschland wieder in sehr guter konjunktureller Verfassung“, so Dr. Klaus-Peter Gushurst, Sprecher der Geschäftsführung im deutschsprachigen Raum von Booz & Company. „Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, dass die CEO-Wechselquote hier um 3,8 Prozent höher liegt als im übrigen Westeuropa bzw. in den USA. Eine neue Generation stellt nun nach einem meist gut geplanten und geordneten Übergang an der Konzernspitze die strategischen Hebel auf weiteres Wachstum.“

Diesen Trend belegt auch die Studie: So halbierte sich der Anteil der unfreiwilligen Personalrochaden annähernd von 20 Prozent in 2010 auf knapp 12 Prozent im Jahr darauf. Beispiele für geplante und erfolgreiche Führungsnachfolgen deutscher Bluechips finden sich etwa bei BASF, Bilfinger Berger, Puma oder ThyssenKrupp. Im restlichen Westeuropa passierten immerhin 17 Prozent der Top-Personalien unfreiwillig sowie vor Ablauf der eigentlichen Vertragslaufzeit.

Ein weiteres Kernergebnis: Sorgten in deutschsprachigen Unternehmen über vier Jahre hinweg extern rekrutierte Vorstandsvorsitzende („Outsider“) konsequent für bessere Ergebnisse als CEOs aus den eigenen Reihen („Insider“), kehrte sich dieses Verhältnis in 2011 radikal um. So erwirtschafteten die Eigengewächse eine durchschnittliche Aktienrendite von 5,1 Prozent, während sich die von Outsidern geführten Unternehmen im Schnitt mit 7,7 Prozentpunkten im Minus befanden.

Industrie- und Health-Care-Sektor wechselt das Führungspersonal am häufigsten
Ein entscheidender Konjunkturmotor für den Standort Deutschland ist weiterhin die produzierende Industrie mit Aushängeschildern wie Siemens, MAN oder Deutz. In diesem Segment legte die Wechselquote sprunghaft von 4,5 Prozent auf 26,1 Prozent zu. Die mit Abstand höchste CEO-Fluktuation im deutschsprachigen Raum verzeichnete mit 33,3 Prozent auch 2011 wieder der Health-Care-Sektor. Bereits 2010 wies dieses Marktsegment mit 26,9 Prozent den höchsten Wert aller untersuchten Industrien aus. „Das deutsche Gesundheitssystem und die damit verbundenen marktbestimmenden Faktoren wie die Gesundheitspolitik, das Patentrecht oder die Zulassungsbestimmungen durchlaufen aktuell einen fundamentalen Veränderungsprozess. Diese strategische wie strukturelle Neuausrichtung der Branche erfordert unbelastete Topmanager“, so Gushurst. „Eine ähnlich drastische Entwicklung prognostizieren wir nach der 2011 eingeleiteten Energiewende in den kommenden Jahren auch für den Utility-Sektor. Dieser zählte im vergangenen Jahr mit 12,5 Prozent noch zu den vergleichsweise sicheren CEO-Häfen. In dieser Industrie werden eher kurz- als mittelfristig neue Köpfe die notwendigen Restrukturierungsprogramme erarbeiten und umsetzen.“ Trotz der noch immer schwelenden Finanzkrise wurde in der Bank- und Versicherungswirtschaft nur ungefähr jeder zehnte Unternehmenslenker (11,1 Prozent) ausgetauscht. In der eigentlich schnelllebigen IT-Branche sank die Quote sogar von 20 Prozent auf 15 Prozent.

Download [PDF, 26 Seiten, 1.9 MB]
CEO-Succession Study 2011: Exteded Study Report

Zur vorliegenden Untersuchung
Booz & Company untersuchte in der Studie „Global CEO-Succession 2011“ die 2.500 weltweit größten börsennotierten Unternehmen. Für Deutschland, Österreich und die Schweiz wurden ergänzend die 300 größten Unternehmen in dieser Region analysiert. Es flossen sowohl die Performance der Unternehmen zum Zeitpunkt der Ablösung als auch die Art und Weise des Ausscheidens des CEO ein. Aussagen über Trends und Entwicklungen beziehen sich auf die bereits vorgelegten Booz & Company-Studien zu CEO-Ablösungen aus den Jahren 1995 und 1998 sowie die jährlichen Studien ab 2000. Seit 2007 bezieht die Studie auch die Performance jener beteiligten Firmen ein, in denen kein CEO-Wechsel stattfand.

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