Fußball: Mehr Leistung durch gleiches Geld?
Es ist das ewige Streitthema im Profifußball: Sollen die Clubs die Übertragungsrechte an ihren Heimspielen selbst vermarkten können oder soll eine zentrale Stelle wie der DFB die Vermarktung der Rechte übernehmen? Ein Wirtschaftswissenschaftler der Universität Bonn hat beide Strategien verglichen.
Fußball: Mehr Leistung durch gleiches Geld?
Bonn, 10.08.2004 (idw) - Dass auch hierzulande die Spitzenvereine immer lauter nach einer dezentralen Vermarktung der Fernsehrechte rufen, hat seinen guten Grund: Da die Spiele der Top-Clubs für viele Zuschauer attraktiver sind, lassen sich damit erheblich höhere Einnahmen erzielen. So erzielte der italienische Fußballverein Juventus Turin mit dem Verkauf seiner Heimspielrechte in der Saison 2002/2003 einen Erlös von 60 Millionen Euro, während sich Atalanta Bergamo oder Chievo Verona mit weniger als einem Sechstel begnügen mussten. »Real Madrid hat für Luis Figo, Zinedine Zidane, Ronaldo und David Beckham etwa 205 Millionen Euro hingeblättert«, erklärt der Bonner Wirtschaftswissenschaftler Oliver Gürtler. »In zentral vermarkteten Ligen wäre eine solche Summe für vier Spieler undenkbar.« Die dezentrale Vermarktung der Senderechte schaffe ungleiche Bedingungen und zementiere die Hackordnung, lautet daher das Argument, das die kleineren Clubs dieser Praxis entgegen setzen. In Italien gingen die kleinen Vereine sogar für höhere TV-Einnahmen auf die Barrikaden; mehrere Spieltage fielen aus.
Fans lieben die Ungewissheit Mit einem spieltheoretischen Modell hat Gürtler die beiden Strategien nun miteinander verglichen. Die Grundlagen dazu entstammen der Wirtschaftsforschung - schließlich geht es hier wie dort um Konkurrenz, Gewinnmaximierung, Erfolg und Misserfolg. Gürtlers Resultat für die zentrale Rechtevermarktung war wenig überraschend: »Wenn der Fußballverband an einem ausgeglichenen Leistungsniveau interessiert ist, wird er die Rechte immer zentral vermarkten!« Empirische Studien zeigen zudem, dass spannende Spiele mit ungewissem Ausgang höhere Besucherzahlen haben.