Hallo,

ich werde im März meinen Bachelor beenden. Als Schwerpunkte habe ich Rechnungswesen und Steuern belegt, mein Schnitt ist leider ziemlich mies (3,2). Da ich mein Profil trotzdem pushen möchte, will ich unbedingt so zwischen April und September ein Praktikum in der Steuerberatung machen, am besten für 6 Monate oder alternativ auch eines für 3 Monate. Im WS 18/19 werde ich dann mit meinem Master an der FU Hagen beginnen, weil sich etwas anderes nicht finden ließ.

Nun zu meiner Frage: Ich habe mich schon bei den Big4 ab April beworben und von allen eine Absage bekommen; Absagen habe ich auch von WPs aus der zweiten Reihe bekommen (think of DHPG, BDO, etc.). Nun weiß ich nicht mehr, was ich machen soll. Ich weiß, dass mein Schnitt sehr schlecht ist, das kann niemand bestreiten, aber irgendwie muss ich doch auch praktische Erfahrung sammeln. Viel mehr Steuerberatungsgesellschaften gibt es auch nicht, mal abgesehen von den ganz kleinen 1-Mann-Stuerberatern, die eher nach Steuerfachangestellten suchen dürften.

Meine Frage an euch ist folgende: Was soll ich nun machen? Mein Schnitt ist schlecht, dafür bin ich an einer guten Uni und habe den "richtigen" Schwerpunkt. Was soll ich machen, falls es bei keiner StB-Gesellschaft klappen sollte? Ich kann doch schlecht zu hause rumsitzen. Ich habe mich wie gesagt bei allen StB/WP beworben, die in der Lünendock-Liste aufgelistet sind.

Zumindest in meiner Region gibt es ein paar Steuerberatungen, die an die 30-100 Leute beschäftigen. Wird es in deiner Region bestimmt auch geben, sind dann nur halt keine bekannten Namen. Da dann bewerben. Wobei es leichter ist ein Praktikum zu ergattern, wenn man immatrikuliert ist.

Hast du denn während des Studiums ein Praktikum machen können oder hast andere Berufserfahrung?

Bei deinem Profil würde es definitiv auch SInn machen, mich für Stellen im Rechnungswesen von Unternehmen zu bewerben. Solltest dir aber nicht zu schade sein, Buchhalter Tätigkeiten zu machen.

"Zumindest in meiner Region gibt es ein paar Steuerberatungen, die an die 30-100 Leute beschäftigen. Wird es in deiner Region bestimmt auch geben, sind dann nur halt keine bekannten Namen. Da dann bewerben. Wobei es leichter ist ein Praktikum zu ergattern, wenn man immatrikuliert ist.

Hast du denn während des Studiums ein Praktikum machen können oder hast andere Berufserfahrung?

Bei deinem Profil würde es definitiv auch SInn machen, mich für Stellen im Rechnungswesen von Unternehmen zu bewerben. Solltest dir aber nicht zu schade sein, Buchhalter Tätigkeiten zu machen."

Ich habe vor etwa einem Jahr ein kurzes Praktikum im Controlling eines kleinen Unternehmens gemacht. Weitere Erfahrungen konnte ich leider nicht sammeln.

Ins Rechnungswesen könnte ich aufgrund meines Schwerpunktes theoretisch auch, aber da möchte ich nicht hin, da ich dann Sachbearbeiter bleiben werde. Ich möchte aber lieber in die Steuerberatung, da ich dort auch Karriere machen kann, wenn ich das StB-Examen packe.

Steuerberater mit 30-100 Leuten habe ich in meiner Region (Köln/Bonn) nicht gefunden. In den Stellenanzeigen sieht man zu 95% Anzeigen von den Big4 und zu 5% von den kleineren StB, die aber in der Lünendock-Liste stehen. Wenn ich bei Google suche, dann werden mir nur 1-Mann-Kanzleien angezeigt, die entweder nicht einstellen oder nur Steuerfachangestellte.

Die Universität interessiert niemanden, solange es nicht St. Gallen ist und da auch nur minimal und der passende Schwerpunkt ist keine Leistung.

WiWi Gast schrieb am 20.12.2017:

Die Universität interessiert niemanden, solange es nicht St. Gallen ist und da auch nur minimal und der passende Schwerpunkt ist keine Leistung.

Der Schwerpunkt ist keine Leistung, aber er ist entscheidend, wenn man sich bei einem Unternehmen bewerben möchte, für das der Schwerpunkt relevant ist.

Also ich würde dir vorschlagen, zu versuchen, etwas anderes zu finden, am besten im Controlling, wenn du schon da warst, oder eben in der Buchhaltung. Bei denen akademischen Leistungen wirst du niemals das StB-Examen schaffen, das kannst du vergessen, das schaffen sogar einige sehr gute nicht. Mach den Master, damit kannst du später einfacher die Karriereleiter hochsteigen.

Vergiss die Steuerberatung, das Examen wirst du nie packen. Werde am besten Sachbearbeiter zunächst in einem mittelständischen Unternehmen, danach kannst du wenn du Glück hast zu einem DAX 30.

WiWi Gast schrieb am 22.12.2017:

Vergiss die Steuerberatung, das Examen wirst du nie packen. Werde am besten Sachbearbeiter zunächst in einem mittelständischen Unternehmen, danach kannst du wenn du Glück hast zu einem DAX 30.

Wechselmöglichkeit vom (no name-) Mittelständler zu Dax30 sehe ich schwierig.
Was ich aber auch so sehe: StB gleich mal wieder vergessen! Mit dem Profil wird das nichts.

Alternativer Vorschlag: Statt Master den Bilanzbuchhalter machen und dann Einstieg ins Rechnungswesen bei bekanntem Konzern (muss nicht Dax30 sein) versuchen.
Mit mehreren Jahren BE steht einem dann schon einiges offen (ggf auch Dax30).

bwlnothx schrieb am 22.12.2017:

WiWi Gast schrieb am 22.12.2017:

Vergiss die Steuerberatung, das Examen wirst du nie packen. Werde am besten Sachbearbeiter zunächst in einem mittelständischen Unternehmen, danach kannst du wenn du Glück hast zu einem DAX 30.

Wechselmöglichkeit vom (no name-) Mittelständler zu Dax30 sehe ich schwierig.
Was ich aber auch so sehe: StB gleich mal wieder vergessen! Mit dem Profil wird das nichts.

Alternativer Vorschlag: Statt Master den Bilanzbuchhalter machen und dann Einstieg ins Rechnungswesen bei bekanntem Konzern (muss nicht Dax30 sein) versuchen.
Mit mehreren Jahren BE steht einem dann schon einiges offen (ggf auch Dax30).

Okay, das hört sich ja sehr deprimierend an :( Ich wollte eigentlich in die Steuerberatung, weil ich danach Karriere machen möchte, und als Sachbearbeiter in der Buchhaltung ist das schwer möglich. Ich wollte mir eigentlich die Option, mich selbstständig zu machen, offen halten, weil das langfristig mein Wunsch ist. Eine andere Option wäre ins Consulting zu gehen, aber da habe ich mit meinem Profil eine noch geringere Chance, deswegen habe ich gesagt, dass ich in die Steuerberatung gehen könnte. Aber was würdet ihr mir denn ansonsten empfehlen? Irgendein Bereich, in dem ich mit meinen schlechten akademischen Leistungen Karriere machen kann?

Musst dich schon selber fragen woher die schlechten Leistungen kamen. Wenn du eigentlich ganz helle im Köpfchen bist und nur faul warst, solltest du auch das StB-Examen mit Fleiß schaffen können. Wenn die schlechten Noten an mangelnder Intelligenz liegen (hier ganz ehrlich zu sich selbst sein), dann doch lieber eine SB-Stelle beim Mittelständler anstreben.

Wenn dich die großen StB-Gesellschaften nicht nehmen, dann versuch es bei den kleineren zunächst. Wenn du dich gut schlägst wirst du evtl. die Chance bekommen später auch bei größeren Playern einzusteigen.

WiWi Gast schrieb am 22.12.2017:

Musst dich schon selber fragen woher die schlechten Leistungen kamen. Wenn du eigentlich ganz helle im Köpfchen bist und nur faul warst, solltest du auch das StB-Examen mit Fleiß schaffen können. Wenn die schlechten Noten an mangelnder Intelligenz liegen (hier ganz ehrlich zu sich selbst sein), dann doch lieber eine SB-Stelle beim Mittelständler anstreben.

Wenn dich die großen StB-Gesellschaften nicht nehmen, dann versuch es bei den kleineren zunächst. Wenn du dich gut schlägst wirst du evtl. die Chance bekommen später auch bei größeren Playern einzusteigen.

Naja, es lag zum Großteil schon an Faulheit, aber ich höre ja auch immer wieder, dass sogar sehr gute Leute das Examen nicht packen. An sich interessiere ich mich nicht wirklich für die Steuerberatung. In die Steuerberatung möchte ich eigentlich nur aus zwei Gründen: 1) Man kann Karriere machen 2) man kann sich selbstständig machen. Das sind die einzigen Gründe, aber Steuern finde ich staubtrocken. Aber gibt es denn irgendwelche anderen Möglichkeiten, wo man Karriere machen kann und keine Examen braucht?

WiWi Gast schrieb am 23.12.2017:

Naja, es lag zum Großteil schon an Faulheit, aber ich höre ja auch immer wieder, dass sogar sehr gute Leute das Examen nicht packen. An sich interessiere ich mich nicht wirklich für die Steuerberatung. In die Steuerberatung möchte ich eigentlich nur aus zwei Gründen: 1) Man kann Karriere machen 2) man kann sich selbstständig machen. Das sind die einzigen Gründe, aber Steuern finde ich staubtrocken. Aber gibt es denn irgendwelche anderen Möglichkeiten, wo man Karriere machen kann und keine Examen braucht?

Spätestens jetzt bin ich zu 100% sicher, dass der Steuerberater für dich nichts ist. Sei mir nicht böse, aber den schaffen häufig nicht mal Leute, die mit voller Leidenschaft jahrelang im Steuerbereich tätig sind und sich da auch schon im Vorfeld richtig reinhängen. Wenn die einzige Motivation die "Karriere" ist, dann ist es einfach schon im Vorfeld zum Scheitern verurteilt.
Um die große Karriere zu machen, wirst du immer performen müssen und Leistung abliefern müssen. Es wird einem nichts geschenkt. Ich behaupte aber, dass es auch ohne Höchstleistung möglich ist, eine "normale" Karriere zu machen. Es dauert halt dann einfach ein bisschen länger. Was ich aber deinen Beiträgen entnehmen kann, ist eine enorme Naivität, denn wenn man selbst noch nichts entscheidendes erreicht hat, sollte man seine Ziele einfach mal etwas niedriger ansetzen. Ich sehe deine Chancen in der Buchhaltung weitaus größer als im Steuerbereich. In einer Kanzlei würdest du jahrelang für wenig Geld viel schuften müssen ohne eine Perspektive - denn die hat man in dem Bereich nur als Steuerberater.
In der Buchhaltung eines größeren Unternehmens hingegen besteht mit guter Leistung und den richtigen Wechseln (Unternehmen + Position) zumindest die Möglichkeit, früher oder später auch mal Führungsverantwortung in einem Team oder einer Abteilung zu übernehmen. Das klappt vermutlich nicht als Debitoren- / Kreditorenbuchhalter aber als Hauptbuchhalter / Finanzbuchhalter - evtl. noch mir Spezialisierung auf IFRS - ist da doch einiges möglich.

Zu deinen Selbständigkeitsplänen sag ich jetzt mal nichts. Da kenn ich viele, die davon träumen. Das sind aber meistens Leute, die zu schwach sind, sich auf dem regulären Arbeitsmarkt zu beweisen.

Selbstständig kannst du dich mit irgendetwas machen, dabei ist es egal, was du studiert hast oder welchen Beruf du ausübst. Sei kreativ und schau auch, was du gerne in deiner Freizeit machst. Kochst du gerne? Dann eröffne ein Restaurant oder so. Ein Bekannter von mir hat so angefangen und ist nach Argentinien ausgewandert. Später hat er noch ein Hotel eröffnet. Weißt du, was er studiert hat? Theologie. Also es ist alles möglich.

Und wenn du jetzt schon merkst, dass Steuerberatung nichts für dich ist, dann würde ich unter allen Umständen die Finger davon lassen, denn wenn du nicht wirklich leidenschaftlich an die Sache herangehst, dann wirst du daran kläglich Scheitern, davon bin ich überzeugt. Wie willst du 45 Jahre deines Lebens einen Beruf ausüben, den du nicht magst?