Also von mir mal ein kleiner Realitätscheck:
Ich bin 29 Jahre alt und Physiotherapeut und seit 3 Jahren im Beruf. Habe Abitur und zugegebenerweise 4 Jahre meines Bereufslebens verschwendet und u.a. eine Ausbildung abgebrochen.
Ich lebe und arbeite in NRW.
Mit 26 war ich dann fertiger Physiotherapeut. Hab mir 3 Jahre lang richtig den Arsch aufreißen müssen, da die Ausbildung kein Zuckerschlecken war. 1er-Schnitt im Staatsexamen gemacht.
Hatte insgesamt rund 15000€ in den 3 Jahren an Schulgeld an meine private Berufsschule gezahlt.
Einstiegsgehalt waren knapp 2500 Bruttto (im Jahre 2017) bei 40 Stunden-Wochen, hatte also knapp 1650€ Netto bei Steuerklasse1 und Kirchenaustritt.
Momentan arbeite ich rund 36 Stunden und komme mit gleichen Gegebenheiten auf 1880€ Netto.
Mit viel Mumm in Vorstellungsgesprächen und einem nun anstehenden Arbeitgeberwechsel, werde ich in einem knappen Jahr bei ca. 2200 Netto landen (das ist übrigens als Physiotherapeut so ziemlich das Ende der Fahnenstange und auch das Ende der "Karriereleiter"). Wenn alles so läuft wie ich es mir ausmale, kann ich dann noch im Rahmen einer 450€-Stellle meines Berufes so auf 2300-2500€ Netto kommen und wäre verdammt zufrieden!
Mit 1880€ Netto kann man auch hier in NRW zwar ganz gut LEBEN, aber definitiv nichts für seine Altersvorsorge zurücklegen. Auch nicht als relativ sparsamer und bewusst konsumierender Mensch.
Wenn ich aber viele der Beiträge hier so gelesen habe, kann ich einfach nur LACHEN!
Wie schon oft gesagt; wer mit 2500€ NETTO als Single nicht "ganz gut" leben kann, der sollte sich definitiv auch mal darüber Gedanken machen, ob er oder sie im CONSULTING richtig ist :D.
Tenor immer wieder der gleiche:
- Leasing relativ teurer Autos
- regelmäßig auswärts essen gehen
- überteuerte Handyverträge
- Leben in völlig überteuerten Städten
- Wunsch nach (überteuertem- / Neubau-)Eigentum
- Putzfrau für 100€ :D:D:D:D:D:D:D!!!
=> findet den Fehler...
Auch zu den Traumgehältern die viele hier als so normal ansehen:
Ich habe als Physiotherapeut pro Woche Kontakt zu ca. 100 unterschiedlichen Menschen. Vom Taxifahrer, über Selbstständige bis zu hohen Beamten alles dabei.
Manche von denen verdienen (in meinen Augen zumindest...) WIRKLICH gut. Und stellt euch vor, ich kenne Produktionshelfer und Schlosser, die ihre 3,3k-3,5k NETTO machen. Aber lasst euch eins sagen: Diese Gehälter sind meistens nur mit alten Verträgen machbar und davon unanhängig absolutes Schmerzensgeld!
Hört auf mit eurer Bandarbeiter-Romantik!
Ich unterstelle einfach mal, dass der IQ der meisten Teilnehmer dieses Forums eher im oberen Viertel anzusiedeln ist.
Bitte informiert euch mal wie ungesund Akkordarbeit und vor allem Schichtarbeit auf
Dauer ist.
Das will niemand von denen, die hier schreiben dauerhaft machen!
Davon abgesehen kenne ich auch höher positionierte Ingeneure bei ThyssenKrupp, die zwar mit ihren 100k jährlich nach Hause gehen, aber irgendwie doch nie nach Hause gehen. 80 Std.-Wochen sind da zeitweilig normal.
Ein enger Freund von mit hat einen IT-Master mit sehr gutem Abschluss und arbeitet nun bei ALDI. Das Einstiegsgehalt waren bei Regelarbeitszeit auch "nur" knapp 4200 Brutto.
Wer wirklich überdurchschnittlich gut verdienen will, muss auch in den allermeisten Fällen überdurchschnittlich viel leisten, jahrelang an den richtigen Zipfeln ziehen und sich verheizen lassen.
Hört auf zu träumen. Es gibt immer Ausreißer nach oben, aber dass ich sicherlich nicht die Norm.
Viele von euch haben außerdem scheinbar noch nicht verstanden, dass man im Leben außer seiner Kernarbeit noch einige andere "Nebenjobs" zu erledigen hat um gesund und m. E. nach glücklich durch's Leben zu kommen:
- gesundes Essen
- Sport und Bewegung
- Freunde und Familie
- 7-9 Stunden Schlaf!
...
Also hört auf mit den Märchen von 45 Stunden aufwärts pro Arbeitswoche.
Um es zusammenzufassen: mit knapp 1900€ NETTO kann man heutzutage auch in NRW als SIngle nicht mehr gut leben und vor allem nichts zurücklegen. Wer das mit 2500€ NETTO aber nicht schafft, der ist verloren...
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