Hier nochmal der Lehrer, der über den Seiteneinstig den Weg ins Lehramt gefunden hat.
Habe im letzten Post fälschlicherweise geschrieben, dass mein Vater STK 1 und Verheiratet ist. Er war und ist verheiratet, als nicht STK1. Sorry, war ein Fehler von mir.
Und jetzt nochmal zu dem untenstehenden Post:
Dir ist schon klar, dass so gut wie jedes Uni-Diplom bzw. jetzt Master 9 Semester Regelstudienzeit braucht,was die wenigsten schaffen. Wenn man das Semester für das Praktikum in der Wirtschaft oder den Auslandsaufenthalt draufrechnet, kommt man locker auch auf deine von Dir ach so lange empfundene Studiendauer. Somit überhaupt nichts Besonderes.
Und die 70 Stunden pro Woche im Referendariat habe ich vor meinem Seiteneinstieg auch von vielen Leuten gehört. Mit der Realität hatte das aber Gottseidank nichts zu tun. Sowohl bei mir als auch bei Referendarskollegen am Seminar wurde die 70 Stunden Arbeitswoche nie geknackt. Um die 60 Stunden waren vielleicht mal drin, das aber auch nur in absoluten Hochzeiten. (Und da waren BWLer, ITler, Maschinenbauer, und auch Allgemeinfach-Reffies dabei) Einige Leute übertreiben einfach, wollen ihren Job als extra hart darstellen bzw. berechnen alles - von der Anfahrt/Rückfahrt zur Schule einschliesslich Mittagspause, rumgammeln zwischen nach Hause-kommen und Unterrichtsvorbereitung usw. in die wöchentliche Arbeitszeit ein.
Verstehe mich nicht falsch, ich bin selbst Lehrer und weiss dass es ein wichtiger und manchmal anstrengender Job ist. Bin auch ganz selbstlos der Meinung, dass wir unseren Sold verdient haben. Aber es ist nicht so ein unmenschliches Unterfangen, wie es in deinem Text dargestellt wird. Und ich habe wie gesagt beide Seiten gesehen. Wirtschaft und Lehramt. Letztendlich kochen alle nur mit Wasser. Und auf allen Seiten wird geheult, wie schlecht es doch geht. Ja - selbst bei verbeamteten Lehrern und Angestellten in DAX oder IGM-Unternehmen :P
"Wie realitätsfremd hier einige sind :-)
Als Lehrer (Gym) braucht es 9 Semester Regelstudienzeit. Niemand schafft das. Also sind es schon mindestens 10. Sprachenlehrer brauchen dazu Latein. Haben sie das nicht, ist das Latinum fällig. Macht 1 Semester extra. Wir sind bei 11. Auch ist z.B. bei Englisch ein Auslandsaufenthalt sehr empfohlen. Sind wir bei 12-13.
Dann 2 Jahre Referendariat. Heißt: so circa 70 Stunden / Woche arbeiten für 1200 Euro.
Mir platzt das Hemd. Ich will irgendeinen von euch treffen, der mir persönlich klarmacht, mit WELCHEM Job er mir weismachen will, dass er mehr arbeitet als ich es im Referendariat tue. Nochmal: Für 1200 Euro. Irgendeinen.
Nachdem ich mit einem angehenden Arzt in der WG wohne und selbst der nicht mehr als ich arbeitet (dafür allerdings in Schicht, ja - aber im Ref sitze ich auch noch um 2 am Schreibtisch rum), bin ich mir relativ sicher, es dahingehend mit so ziemlich jedem Beruf aufnehmen zu können.
Tja, nun steht die Planstelle unmittelbar bevor. Werde wohl 3100 netto kriegen. Muss aber davon 10.000 BAFöG und 4000? Studienabschlussdarlehen zurückzahlen.
Und ich lese hier von Leuten, die fordern, dass Lehrer 2000 netto verdienen und nur noch angestellt sein sollen. Können diejenigen Affen mir vielleicht mal erklären, wozu ich dann hätte studieren sollen? Wenn ich den Verdienstausfall von fast 7 Jahren Studium und 2 Jahren Boot Camp - äh, Referendariat - finanziell nicht mehr reinhole?
Eure Aussage ist also, ein Lehrer solle bitte doch nicht mehr als ein Kfz-Mechaniker verdienen. Verdienstausfall und BAFöG-Kosten durch Studium? Ach, Pech gehabt.
Ich bin jetzt einfach mal ketzerisch: Vererbung rechtfertigt für mich kein höheres Gehalt als jemand, der sich (wie ich) alles (in meinem Fall wirklich absolut alles!) selbst verdienen muss. Ein höherer Intellekt rechtfertigt es allerdings schon. Und ebendiesen hat das gros der Akademiker im Vergleich zum Bevölkerungsquerschnitt."
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