WiWi Gast schrieb am 27.07.2022:
Wann versteht ihr eigentlich mal, dass ein Deutschland weiter Durchschnitt nicht repräsentativ als Vergleich zu einem Lehrer ist?
Ein Lehrer hat ca. 8 Jahre Ausbildung und dazu ein extrem schwach bezahltes Referendariat. Als Vergleich solltest du dann schon mal mindestens nur Leute mit Diplom / Master nutzen. Noch sinnvoller wäre ein Vergleich bei einem ähnlich schwierigen Studium und dann wirst du sicher über 75k kommen.
Und ab 80k brutto hat man den Lehrer auch überholt, welcher quasi kaum mehr Potenzial hat für eine weitere Gehaltsentwicklung.
Ich sehe es an meiner Freundin und mir. Ich arbeite bei einem großen Konzern und sie ist Lehrerin am Gymnasium in München. Ihr Netto Gehalt war zum Einstieg vor 6-7 Jahren leicht höher als meines. Seitdem ist ihr Nettogehalt vielleicht um ca. 15% gestiegen. Bei mir hat sich das Bruttogehalt mehr als verdoppelt und das netto ist um 80-90% gestiegen.
Wer es nachrechnen möchte, mein Einstieg war in der Tarifgruppe EG10 nach IG Metall in Bayern. Mittlerweile habe ich seit diesem Jahr einen AT-Vertrag. Alle werte dazu sind öffentlich einsehbar.
Und die Entwicklung wird entsprechend weitergehen und die Differenz unserer Gehälter wird steigen.
Daher kann ich zu 100% bestätigen, was oben geschrieben wurde. Das Gehalt zum Einstieg als Lehrer ist wirklich gut, aber die weitere Entwicklung ist mau und wenn man in einem anderen Job vorankommt, überholt man den Lehrer früher oder später. Und dazu muss ich sagen, dass ich jetzt kein super High Potential bin. Denn ansonsten hätte ich im Consulting gearbeitet und direkt mehr verdient als meine Freundin.
WiWi Gast schrieb am 27.07.2022:
Wie definierst du denn ein ähnlich schwieriges Studium?
Anglistik, Germanistik, Pädagogik, Ethik, Geschichte usw. sind doch alles definitiv unterdurchschnittlich schwere Studiengänge. Ein nichtLehrer aus diesen Fachrichtungen wird so gut wie nie in der freien Wirtschaft mehr verdienen! Das Lehrergehalt ist in der direkten Vergleichgruppe hier also TopNotch!
Mathematik, Informatik, Chemie, Physik, Maschinenbau usw ist dann schon eher schwieriger. Leute die sowas studieren, KÖNNEN in der freien Wirtschaft mehr verdienen. Das Lehrergehalt ist in dieser direkten fachlichen Vergleichgruppe wahrscheinlich gleichauf. Das Mediangehalt Maschinenbau ist in Stg glaube ich bei um die 75K (gab mal einen Artikel in der Faz). Und Stuttgart ist definitiv schon Hochlohnregion! Dass einzelne mehr verdienen, steht doch außer Frage! IGM ist aber definitiv nicht der Regelfall und nach wie vor sind Mittelstandler die größten Arbeitgeber in D. Die zahlen einfach nicht so gut wie die grossen Tarifläden.
Und nochmal: eine lange Ausbildung und ein schlecht bezahltes Referendariat ziehen noch nicht zwangsläufig einen Gehaltsanspruch x nach sich! Sonst könnte sich ja irgendeine Uni einen Studiengang ausdenken, der 15 Jahre lang geht mit anschließender 3jähriger Knechtschaft zum Mindestlohn. Und die Absolventen könnten dann einfach mal Betrag x>150.000€ für sich als Jahreseinstiegsgehalt beanspruchen, weil ihre Ausbildung ja so lange war.
Zusätzlich könnte man noch anderstrum argumentieren: "Fluglotsen hatten ja eine so kurze Ausbildungsdauer ". Ihre Ausbildung dauert nur 3 Jahre und ist nichtmal ein Studium, deswegen sind 30.000€ Jahresgehalt angemessen!
Tatsächlich verdienen die aber sehr gut!
--> Du siehst, dieses Anspruchsdenken aufgrund einer bestimmten Ausbildungsdauer hinkt einfach! Die Tätigkeit und der Arbeitgeber sind maßgeblich fürs Gehalt! Wobei ich auch der Meinung bin, dass Bildung bei uns sehr wichtig ist und deswegen auch gut bezahlt sein muss!
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