Gehalt für erste Führungsposition angemessen?
Hallo liebes Forum,
nachdem ich hier lange Zeit still mitgelesen habe wende ich mich mal mit einer Frage an euch. Ich hoffe, das ist OK obwohl ich kein Wirtschaftswissenschaftler sondern promovierter Naturwissenschaftler bin. :-) Ich arbeite seit ca. 5,5 Jahren bei einer mittelgroßen Bank in Süddeutschland (NICHT München) und stehe nun vor dem Sprung auf die erste Führungsposition. Wäre quasi ein Aufstieg vom Mitarbeiter zum Leiter meines Teams (außer mir noch 7 andere Spezialisten, überwiegend ebenfalls mit mathematisch-naturwissenschaftlichem Hintergrund). Letztes Jahr hat der bisherige Teamleiter gekündigt und sein Chef, unser Abteilungsleiter, hat mir signalisiert, dass er niemanden von außen suchen sondern mich zum Teamleiter befördern will. Also durchs interne AC durch und die vorbereitenden Seminare besuchen, formal auf die Stelle bewerben mit kurzem "Pseudo-Vorstellungsgespräch", hat auch alles geklappt. Nun hab ich das Angebot vorliegen, die Teamleiterposition ab März zu übernehmen. Hab mich wie Bolle auf den erwarteten Gehaltssprung gefreut - ist zwar nicht der einzige Grund warum ich die Stelle will, aber mal ehrlich, natürlich ist es ein sehr wesentlicher Grund. Bin schließlich nicht ohne Grund von der Uni weg und ins Banking rein. :-) Und bin dann aus allen Wolken gefallen als ich die Zahl gesehen habe... Dazu muss man sagen, dass ich bislang schon 78k verdiene, bin 2013 mit TG 8/11 eingestiegen (waren damals so über den Daumen gepeilt 55-56k) und bei den jährlichen Gehaltsrunden ganz gut weggekommen. Das ist so ein bisschen komisch bei uns (wobei ich nicht weiß, wie es anderswo läuft) - man verhandelt nicht über sein Gehalt sondern es gibt jährliche Gehaltsrunden bei denen der Abteilungsleiter entscheidet wer wieviel mehr bekommt, also Hochstufung im tariflichen Bereich oder Anpassung des AT-Gehalts. So wurde ich 2015 in TG 9 hochgestuft und 2017 in AT mit damals 75k, nachdem ich Projektleitungsaufgaben und erste fachliche Führungsaufgaben im Team übernommen habe (Teamleiter war wohl ziemlich überlastet und damals schon absehbar, dass er nicht mehr lange bleiben wird). Letztes Jahr kam dann nochmal ein bisschen was dazu und es sind nun wie gesagt 78k, Anpassung immer zur Jahresmitte, da gibt's wohl einen festen Termin (das ganze Prozedere hat der Abteilungsleiter mal erklärt, wohl wie er sagte um klarzumachen, dass es nix bringt bei ihm oder gar dem Teamleiter, der da wohl gar nix zu entscheiden hat, aufzuschlagen und mehr Gehalt zu fordern).
Im Zuge der anstehenden Beförderung in die Führungslaufbahn hab ich nun natürlich einen satten Gehaltssprung von 20% oder so erwartet. Schließlich wechsle ich nun von der Sachbearbeiterlaufbahn in die Führungslaufbahn (und Projektleitung mache ich z.Zt. nebenher auch noch, wobei das vermutlich auf Dauer nicht mehr beides gehen wird und nach Ende des jetzigen Projekts damit Schluss ist). Und für mich ist es selbstverständlich, dass der Chef deutlich mehr verdienen sollte als seine Mitarbeiter, und da es zumindest einen gibt, der schon ein ganzes Stück länger als ich dabei ist, sind die 78k da vermutlich nicht mal das höchste Gehalt im Team. Und dann sehe ich das Angebot - 84k sollen es sein! Nur 6000 Euro mehr als bislang, niIcht mal 10% mehr also! Und die Krönung des Ganzen - nicht etwa sofort, sondern wieder zur Jahresmitte, ich bekomme es also nur schon mal angekündigt aber erstmal weiterhin mein bisheriges Gehalt ausgezahlt! Das war schon eine herbe Enttäuschung. Unter 100k finde ich persönlich dafür ehrlich gesagt nicht gerecht. Ich hab zwar offiziell weiter meine 39h/Woche, aber in der Realität weiß natürlich jeder, dass ich eher mit 45h rechnen muss und zusätzliche freie Tage zum Ausgleich wie auf Mitarbeiterebene sind bei Führungskräften nicht mehr drin. Ist zwar offiziell nicht verboten, aber ich weiß vom früheren Teamleiter, dass es sehr sehr ungern gesehen wird und man sich damit unbeliebt macht, wenn man das Recht einfordert. Und ich hab nun viel mehr Verantwortung als früher. Also wie gesagt, unter 100k finde ich ungerecht und unter 90k ehrlich gesagt einen kompletten Witz. Ich frage mich nun, ob ich nicht einen Riesenfehler gemacht habe dabei zu bleiben statt bereits zu wechseln. Zu einer größeren Bank mit mehr Gehalt. So lange beim ersten Unternehmen nach der Uni ist heutzutage ja wohl sowieso ein No-Go, aber durch die wechselnden Aufgaben (gab in der Zeit zweimal Umstrukturierungen, die auch unseren Aufgabenbereich betrafen), das Projekt und die Aussicht auf den vermeintlich lukrativen Aufstieg hab ich mich verleiten lassen, zu bleiben. Das hab ich nun davon.
So, genug von mir. Wie schätzt ihr das Angebot ein? Ist das vielleicht doch völlig im Rahmen und ich hab zuviel erwartet und kann Gehälter in der Gegend von 100k erst auf Abteilungsleiterebene erwarten? Oder sehe ich es schon ganz richtig, dass ich hier ausgenutzt und mit einem für die Position lächerlichen Gehalt abgespeist werden soll?
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