Hallo, lieber TE,
ich war Assistent bei DAX30, sogar Tier 1 im Tier-Thread... ;) bei einem Generalbevollmächtigten, ein persönlicher Referent, kein Büroassistent. Damals 31 Jahre alt.
Nach gut zweieinhalb Jahren war Schluss, einerseits, weil irgendwann die Kraft ausgeht, anderseits weil du die Arbeitszeiten niemandem dauerhaft zumuten kannst.
Vorab war ich Teamleiter im Tarif, habe 40-50 Stunden gearbeitet, mein Gehalt lag bei etwa 80.000 all in.
Innerhalb meiner Assistenzzeit (nicht sofort) wurde ich AT, habe einen Dienstwagen erhalten und mein Gehalt stieg auf 135.000. Meine Arbeitszeit (nicht: Anwesenheit) ging von 06:30-11:30 Uhr und von 12:00-20:00 Uhr, dazwischen war gemeinsames Mittagessen mit dem Chef angesagt, zur "privaten" Rücksprache, jeden einzelnen Tag. Das ging von Montag bis Freitag, auch die Freitage bis mindestens 19:00 Uhr, dann wurde ich manchmal mit einem "den frühen Feierabend haben Sie sich verdient", verabschiedet.
Das waren die Regelarbeitstage. Bei schweren Themen und Terminen mit Konzernvorständen ging es so ein- oder zweimal die Woche auch bis 22:00 oder 23:00 Uhr. Hinzu kamen in meinem Fall etwa 2-3 Samstage im Monat, plus eine Handvoll Tage an Sonn- und Feiertagen. Auf der anderen Seite hat mein Chef auch vereinzelte Tage mit Dienstreisen verbracht, an denen ich mir dann Urlaub genommen habe. Mein sonstiger Urlaub war so mit meinem Chef abgestimmt, dass sich unsere Tage maximal überlappt haben, das war aber mein Anspruch.
Ich selbst hatte zu der Zeit ein eigenes Vorzimmer und eigene "Folienmaler", quasi ein Generalsekretariat, drei Mitarbeiter und eine Leiterin. Meine Arbeit
Nach der Assistentenzeit sitze ich nun auf einer Abteilungsleiterstelle, nach Berufung wird sich mein Gehalt nahezu verdoppeln.
Ich bin jetzt Mitte 30 und mit mindestens 5 Jahren Abstand der jüngste im Kollegenkreis, aber trotzdem politisch erfahrener als alle Kollegen, da zweieinhalb Jahre im Topmanagement unterwegs. Diese Zeit war unendlich hart (kaum Sport machbar, meine damalige Verlobte hat mich wenige Monate vor der Hochzeit verlassen), aber ebenso lehrreich und hilfreich für ein starkes Netzwerk.
Ich würde dir solch eine Stelle wirklich nur dann empfehlen, wenn du tatsächlich etwas länger in dem Unternehmen bleiben möchtest und auch von den Vorteilen (Entwicklung und Netzwerk) profitieren kannst. Vorab würde ich auch notwendigerweise klären, ob es sich um eine Assistenz (Inhalte) oder eine "Assistenz" (Büroorganisation) handelt.
WiWi Gast schrieb am 30.03.2022:
TE hier.
Bin immer noch am überlegen, ob ich mich bewerben soll. Klar kann es natürlich sein, dass ich nicht mal zum Gespräch eingeladen werde, aber man sollte sich ja vor einer Bewerbung, gerade bei einem Wechsel, sicher sein, ob man das möchte. Einerseits bin ich zufrieden mit meiner aktuellen Stelle, weil ich mich mittlerweile einarbeiten konnte und es relativ entspannt ist (bin 1,5 Jahre in meiner Stelle), andererseits weiß ich nicht, ob die Entwicklungschancen hoch sind. Bei einem Gespräch über Gehaltserhöhung hat mein Chef direkt abgewunken.
Ich bin kein Mensch, der sich vor Herausforderung scheut, gleichzeitig ist mir aber eine gewisse Sicherheit und WL Balance wichtig. Bei der Vorstandsreferentenstelle frage ich mich, ob man sehr viel mehr als die 39h arbeitet.
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