"D. h. eigentlich sollte rausgehen und meine soziale Kompetenz schulen statt mir ein Maximum an Fachwissen anzueignen? "
Das hängt davon ab, was man mal werden will. Wer eine Führungsaufgabe haben will (warum auch immer, geht es hier eigentlich wirklich immer nur ums Geld??), sollte die dafür notwendigen Kenntnisse lernen. Das gilt für diese Jobs wie für alle anderen auch. Ohne soziale Kompetenzen ist Führung in fast keiner Branche machbar. Ich jedenfalls möchte KEINEN Chef haben, der keine sozialen Kompetenzen hat! Du etwa?
"Das klingt alles nach Sachen, die sich antrainieren lassen, wie die Neoliberalen das immer wieder propagieren. Das stimmt aber nicht!!!"
Welche "Neoliberalen" propragieren das...? Ich glaube, hier werden stark verschiedene Dinge vermischt. Zur eigentlichen Frage, ob man das alles antrainieren kann: Es gibt meines Erachtens Fertigkeiten, die manche Menschen auch mit viel Training nicht lernen können. Manche wollen sie auch nicht lernen. Das ist auch nicht weiter schlimm, weil nicht jeder Mensch unbedingt alles können muss. Ist aber eher eine philosophische Diskussion. Die angeblichen Neoliberalen, die irgendwas predigen, sind mir allerdings noch nicht begegnet.
"Was wirklich zählt ist der sogenannte "Stallgeruch", leute die sich wie die Entscheidungsträger benehmen und so wie sie sprechen, weil sie das aus dem Elternhaus gelernt haben."
Ein gewisser "Habitus" kann helfen, ist aber nicht unbedingt Voraussetzung. Schau dir mal die Lebensläufe der führenden Vorstände in der Wirtschaft an. Manche davon haben Stallgeruch, viele jedoch nicht. Außerdem gibt es gar nicht so viele Menschen mit dem angeblichen Stallgeruch, wie es Bedarf an guten Führungskräften gibt. Außerdem kommen nicht wenige Unternehmer von ganz unten und haben sich hochgearbeitet - weshalb sollten die unbedingt jemanden gemäß "Habitus" einstellen?
"Taktisch denken, repräsentieren, toll reden können usw. Selbst diese Dinge bringen einen nicht wirklich weiter."
Das erlebe ich in meinem beruflichen Umfeld anders. Es sind Grundvoraussetzungen.
"Ja aber es wird den Menschen doch suggeriert, dass Leistung durch Aufstieg entlohnt wird."
Wo wird das suggeriert? Höchstleistung wird besser bezahlt als Minderleistung. Mir selbst wurde das nie gesagt. Und ich kenne keinen einzigen Freund oder Kollegen, dem jemals ein Chef einen Aufstieg für hohe Leistung versprochen hat. Aufstieg und Gehaltssteigerung sind zwei verschiedene Dinge. Sie treten oft gemeinsam auf, sind aber getrennt voneinander zu betrachten. Bei uns gibt es Angestellte, die mehr verdienen als ihre Vorgesetzten. Die wollen gar keinen Aufstieg, weil damit völlig andere Tätigkeiten verbunden werden. Gutes Geld hingegen verdienen sie gerne, was ich durchaus nachvollziehen kann.
"Nach deiner Logik müsste man bzgl. eines Aufstiegs (Gehaltsprung) die operativen Tätigkeiten so schnell es geht hinter sich lassen, um sich voll und ganz auf "motivieren, führen, überzeugen, entscheiden, delegieren, beraten, anweisen, repräsentieren, frei sprechen, usw." einlassen."
Zustimmung! Wer plötzlich zum Chef wird und trotzdem an den schönen operativen Tätigkeiten hängt, die er vorher gemacht hat, ist alles andere als ein guter Chef. Allein schon deshalb, weil ihm die Zeit fehlt, sich mit den Mitarbeitern zu beschäftigen. Stell dir mal vor, der Leiter einer Druckerei stellt sich in die Ecke an die Druckmaschine und bedruckt Papier. Anstatt sich um die Finanzen, die Mitarbeiter, das Wohl der Firma zu kümmern. Da würde ich sagen: Job verfehlt! Der Mann hätte Drucker werden sollen und nicht Druckereileiter.
"Kurz gesagt: "schwafeln"."
Über die Brücke zwischen Führung und Schwafelei gehe mal schön alleine - da gehe ich nicht mit.
"Demnach ist Leistung keine Voraussetzung für einen Aufstieg."
Würdest Du von dem Leiter einer Nähmaschinenfabrik erwarten, dass er Nähmaschinen besser und schneller zusammenbauen kann als die Arbeiter? Wenn das Dein Hauptkriterium ist, wird Deine Fabrik schnell bankrott sein.
"Wenn ein Mitarbeiter diese Positionen erreichen will, so muss er Rhetorikkurse besuchen, "Netzwerken" und bestimmte soziale Kompetenzen mitbringen."
Warum soll er nicht einfach das lernen, was er für die Aufgabe braucht?
"Doch warum verdienen Personen (Manager!) in Führungspositionen so viel mehr, als die eigentlichen Leistungsträger? Das Argument "mehr Risiko/Verantwortung" lasse ich hier nicht gelten, denn Risiko/Verantwortung trägt nur derjenige, welcher mit seinem Privatvermögen haftet (meist nur KMUs). Und das ist bei vielen Managerpositionen definitiv nicht der Fall!"
Stimmt, das Risiko ist nicht höher. Ich kann Dir auch nicht sagen, weshalb sie viel verdienen! Es steht Dir frei, Deine Führungsqualitäten für den Lohn eines normalen Angestellten anzubieten. Und Du kannst auch gerne eine Firma suchen, wo die leitenden Angestellten Minimallöhne bekommen und dementsprechend geringe Führungsfähigkeiten mitbringen. Mal sehen, wie lange Du es unter diesen Leuten aushältst.
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