Mit 180 gegen die Wand - was jetzt?
Liebe Manager:innen von Morgen, liebe Leidesgenoss:innen,
Ich bin schon seit einiger Zeit stiller Gastleser in diesem Forum, und war von dem Austausch und der Bereitschaft seine Erfahrungen mit anderen zu Teilen schon immer begeistert.
Da ich inzwischen weiß, dass die meisten User hier sehr Ehrgeizig sind, möchte ich meine Erfahrungen teilen um (abzuschrecken?!) bzw. Um Leute mit ähnlichen Erfahrungen & potentiellen Lösungsansätzen kennenzulernen.
Zu mir, ich bin Ende Zwanzig, habe mittlere Schulbildung und arbeite seitdem ich 16 bin in einem großen & international agierendem Konzern (> 10.000 MA) - früher sehr familiär, heute eher weniger… Dort zu arbeiten war seither mein Kindheitstraum (Große Verbundenheit zur Heimat, Familie im Unternehmen, mega Interessante Produkte usw.), weshalb ich mich seit Beginn meiner Karriere stets zu 120% mit einer unternehmerischen Geisteshaltung in meine Aufgaben gehängt habe um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen.
So habe ich es die letzten Jahre geschafft vom Azubi für Elektrotechnik zum Projektmanager für interne & Entwicklungsprojekte aufzusteigen (ohne großartige Weiterbildung…) - und habe dies vor ein paar Monaten mit einem Burnout quittiert bekommen.
Wie sich sicher die meisten vorstellen können, war dieser Weg alles andere als einfach.
Ich bin in dieser Zeit sehr viel Missgunst/ Neid begegnet und wurde leider auch von Vorgesetzten trotz guter Leistung (und dem vermeintlichen Willen mich zu fördern) oftmals fallen gelassen, nicht wertgeschätzt & bei der nächsten Karrierechance anderen Personen hinten angestellt worden - einen konkreten Fahrplan gab es für mich nie. Geredet wurde viel, umgesetzt leider relativ wenig.
Der einzige Weg für mich nach „oben“ war meine Reputation im Unternehmen, auf „Gönner“ konnte ich mich leider nicht verlassen. Teilweise wurde ich aufgrund meiner vielen Aufgaben und Auftritte bekannt wie ein „bunter Hund“, auch beim oberen Management…
Angetrieben vom Ehrgeiz doch irgendwann den nächsten Schritt machen zu können, habe ich trotz der vielen kritischen Stimmen von Familie & Freunden zu meinem pers. Zustand weiterhin 120% gegeben, stets versucht für das Unternehmen das Unmögliche möglich zu machen, mich per Fernstudium weitergebildet - für Anerkennung und Wertschätzung die leider ausblieb…
Vor einigen Monaten habe ich mich selbst gefragt was ich eigentlich tue & für wen?
Nach mehreren schlaflosen Nächten, starken körperlichen Beschwerden & mehreren Runden mit einem Coach hielt mein Arzt es für das Beste mich aus dem Verkehr zu ziehen - jetzt bin ich in Therapie, versuche meine bisherige Karriere & die Fallstricke denen ich begegnet bin psychologisch aufzuarbeiten.
Was an dieser Stelle wichtig wäre, der Burnout hat seine Ursache nicht bei den 120% Einsatz oder der Leidenschaft für die Sache, sondern das Gefühl der Sinnhaftigkeit dessen. Ich habe versucht auf ein Ziel hinzuarbeiten, dass es offensichtlich nicht gibt.
Die letzte Zeit ist geprägt von Selbstzweifeln und Gedankenkarrusell.
Insbesondere weil viele Freunde & Bekannte JETZT den nächsten Schritt machen & ich gefühlt auf halber Strecke mit kaputtem Motor liegengeblieben bin:
- „War es das jetzt?"
- „Ist meine Karriere an diesem Punkt zu einem Ende gekommen?“
- „Wie soll es weitergehen?“
- „Warum bin ich trotz meiner Leistungen immer nur die zweite Wahl?“
Ich würde gerne wissen, ob es unter Euch Menschen gibt die ähnliches erlebt haben & wie es für euch danach weiterging bzw. Wie ihr euch aus dem Schlamassel befördert habt, eure Ziele erreicht habt & dabei glücklich gewesen seid.
Es würde mir auch extrem viel helfen zu wissen, dass ich nicht alleine bin :).
Ich freue mich auf nette Antworten und spannende Diskussionen :).
PS.: Meine Geschichte ist so komplex, ich glaube das würde niemand lesen - das ist quasi die „Executive Summary“ ;-).
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