Hallo.

Vllt. ist es ein Luxusproblem, aber trotzdem möchte ich meine jetzige Situation schildern:

Ich bin nach meinem Bachelor in diesem Januar bei einem Automobilzulieferer eingestiegen. Ich arbeite dort seit 3 Monaten als Kundenberater.
Ohne eine intensive Einarbeitung übernahm ich einige Kunden, die unsere Produkte kaufen und verbauen.
Deshalb bin ich öfters auf Geschäftsreise (meistens Ausland).

Vor meinem Studienabschluss habe ich öfters Leute mit viel Auslandseinsatz beneidet. Jetzt erfinde ich mich gerade als Berufseinsteiger neu, was/wer ich bin.
Selbst wenn ich auf Geschäftsreise bin, dann fliege ich meistens nach Frankreich (weit entfernt von Großstädten) oder nach Tschechien (ebenfalls weit entfertn von Großstädten).
Ich fühle mich nicht wohl, wenn ich auf Geschäftsreise Kundentermine habe und danach bis 23 Uhr alle Mails bearbeiten muss.
Dadurch habe ich für mich selbst herausgefunden, dass ich eher in einem Büro arbeite und meinen Schlaf lieber zu Hause habe als in einem 4 Sternen Hotel.

Das nächste Problem ist, dass ich sehr flexibel und mobil sein muss.
D.h., ich erfahre leider ständig einen Tag davor, ob ich ins Ausland muss oder nicht.
Ich habe meistens Termine mit meinen Kunden und OEM (Autobauer wie BMW, Hyundai, Daimler etc.).
Ein Meeting mit OEM ist leider nicht so toll, weil OEM Druck ausüben und agressiv agieren (Sie gehen sogar so weit, dass sie emotional werden. Manchmal höre ich auch persönliche Beleidigungen).

Wenn ich ein Meeting mit meinen Kunden und OEM vor mir habe, dann muss ich meistens auch am Wochenende arbeiten (Es wird von meiner Firma erwartet, dass ich kein Blamage kriege und dass ich als Feuerwehrmann was gegen agressives Verhalten von OEM unternehmen soll).

Einerseits habe ich dadurch "wertvolle" Erfahrungen und Vertrauen von der Firma (Ich weiß nicht, ob Vertrauen das richtige Wort ist. Es kann auch sein, dass keiner solche Meetings nie wieder erleben will, weshalb man lieber einen Berufseinsteiger einfach ins kalte Wasser schmeisst). Aber andererseits bin ich leider nicht der Karrieretyp, der ständig auf Geschäftsreise ist und am WE arbeiten will.

Verbaue ich einige Meetings (ohne Erfolg), dann habe ich ein großes Problem.
Obwohl ich seit 3 Monaten meinen allerersten Job in meinem Leben ausübe, habe ich bereits 10 Geschäftsflüge und 15 Zugfahrt hinter mir. Bis jetzt habe ich mich selbst unter Druck gesetzt und durchgebissen, sodass ich bis jetzt zufriedene Ergebnisse lieferte.
Aber ich bin langsam müde und will keine Geschäftsreise mehr (Geschäftsreise im Inland ist vollkommen egal).

Wie gesagt, man erfindet sich neu in jeder Phase. Jetzt weiß ich, was für ein Typ ich bin.

Wie erlebt Ihr Eure persönliche Entwicklung nach dem Studium bzw. während Eurer Karriere?

antworten

Ich kann dich gut nachvollziehen. Bin in einer sehr ähnlichen Lage wie du was das Reisen angeht.

Ich bin in der SAP-Beratung für dich zum Verständnis.

Es kommt bei dem Job sehr auf einen selbst an. Dem einen macht das unglaublich viel Spaß ständig auf Achse sein. Von Ort zu Ort, von Kunde zu Kunde. Sicher man lernt sehr schnell sehr viel und ja man lernt sehr viel schneller als ein Job im Büro. Die Frage die sich man sich aber stellt ist, lohnt sich das?

Ich nehme an du verdienst über 40k. Also ein überdurchschnittliches Gehalt. Dir muss aber klar sein, dass man dann von dir auch überdurchschnittliche Leistung erwartet.

Nach meinem Studium habe ich auch von diesem Karriereweg geträumt. Viel Business und gut verdienen. Die hohe Flexibilität musste wohl dazu gehören, dachte ich. Jetzt kommt aber die andere Seite der Fahnenstange. In der Industrie bzw. bei deinem Fall die Autobauer zahlen SEHR viel besser und haben eine geringere Arbeitslast. Das weiß leider nur jeder A.... und daher ist es für Absolventen unheimlich schwer darein zu kommen. Allerdings ist es mit der nötigen Erfahrung wiederrum einfacher. Die Industrie sucht stark Leute, aber sie suchen die RICHTIGEN Leute.

Es ist ein starker Kontrast von dem was man als Absolvent denkt und was man tatsächlich erlebt. Deine Einstellung ist aber auch wichtig. Wenn du morgens schon aufstehst und es kotzt dich an wird es nicht besser. Positive Gedanken sind gold wert.

Das man dich ins kalte Wasser geworfen hat, ist sicherlich hart. Ich hatte eine vernünftige Einarbeitungsphase (die zwar viel Eigeninitiative verlangt hat - WE lernen/arbeiten) und einen Mentor.

Bist du im Team unterwegs oder alleine? Der Standort wo man seine Zeit verbringt ist wahnsinnig wichtig. Bei mir ist alles von Großstadt bis Kleinstadt dabei. In der Kleinstadt fühle ich mich auch unwohl. Auch die Leute um einen herum - kannst du was mit denen Unternehmen abseits der Arbeit? Das Gereise ist auch körperlich anstrengend. Montags sehr früh hoch, damit man um 5 am Hbf oder Flughafen ist. Diese Reisezeit ist pure Verschwendung, die gibt dir keiner wieder....

Das du teilweise persönlich beleidgt wirst geht garnicht. Ich nehme an für die Position gab es auch ein entsprechendes Bewerbungsverfahren und man hat es dir zugetraut (du schreibst du lieferst zufriedene Ergebnisse ab).

Deinen jetzigen Job wirst du sicherlich nicht ewig machen, sondern du wirst versuchen zu wechseln (am besten zu einem der Kunden, denn die kennen dich). Tja und solange heißt es durchhalten. Also Zähne zusammenbeißen und durch. Die jetzige Zeit formt dich und wird dich reifer machen. Verdienen tust du ja nicht schlecht und merke dir: Mit der Erfahrung die du machst, ist es sehr viel einfach später einen der richtig guten Jobs zu ergattern.

Keep smiling :)

antworten

Ich kann mir deine Geschichte nur schwer vorstellen. Mit einem Bachelor ist man Anfang 20, da schickt man niemals Leute alleine zu Kunden, schon gar nciht ohne nennenswerte Einarbeitung. Was willst du mit dem Kunden überhaupt besprechen, was darfst du entscheiden?
Oder ist es eher so, dass du als Assistent mitfährst und Protokoll führst?

Wurden die Geschäftsreisen so im Vorstellungsgepräch besprochen. Was ist die Erwartungshaltung an die Aufgabe, die du ausführst?

antworten

"Kundenberater" ohne Einarbeitungsphase? Wie willst Du die Kunden beraten, wenn Du eigentlich keine Ahnung hast? Oder sind Deine Produkte so einfach, dass es da nichts zu verstehen gibt? So sind evtl. auch die Beleidigungen zu erklären. Ich kann mich daran erinnern, dass wir auch schon mal Besprechungen mit Vertriebsbeauftragten ganz einfach beendet hatten, nachdem wir denen die Leistungsmerkmale ihrer Produkte erklären mussten. Und das waren immerhin Ingenieure.

Lounge Gast schrieb:

Hallo.

Vllt. ist es ein Luxusproblem, aber trotzdem möchte ich meine
jetzige Situation schildern:

Ich bin nach meinem Bachelor in diesem Januar bei einem
Automobilzulieferer eingestiegen. Ich arbeite dort seit 3
Monaten als Kundenberater.
Ohne eine intensive Einarbeitung übernahm ich einige Kunden,
die unsere Produkte kaufen und verbauen.
Deshalb bin ich öfters auf Geschäftsreise (meistens Ausland).

Vor meinem Studienabschluss habe ich öfters Leute mit viel
Auslandseinsatz beneidet. Jetzt erfinde ich mich gerade als
Berufseinsteiger neu, was/wer ich bin.
Selbst wenn ich auf Geschäftsreise bin, dann fliege ich
meistens nach Frankreich (weit entfernt von Großstädten) oder
nach Tschechien (ebenfalls weit entfertn von Großstädten).
Ich fühle mich nicht wohl, wenn ich auf Geschäftsreise
Kundentermine habe und danach bis 23 Uhr alle Mails
bearbeiten muss.
Dadurch habe ich für mich selbst herausgefunden, dass ich
eher in einem Büro arbeite und meinen Schlaf lieber zu Hause
habe als in einem 4 Sternen Hotel.

Das nächste Problem ist, dass ich sehr flexibel und mobil
sein muss.
D.h., ich erfahre leider ständig einen Tag davor, ob ich ins
Ausland muss oder nicht.
Ich habe meistens Termine mit meinen Kunden und OEM
(Autobauer wie BMW, Hyundai, Daimler etc.).
Ein Meeting mit OEM ist leider nicht so toll, weil OEM Druck
ausüben und agressiv agieren (Sie gehen sogar so weit, dass
sie emotional werden. Manchmal höre ich auch persönliche
Beleidigungen).

Wenn ich ein Meeting mit meinen Kunden und OEM vor mir habe,
dann muss ich meistens auch am Wochenende arbeiten (Es wird
von meiner Firma erwartet, dass ich kein Blamage kriege und
dass ich als Feuerwehrmann was gegen agressives Verhalten von
OEM unternehmen soll).

Einerseits habe ich dadurch "wertvolle" Erfahrungen
und Vertrauen von der Firma (Ich weiß nicht, ob Vertrauen das
richtige Wort ist. Es kann auch sein, dass keiner solche
Meetings nie wieder erleben will, weshalb man lieber einen
Berufseinsteiger einfach ins kalte Wasser schmeisst). Aber
andererseits bin ich leider nicht der Karrieretyp, der
ständig auf Geschäftsreise ist und am WE arbeiten will.

Verbaue ich einige Meetings (ohne Erfolg), dann habe ich ein
großes Problem.
Obwohl ich seit 3 Monaten meinen allerersten Job in meinem
Leben ausübe, habe ich bereits 10 Geschäftsflüge und 15
Zugfahrt hinter mir. Bis jetzt habe ich mich selbst unter
Druck gesetzt und durchgebissen, sodass ich bis jetzt
zufriedene Ergebnisse lieferte.
Aber ich bin langsam müde und will keine Geschäftsreise mehr
(Geschäftsreise im Inland ist vollkommen egal).

Wie gesagt, man erfindet sich neu in jeder Phase. Jetzt weiß
ich, was für ein Typ ich bin.

Wie erlebt Ihr Eure persönliche Entwicklung nach dem Studium
bzw. während Eurer Karriere?

antworten

Ich bin der TE.

Vielen Dank für Eure Antwort.

Zu Euren Fragen:

1. Ich bin leider alleine unterwegs. Da viele Produktionslinien im Industriegebiet sind, muss ich immer von Großstadt aus mind. 3 Std. mit einem Auto unterwegs sein.

2. Das mit persönlichen Beleidigungen stimme ich Dir zu. Allerdings haben Autobauer im Vergleich zu Automobilzulieferern immer das Sagen und können das Gespräch so lenken, dass es ihnen vorteilhaft ist.

3. Ich bin gerade 28 Jahre alt und habe meinen Bachelor mit dem Alter von 28 abgeschlossen. Der Grund, warum mein Studium so lange gedauert hat, war, dass ich während des Studiums meine Selbstständigkeit ausübte.

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Lieber TE -

3 MONATE(!) Geschäftsreisen und schon "müde"? Du hast noch sehr viel Lebensarbeitszeit vor Dir, wie willst Du die bewältigen?

Sprich mal mit Deinem Vater, wie dessen erste 3 Jahre (!) Berufsleben waren, vielleicht fehlt Dir ein wenig Perspektive.

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Kaltes Wasser ist nicht per se schlecht. Die Erfahrungen, die Du jetzt sammelst, können hart sein. Danach kann Dich aber nicht mehr viel schocken.

Persönlich beleidigen lassen musst Du Dich natürlich nicht. Wie gehen Kollegen damit um? Mein Rat: kurzer Verweis im Gespräch, dass Du nicht persönlich für mögliche Missstände verantworltlich bist, die negative Rückmeldung aber gern mitnimmst. Also professionell ein wenig Wind aus den Segeln nehmen. Dazu kommt mit der Zeit auch ein höheres Maß an Selbstvertrauen, was Dir bei der Abwehr hilft. Auch wenn OEM der Kunde ist: sie verdienen Geld mit Euren Produkten und laden Dich zum Gespräch ein. So schlecht kann es dann ja nicht sein....
Wenn Du ein Konfliktgespräch erwartest, bei dem auf Kundenseite auch höheres Management anwesend ist, bitte Deinen Chef mitzukommen und zu unterstützen. Mache ich auch mit 13 Jahren Erfahrung noch, um festgefahrene Situationen zu lösen. Zeigt auch das Commitment Deiner Firma, mit dem OEM zu arbeiten.

Zu guter letzt: ich würde nicht so schnell aufgeben. Es prasselt gerade sehr viel auf Dich ein. Sobald Sicherheit in den Gesprächen durch besseres Hintergrundwissen entsteht, wird der Bauchschmerz nachlassen.

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