Habe keine großen Ambitionen, weil ich den Sinn nicht sehe. Komme aus einer entspannten Mittelschichtsfamilie vom Land, Eltern einer im ÖD, andere knapp über Mindestlohn. Wir leben in einem großen Haus mit riesigem Garten, ich hatte eigentlich immer alles, was ich brauchte, und die neueste Technik etc machte mich nach dem dritten Mal auch nicht glücklicher.
Im Studium habe ich viele getroffen, die aus engen Wohnungen aus Städten kamen und dann selbst durch harte Arbeit versuchten, eine Stufe aufzusteigen und später mal die große Kohle zu machen, weil man denkt, dass dann alles besser wird.
Ich persönlich hoffe, in einem mittelgroßen Unternehmen, das mich halbwegs interessiert, in eine normale Product Manager o.Ä. Rolle zu bekommen, die ich größtenteils von zuhause ausführen kann. Ich verstehe bis heute nicht, was ich von überaus viel Führungsverantwortung haben soll, denn irgendjemand sitzt immer höher und bewertet am Ende deine Leistung. Der Lebensstandard ist sowieso so hoch, dass ein höheres Gehalt bei der hohen Steuerlast kaum einen Unterschied macht. Für 10-20k mehr musst du andauernd erreichbar sein, hast ständigen Leistungsdruck und weniger Freizeit. Und es gibt auch nur wenige Rollen, die mich dazu bringen würden, alles zu opfern. Ein Rad im System bei BASF, Bayer oder sonst einem uninteressanten DAX-Unternehmen zu sein, ist nicht das, wofür ich jeden Morgen aufstehe.
Es gibt unzählige Stories von ambitionierten Ivy-League-Studenten, die nach 1-2 Jahren schon keine Lust mehr auf ihren Beruf haben und lieber den Weg in kleine, entspanntere Buden suchen, die weniger zahlen und mehr Work-Life-Balance bieten. Glaube wir werden da alle im jungen Alter ziemlich zugemüllt mit "Inspiration" auf Instagram, dicken Autos, Traumjobs, was auch immer. In der Abi-Zeit dachte ich auch noch, dass man nur hart arbeiten müsste und dann schon alles irgendwie funktioniert, und die Boomer doch alle nur mal etwas positiver ans Leben gehen sollten. Mittlerweile bin ich nicht negativer, es ist mir einfach gleichgültig, man kommt in diesem Land sowieso irgendwo unter, und Reichtum kreiert man garantiert nicht in der Konzernkarriere, sondern über ein "1 out of a million" Start-Up oder sogar einem Neben-Business im Internet. Ich will da auch anderen nicht alles madig reden, denn das ist es nicht. Im Gegenteil, wir leben hier auch ohne die Stelle als DAX-Abteilungsleiter ein hervorragendes Leben, aber frei nach der 80/20-Regel bringt die Extrameile am Ende eben doch weniger als viele im Studium noch denken. Der Ex-KPMGler schreibt es ja oben, letztendlich hat irgendwer einen Kontakt und derjenige wird dann Partner oder Senior Manager oder sonst was.
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