Kam Mitte der 90er als Aussiedler nach Deutschland, trotz herausragender mathematischer und kreativer Talente (bin inzwischen bei Mensa, aber damals wusste ich nichts von Hochbegabung & Mensa) durfte ich nur auf die Hauptschule weil ich mir mit der Deutschen Sprache bzw. eigentlich nur mit der Rechtschreibung (Aufsätze, Lesen & Verstehen war kein Problem aber Dikate waren leider immer 5 oder 6) schwer tat.
Außerdem war es da noch unüblich, dass Ausländer oder Aussiedler aufs Gymnasium durften. Die sollten alle schön auf der Hauptschule unter sich bleiben.
Hauptschulabschluss mit 1,5. (Klasse 9)
Werkrealschul Abschluss (= Mittlere Reife, so ein Ba-Wü Ding) mit 1,2. War Schulbester und bis heute hat an der Schule keiner einen besseren Schnitt erreicht.
Dann Abitur auf dem Wirtschaftsgymnasium mit Leistungskursen BWL und Mathe.
Musste mir viele blöde Sprüche anhören, dass ich es nicht schaffe da nur von der Hauptschule komme usw.
Abi Note nur 2,5, u.a. weil die Lücken in Mathe und Englisch die ich von der Hauptschule gegenüber Gymnasiasten und selbst Realschülern hatte doch groß waren.
Außerdem hatte ich zwei Nebenjobs und jeden Tag 2 h Fahrtzeit zur Schule, was das Ganze nicht leichter gemacht. Trotzdem zumindest in Physik GK und BWL/VWL LK Abitur Jahrgangsbester. Ich denke grade in BWL / VWL war es mir möglich so gut zu sein, weil alle bei 0 anfangen hatten und ich keine Lücken aufholen musste.
Studium Wirt. Ing. an einer FH. Abschluss 2,0 ohne große Mühe. Wäre besser gegangen aber immer alles im ersten Anlauf bestanden und sehr schnell durchgezogen.
Dann berufsbegleitend Master of Sience, ebenfalls mit 2,0 gemacht.
Einstieg als Sachbearbeiter bei einem Mittelgroßen Konzern (30k MA).
Beförderung nach 2 Jahren zum Projektleiter.
Nach weiteren 2 Jahren Wechsel zu einem anderen Unternehmen als Abteilungsleiter (10 MA).
Nach 3 Jahren Beförderung an einen anderen Standort mit 110 direkten unterstellten MA.
Nach weiteren 2 Jahren Aufstieg zum Geschäftsführer eines Standorts mit 250 MA.
Mit Anfang 30 habe ich eine Geschäftsführer Position in einem Mittelgroßen Konzern.
Nicht schlecht, wenn man bedenkt welche Steine mir in meiner Ausbildung / Jugend im Vergleich zu einheimischen Kindern gelegt wurden und dass das etwas ist, was 99% aller anderen Arbeitnehmern in ihrer gesamten Laufbahn nicht erreichen.
Heute hat sich das Bild aber zeimlich gewandelt, die Gymnasien sind voll mit Kindern mit Migrationshintergrund. Meine Schwester hatte es zwar schon in den 90er aufs Gymnasium geschafft, war da aber das einzige Kind mit Migrationshintergrund und wurde u.a. von den Lehrern gemobbt ("Hattet ihr überhaupt Elektrizität in Kasachstan?" etc Sprüche gedrückt bekommen). Heute ist das wie gesagt deutlich durchlässiger.
Auf der anderen Seite ist das Niveau aber auch massiv gesunken.
Meine Cousine hat letztes Jahr ihr Fachabi in Richtung Wirtschaft mit nem 1,er Schnitt gemacht und weiß u.a. nicht was ein Monopol ist.
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