Student A (1,6 Bachelor Tax Big4):
Die Noten an sich spielen nach dem Berufseinstieg keine Rolle mehr. Es wird darauf geschaut, ob man sich ein brauchbares Wissen in dem Bereich, in dem sich die jeweilige Abteilung spezialisiert hat, aufgebaut hat (fachliche Kompetenz). Außerdem wird darauf geachtet, ob man Vorbild ist und andere anleiten kann (Führungskompetenz) und spätestens im Hinblick auf den Aufstieg zum Partner spielt dann noch das Repräsentations- und Verkaufstalent (Akquisefähigkeit) eine entscheidende Rolle. Je höher du aufsteigst, umso wichtiger werden die letztgenannten Kriterien.
Die Noten im Studium sind ja nur ein Indikator, wie du dich später in den drei genannten Kriterien schlagen wirst. Wenn du z. B. promoviert hast, ist der Dr.-Titel an sich ja nichts wert. Es geht vielmehr darum, dass wenn du promoviert hat, du dir wahrscheinlich auch das nötige Fachwissen der Abteilung besonders gut aneignen kannst. Und der Titel hilft dir evtl. auch, bei potenziellen Mandanten einen guten Eindruck zu machen. Theoretisch kann bei entsprechendem Talent aber auch jemand ohne den Dr.-Titel eine mindestens gleichwertige Karriere schaffen.
Student (3,3 Bachelor 3-Mann-Kanzlei):
Naja, hier sprechen die Noten ja nicht gerade dafür, dass man später das Steuerberaterexamen überhaupt schafft. Ihr müsst euch das so vorstellen, dass von der allgemeinbindenden Schule hin zum Studium ein Niveau-Anstieg stattfindet. Und vom Studium hin zum Steuerberaterxamen steigen die Anforderungen in gleicher Weise noch einmal an. Zusätzlich macht ihr das Examen während dem Beruf, was ziemlich schwierig ist, da wenig Zeit zum Lernen bleibt.
Aber gehen wir davon aus, du schaffst den Steuerberater trotzdem. Ich kann dir bei der 3-Mann-Kanzlei gleich sagen, dass du spätestens kurz vor dem Examen wahrscheinlich den Job bei der Klitsche verlieren wirst, da sich eine solche Kanzlei weder eine Freistellung zur Vorbereitung auf die Prüfung, noch ein auch nur "bescheidenes" Steuerberater-Gehalt leisten kann. Du wirst also später die Kanzlei wechseln müssen. Hier würde ich dir raten, den Wechsel so früh möglich zu machen, da du mit den Jahren immer teurer wirst (man will ja später nicht mehr für ein Einsteigergehalt arbeiten) und große Kanzleien / Unternehmen arbeiten doch ziemlich spezialisiert und haben in aller Regel überhaupt kein Interesse, einen teuren Quereinsteiger lange einzuarbeiten, wenn sehr viele billige Absolventen dort an die Tür klopfen.
Solltest du als Steuerberater im Bereich der kleinen bis mittleren Kanzleien bleiben, dann gelten im Prinzip die gleichen Anforderungskriterien wie oben bei den Big4 beschrieben, nur dass die Gewichtung etwas anders ist. Du kommst gerade bei den kleinen Kanzleien auch mit viel Halbwissen durch, da deine Mandanten ja kein eigenes Steuer-Know-How im Unternehmen haben und dir deshalb alles glauben, was du ihnen erzählst :=) Auch die meisten Mitarbeiter sind jetzt nicht soooo kompetent. Die Führungsqualitäten spielen bei kleinen Kanzleien am wenigsten eine Rolle, weil ich Chef und du ..... (ihr wisst schon, worauf ich hinaus will). Bei kleinen Kanzleien ist dagegen die Akquisefähigkeit das A und O. Ohne eigene Mandanten bist du (fast) nichts, selbst wenn du den Steuerberater-Titel hast.
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