Das Ganze ist komplizierter als der Tarifbereich und nicht so einheitlich geregelt. Deshalb wird es auf die meisten deiner Fragen keine allgemeingültige Antwort geben.
Das wichtigste ist, dass man außertariflich ist, d. h. der Tarifvertrag greift nicht mehr. Theoretisch ist man für alles selber verantwortlich, in der Praxis sieht es aber zumindest bei den großen Arbeitgebern so aus, dass es doch wieder einheitliche Regeln gibt die gelten. Die werden aber jeweils nur für die entsprechende Firma festgelegt.
Das von dir erwähnte IGBCE-Band gibt es so nicht, da die Bänder wie gesagt nicht von der Gewerkschaft für alle Firmen ausgehandelt werden. Wenn wir in der Chemieindustrie bleiben, gibt es bspw. bei Bayer andere Bänder als bei BASF, und wieder andere bei Lanxess oder Covestro oder Evonik. Und dabei unterscheiden sich nicht nur die höhen der Bänder, sondern auch die Gesamtstruktur, also wie viele Bänder es überhaupt gibt und wie sie zueinander liegen. Und um das noch verwirrender zu machen kann es auch noch sein, dass zwei Firmen zwar Bänder mit dem gleichen Namen haben, aber diese sehr unterschiedlich positioniert sind. So ist eine 4.2 bspw. bei BASF eine recht niedrige AT-Stufe in die man oft aus dem Tarif wechselt, während sie bei Bayer eine sehr hohe Stufe kurz unter dem Topmanagement ist (und entsprechend deutlich anders bezahlt wird).
Generell funktioniert es aber meist so, dass es ein Band gibt (von x bis y €) in dem man sich bewegt, oder zumindest bewegen soll. Denn man kann auch außerhalb dieses Bandes liegen. Und es gibt einen Zielpunkt, der das Gehalt angibt, dass man wenn man in diese Stufe eingestuft ist verdienen soll. Je nach Firma kann dieser Punkt die Mitte des Bandes sein oder die Obergrenze (manchmal auch noch was anderes).
Fängst du nun im AT-Bereich an, wirst du ein Anfangsgehalt bekommen. In den meisten Fällen wird die Firma das festlegen, manchmal kann man ein bisschen mitreden. Meistens liegt dieses Gehalt irgendwo um das untere Ende des Bands. Dann gibt es (meistens 1 x im Jahr) Gehaltsrunden, bei denen dein Gehalt angepasst wird. Dabei spielt sowohl die allgemeine Entwicklung der Firma eine Rolle (ähnliche wie bei Tariferhöhungen), aber auch deine persönliche Leistung. Die Gehälter entwickeln sich also nicht für alle gleich schnell, wie man es vom Tarif kennt. Als Ziel sollst du meistens innerhalb einer gewisse Zeit (einige Jahre) den Zielpunkt erreichen. Bist du überdurchschnittlich gut, dann etwas schneller, bist du eher unterdurchschnittlich, dann etwas langsamer.
Wie lange es aber dauert hängt (neben dir selbst) sehr von der Firma ab. Genauso wie groß der variable Anteil ist und wo man genau startet.
Ob es sich lohnt ist eine individuelle Frage. Hängt zum einen sehr vom entsprechenden Unternehmen ab, aber auch von der Position und deiner persönlichen Entwicklung. Das Gehalt ist bei ATlern im Normalfall ersteinmal höher als im Tarif. Dafür arbeiten sie aber auch im Durchschnitt mehr und Überstunden sind fast immer schon mit dem Gehalt abgegolten (und werden auch gar nicht erfasst). Außerdem hast du wie oben schon geschrieben eine größere individuelle Komponente. Und auch der variable Anteil macht im AT-Bereich oft einen größeren Teil des Gehalts aus (in guten Jahren ist das gut, in schlechten allerdings sinkt das Gehalt auch stärker als im Tarif).
Wenn man die Wahl zwischen Tarif und AT hat, lohnt sich nach meiner Erfahrung AT eigentlich nur, wenn man von da noch weiter will. Wenn man dauerhaft auf der 1. Stufe bleibt, wäre der Tarif oft die bessere Wahl gewesen. Möchte man noch mindestens eine Stufe weiter auf der Karriereleiter, dann lohnt sich AT. Aber das gilt nur für die Firmen die ich kenne. In anderen kann es schon wieder ganz anders aussehen. Und wenn man sich aus dem Chemie-Kosmos heraus bewegt wird es nochmal komplizierter.
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