Aktuelle Immobilienpreise
WiWi Gast schrieb am 10.02.2023:
WiWi Gast schrieb am 09.02.2023:
Moin,
ich wollte mir eigentlich die Mühe machen & jetzt eine lange Gegenrede halten, aber ich bin es irgendwie leid, insbesondere wenn man in keiner Weise auf die vorgebrachten Argumente eingeht & stattdessen irgendwas von Geschirrspülmaschinen in Studentenwohnungen erzählt.
Unser Haushaltseinkommen lag noch in 2019 bei 4600 Euro netto und ist erst durch Besoldungsanpassungen (Berlin hat lange Jahre verfassungswidrig besoldet) sowie unvorhergesehene Beförderungen auf das jetzige Haushaltseinkommen von 6,2k angewachsen. Zur Wahrheit gehört auch, dass davon noch 500 Euro PKV abgehen also reden wir dann eigentlich von 4,1k in 2019 und 5,7k in 2023 (zwecks Vergleichbarkeit).
Und nein, auch wenn Ihr noch so oft behauptet, dass damit ein Haus in Berlin bezahlbar gewesen wäre - wird das nicht wahrer. Ich habe es vernünftig durchkalkuliert ab dem Zeitpunkt wo unsere persönlichen Umstände so waren, dass der Gedanke aufkam. ABER das war auch überhaupt nicht mein Punkt, weil wir - anders als immer behauptet - es eben grade nicht als naturgegeben sehen ein Haus kaufen zu können. Wir wollten uns beide nicht übernehmen, weil wir es aus unserer Sicht nicht leisten konnten. Und ich kenne ein paar Leute, die meinten sich mit unserem Gehalt ein Haus kaufen zu müssen in Brandenburg. Das sind genau die, die jetzt über Inflation, Lebensmittelpreise, Benzinkosten, KiTa Gebühren usw. jammern und jeden Monat schwitzen, dass bloß keines der beiden Autos kaputt gehen darf, weil man keine finanziellen Reserven hat. Neben dem, dass sie jeden Tag mindestens 2h mit Pendelei verbringen.
Zu dem Argument, dass die Boomer härter arbeiten mussten etc. - kann ich für meine Vergleichsgruppe nur einwenden, dass meine Boomer Kollegen mal eine wöchentliche Arbeitszeit von 37h hatten (heute 41,5h) sowie damals noch so Dinge wie Urlaubsgeld und ein volles 13. Monatsgehalt bekommen haben. Homeoffice bei 24/7/365 Schicht haben wir auch nicht. Auch das soll kein Gejammer sein, aber wenn man mir damit kommt, will ich es der Richtigkeit halber wenigstens erwähnen.
Unabhängig von unseren für dieses Forum grds. uninteressanten persönlichen Umständen - bleibe ich ganz grundsätzlich und allgemein dabei, dass die Wohnfläche in Deutschland aufgrund von Fehlanreizen falsch verteilt ist. Und das hat überhaupt nichts damit zu tun, dass ich nach Vater Staat rufe oder den für mein persönliches Glück verantwortlich mache. Das ganze Gegenteil ist der Fall. Mit einer gerechten Wohnraumverteilung könnte man völlig simpel und ohne Subventionen Wohnfläche gerechter verteilen.
Und dass Beck in einem EFH wohnt - ich gönne es ihm und jedem Anderen ehrlich. Das ist auch nicht das Grundproblem, sondern, dass viele bis zum Tod im EFH/großer Wohnung bleiben, obwohl ein großer Teil sogar gerne in etwas Kleineres ziehen würde - es finanziell aber keinen Sinn macht.
Aber wir werden hier auf keinen gemeinsamen Nenner kommen, müssen wir ja auch nicht. Das Thema wird sich durch Demografie in den nächsten Jahrzehnten selbst regulieren.
Grüße
Wenn ihr euch dagegen entschieden habt, eine Immobilie zu kaufen, obwohl es finanziell möglich gewesen wäre, müsst ihr aber jetzt nicht vom Staat Umverteilung fordern.
Bis 2019 mit 4,1k netto hättet ihr wohl bis zu 450k Kredit bekommen. Ab 2019 dann schon deutlich mehr. Beides (gegebenfalls zuzüglich Eigenkapital) hätte für den Kauf einer familientauglichen Immobilie in Berlin auf jeden Fall gereicht.
Wir haben 2020-2021 viele Immobilien in Berlin besichtigt, bis wir fündig wurden, und da teilweise Wohnungen (keine Bruchbuden) mit 4-5 Zimmern und 90-140 qm für 380k - 450k gesehen. Verkehrstechnisch gut angebunden, in gut sanierten Häusern und guten Wohngegenden. Zudem haben wir auch nicht wenige Häuser unter 500k gesehen. Ich habe es nochmal nachgesehen, sogar eine leerstehende 5-Zimmerwohnung in einem komplett sanierten Haus mit Energieeffizienzklasse C am Alexanderplatz wurde für 480k angeboten, die für uns persönlich aber mangels Balkon zur Eigennutzung nicht in Frage kam.
Manche gute Angebote waren nur kurzzeitig online, manche auch ein paar Tage oder Wochen.
Bezüglich "Fehlanreizen" bei der Wohnraumverteilung stimme ich im übrigen zu, aber vermutlich anders, als du es meinst. Der Staat setzt tatsächlich Fehlanreize, indem er sich zu sehr in Wohnfragen einmischt. In erster Linie durch den Mieterschutz. Indem der Staat durch die Mietpreisbremse Bestandsmieten und durch Sozialwohnungen Sozialmieten künstlich niedrig hält, haben Mieter wenig Anreiz, die Größe ihres Wohnraums ihrem tatsächlichen Bedarf mit der Zeit anzugleichen. Das gilt nicht nur für ältere Mieter. Schon Wohnungen, die vor wenigen Jahren vermietet wurden, sind häufig deutlich niedriger als Neuvertragsmieten. Und wer einmal in eine Sozialwohnung kommt, dessen Einkommen wird im Laufe der Zeit kaum mehr überprüft. Zu diesen "mieterfreundlichen" Regelungen kommen dann noch angedachte Maßnahmen wie Verbote von Indexmieten oder Mietendeckeln. Durch solche Regelungen wird zudem der Neubau und die Sanierung von Wohnraum uninteressanter.
Neben der Begrenzung der Miete erschwert der Staat dann auch die Kündigung von Mietern, so dass für viele Mieter der Wohnraum fast genauso sicher ist als würden sie im Eigentum wohnen, und wenig Sinn darin sehen, eine Immobilie zu kaufen. Eine eigene Immobilie bedeutet auch Arbeit, die einem Mieter durch den Vermieter und die Hausverwaltung abgenommen wird.
Aus dem übertriebenen Mieterschutz bildet sich eine unselbständige Mietermentalität und Anspruchshaltung, dass der Staat schon alles regeln und sich um die Wohnverhältnisse kümmern müsse. Es wäre viel besser, wenn er sich da weitgehend heraushalten würde, Mietverhältnisse nicht stark reglementieren und zumindest Erstkäufer nicht durch hohe Kaufnebenkosten oder übertriebene Bauvorschriften beim Immobilienerwerb oder -bau behindern würde. Wenn der Staat schon aktiv wird, sollte er lieber den Käuferkreis auf Inländer beschränken, wie das auch Dänemark und Kanada praktizieren. Dadurch wären die Immobilienpreise noch um einiges niedriger, da weniger Nachfrage. Wobei, wie gesagt, die Immobilienpreise in Berlin im deutschlandweiten Vergleich ohnehin nicht besonders hoch waren und zumindest in der Niedrigzinsphase ein Immobilienerwerb auch mit durchschnittlichem Einkommen möglich war.
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