Dein Vater ist vermutlich deutlich jünger als ich. Sehr wahrscheinlich kann ich die Zeit 1980 bis heute viel besser beurteilen als Du.
Seit Mitte der 1980er Jahre war ich Beamter im höheren Dienst. In den 1980ern war die Leistbarkeit so miserabel, dass mir auch die Finanzierung für eine kleine 2 Zimmer Wohnung abgelehnt wurde.
In den 1990ern konnte ich dann eine gebrauchte alte Wohnung kaufen. Mit 10% Zinsen und einem hohen Kaufpreis. Finanzieren konnte ich das nur mit einem Nebenjob am Wochenende. Schwere körperliche Arbeit, zu der heute keiner von Euch mehr bereit wäre.
Eine neue 30qm 1-Zimmer-Wohnung in schlechter Lage ohne Balkon hatte 200k DM gekostet. Auch zu 10% Zinsen.. Garagenplatz kostete zusätzlich. 90er Jahre.
Ein einfacher Arbeiter konnte sich damals in keiner Großstadt eine Wohnung kaufen!
Anfangs der 2000er Jahren gingen die Kaufpreise parallel zu fallenden Zinsen zurück.
Ab 2009 gab es Immobilien zum Schnäppchenpreis. Da kostete die oben genannte
Ein-Zimmer-Wohnung nur noch 40k €. Die Erstkäufer aus den 90er Jahren ("Kapitalanleger") waren insolvent.
Ab 2009 stiegen die Preise wieder an und die Zinsen fielen immer tiefer.
In 2020 gab es dann die 0,8% Vollfinanzierungen ohne Eigenkapital.
WiWi Gast schrieb am 30.04.2024:
Wie Leute hier die aktuelle Situation teilweise herunterspielen, ist erschreckend.
Nehmen wir die aktuelle Gen-Z als Ausgangspunkt, sieht die Lage viel schlimmer aus als für die Generationen zuvor.
Mein Vater kam als Einwanderer ohne anerkannten Abschluss in dieses Land und hat als Alleinverdiener eine Familie mit 2 Kindern + 4-Zimmer-Wohnung in einer süddeutschen Großstadt finanzieren können.
Innerhalb von 12 Jahren war die Wohnung abbezahlt und größere Fernreisen auf die Malediven oder Thailand waren dann auch drin.
Ich stehe nun am Ende vom Master und kann mir als kommender Junior Consultant im Konzern mit Glück eine 2-Zimmer-Wohnung über die nächsten 30 Jahre in derselben Stadt finanzieren.
Wie mit der aktuellen Inflation und Rezession dann auch noch eine Familiengründung funktionieren soll, weiß ich nicht.
Meine zukünftige Frau müsste dann wahrscheinlich auch fast Vollzeit arbeiten, um denselben Lebensstandard wie meine Eltern vor 20 Jahren zu erreichen.
Davon mal abgesehen sind die Kosten für Bau und Sanierung in den letzten Jahren dermaßen in die Höhe geschossen, dass es sich kaum noch rentiert, eine alte Wohnung/Haus zu kaufen, außer man bezahlt befreundete Handwerker mit Bierkästen.
Dazu kommt, dass die Rendite auf die erworbenen Immobilien kaum noch so absehbar sein wird wie in den letzten 10 Jahren.
Meine Hoffnung war immer, dass durch den demographischen Wandel mehr Wohnraum frei wird und die Preise langsam wieder sinken, aber durch die hohe Zuwanderung scheint mir das in meiner Lebenszeit unwahrscheinlich.
Der große Einbruch an Neubauten setz dem noch die Krone auf.
Ich hoffe, ich konnte euch an meinem Beispiel zeigen, dass sich die Situation zumindest in den letzten 30 Jahren mehr oder weniger kontinuierlich verschlechtert hat.
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